Vorbereitet sein auf das Ende

Predigt über Matthäus 24,36-51 zum Altjahrsabend

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Nur noch wenige Stunden trennen uns vom Ende des alten Jahres, danach können wir die abgelaufenen Kalender ins Altpapier werfen. Es sind Kalender, die schon vor zwei Jahren gedruckt wurden. Denn schon vor zwei Jahren wusste man, dass dieses Jahr mit dem 31. Dezember zuende geht.

Mit dem Ende der Welt verhält es sich anders: Da weiß niemand im Voraus, wann es kommt. So werden wir auch in keinem Kalender des neuen Jahres den Vermerk finden: Heute Ende der Welt. Sogar Jesus wusste in seinen Erdentagen nicht, wann das Ende der Welt kommen wird, und er hat das seinen Jüngern auch offen gesagt. Er sagte: „Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.“ Ja, das ist Gottes großes Geheimnis, wann auf unserm Globus und im gesamten Universum alles aus den Fugen gerät und Jesus in all seiner Herrlichkeit wiederkommt, um die Seinen ins ewige Leben zu führen.

Aber auch wenn das Datum Gottes Geheimnis ist und bleibt, so brauchen wir doch aus der Tatsache des Jüngsten Tages kein Geheimnis zu machen. Im Gegenteil: das ist unser großes Ziel, darauf läuft unser Leben und die Welt­geschichte hinaus. Für alle, die zu Jesus gehören, ist das Ende der Welt zugleich der Anfang des besten Teils ihres Lebens. Ich finde es deswegen schade, dass das Wiederkommen Christi in den Gedanken und Gesprächen der Christen so wenig vorkommt. Auch viele prominente Kirchen­vertreter scheinen lieber sozial­politische Kommentare abzugeben als die Menschen daran zu erinnern, dass Jesus jederzeit wiederkommen kann und dass wir als christliche Gemeinde ganz bewusst auf dieses Ereignis zuleben. Auch wenn es in keinem Kalender des neuen Jahres verzeichnet ist, kann es doch durchaus geschehen, dass die Welt in den nächsten Wochen und Monaten aufhört zu existieren. Das Weltende muss nicht so schnell kommen, aber es kann.

Jesus selbst hat oft und ausführlich vom Ende der Welt gepredigt, und er hat diese Predigten mit vielen Beispielen und Gleichnissen an­gereichert. Allein in dem Abschnitt aus Matthäus 24, den wir als Predigttext gehört haben, erzählt Jesus drei solcher Geschichten, und zwar ein Beispiel und zwei Gleichnisse.

Das Beispiel ist die Sintflut­geschichte. Noahs gottlose Zeitgenossen rechneten nicht damit, dass eine große Flut kommen würde, eine weltweite Katastrophe, die ihrem Alltags­treiben ein jähes Ende bereiten wird: den täglichen Mahlzeiten, dem Eheleben, der Feldarbeit, dem Kochen und was noch alles zum Alltag gehört. Jesus sagte: „So wird es auch sein beim Kommen des Menschen­sohns.“ Alle werden in ihrem normalen Alltag stecken und niemand wird vorher ahnen, dass nun Schluss ist.

Danach erzählte Jesus das sprich­wörtlich gewordene Gleichnis vom Dieb. Einbrecher gibt es nur, weil sie unerwartet kommen können. Wenn der Besitzer eines Eigenheims wüsste, dass in der nächsten Nacht Einbrecher kommen, dann würde er sich schon zu helfen wissen und Vorkehrungen treffen, um sie abzuwehren. Deswegen ist es die Art von Einbrechern, unerwartet zu kommen. Ebenso unerwartet kommt das Weltende, wenn Jesus erscheint.

Und dann erzählte Jesus noch ein weiteres Gleichnis. Ein Gutsbesitzer ist verreist und hat seinem Verwalter alle Vollmachten erteilt, um den Betrieb weiter­zuführen. Weil dieser Verwalter einen schlechten Charakter hat und außerdem denkt, dass sein Herr noch lange nicht heimkehren wird, spielt er den wilden Mann, schikaniert die Knechte und Mägde, betrinkt sich und richtet allerhand Unheil an. Aber plötzlich und unerwartet ist sein Chef wieder da und bekommt alles mit. Nun muss sich der Verwalter auf eine schlimme Strafe gefasst machen. Ebenso unerwartet wie dieser Herr, sagt Jesus, wird der Jüngste Tag kommen.

Warum erzählt Jesus das alles so ausführlich? Warum bringt er gleich drei Geschichten auf einmal? Warum sollen wir uns Gedanken über den Jüngsten Tag machen, wenn wir doch nicht einmal wissen, wann es soweit sein wird? Die Antwort: Gerade deshalb sollen wir uns Gedanken über ihn machen. Denn wenn wir wüssten, dass Jesus erst in zwanzig Jahren kommt, dann wären wir versucht, die Vorbereitung für diesen Tag hinaus­zuschieben und uns ganz auf das Diesseits zu kon­zentrieren. Das will Jesus nicht, sondern er möchte, dass wir zu jeder Zeit auf sein Wiederkommen vorbereitet sind. Genau das hat er in den wichtigen Sätzen zwischen den Geschichten gefordert. Da heißt es zum einen: „Seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint.“ Und da heißt es zum andern: „Wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.“

Lasst uns mit solchem Wachen, mit solcher Bereitschaft für das Wiederkommen des Herrn, ins neue Jahr gehen. Lasst uns so leben, dass er an jedem der vor uns liegenden Tage kommen kann. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass wir alles, was Jesus nicht gefällt, mit dem alten Jahr hinter uns lassen sollten. Wir können das gleich in der Beichte bei ihm abgeben. Es bedeutet ferner, dass wir unsere Glaubens­lampen mit frischem Öl vom Heiligen Geist füllen lassen, damit sie weiter­brennen. Auch das geschieht in der Beichte, wenn uns die Sünden vergeben werden, und es geschieht auch auf allen anderen Wegen, mit denen Gottes Vergebung und das Evangelium von Jesus Christus zu uns kommt: beim Hören auf Gottes Wort, beim Abendmahl und beim Segen. So gestärkt, sind wir bereit, an jedem Tag auf das herrliche Ziel zuzuleben, das wir vor Augen haben. Die Leiden und Ent­täuschungen des Lebens können uns dann nicht verbittern, die Freuden und Erfolge können uns nicht ablenken von unserem wieder­kommenden Herrn. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir uns den alltäglichen Pflichten entziehen sollten, andererseits auch nicht, dass wir an nichts mehr in der Welt Freude haben dürften. Es bedeutet aber, dass wir bei allem die Vorläufig­keit und Vergänglich­keit der Welt vor Augen haben. Denn die Welt ist ebenso vergänglich wie dieses abgelaufene Jahr, und Christus kommt so gewiss wie das neue. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2015.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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