Willkommen zum richtig guten Leben

Predigt über Matthäus 11,25-30 zum Sonntag Kantate

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Wenn der Gesangsstar beim Konzert das Lieblings­stück anstimmt, wenn der Fußballstar ein geniales Tor schießt, wenn der berühmte Professor vor Hunderten von Studenten eine glanzvolle Vorlesung hält, dann kennt der Jubel keine Grenzen: Man klatscht, man trampelt, man schreit, man springt auf… Wenn man schon Menschen so begeistert zujubelt, dann sollte man erst recht Gott zujubeln. Das geschieht auch seit ältesten Zeiten. Viele Psalmen im Alten Testament geben Zeugnis davon, und auch danach hat jedes Jahrhundert eigene Loblieder hervor­gebracht. Wenn wir hier Gottes­dienst feiern, dann schöpfen wir stets aus diesem großen Schatz des Gottes­lobes, angefangen von den uralten Psalmen bis hin zu brandneuen Lobpreis­liedern.

Auch Jesus selbst hat mindestens ein Lobpreis­lied für seinen himmlischen Vater getextet. Wir haben es heute als Evangeliums­lesung gehört. Jesus jubelte: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde!“ Jesus tat das nicht, weil religiöse Lobgesänge sein Hobby waren. Jesus zeigte damit vielmehr: So sollten es alle Menschen machen. Wir alle gehören ja zu Himmel und Erde, wir alle sind Teil seiner Schöpfung. Der Sinn der Schöpfung besteht darin, den Schöpfer zu loben; das ist unser Lebens­zweck. Wenn wir den himmlischen Vater preisen, dann tun wir genau das, wozu wir geschaffen sind. Natürlich geht das auch anders als mit Singen. Wir können Gott auch mit unserm Tun preisen – sofern wir darauf achten, dass es ihm gefällt und unsern Mitmenschen hilft. Und wir loben Gott, wenn wir eine positive, dankbare Grund­einstellung zu dem Leben entwickeln, das er uns gegeben hat. Etwa so: Danke, Vater, dass ich heute aufstehen konnte, dass ich sehe und höre, dass ich Hände und Füße bewegen kann! Danke, Vater, dass ich sauberes Wasser habe, Essen und Trinken und vieles mehr, was wichtig oder einfach nur angenehm ist! Danke, Vater, für die Menschen um mich herum, die mich anlächeln und mir zeigen: Wie schön, dass es dich gibt! Ja, wir haben allen Grund, in den Jubel von Jesus einzu­stimmen: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde!“

Jesu Loblied geht merkwürdig weiter: „Ich preise dich, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. Ja, Vater; denn so hat es dir wohl­gefallen.“ So etwas Ähnliches steht auch schon in alten Psalmen, und Maria hat davon gesungen, als sie mit Jesus schwanger war: „Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.“ Mit Macht, Geld und Klugheit kann man zwar auf dieser Welt eine ganze Menge erreichen, aber Gott erkennen kann man damit nicht. Die Mächtigen, Reichen und Klugen neigen auch eher zu einer sorgen­vollen als zu einer dankbaren Grund­einstel­lung. Wer Gott loben und Dankbarkeit lernen will, der muss bei den kleinen Kindern in die Schule gehen: Die können sich noch ungetrübt freuen. Und die spüren auch, dass sie vollkommen abhängig sind – abhängig wie alle Menschen von Gott. Diese Abhängig­keit ist es, die das Evangelium aufdeckt: Keiner kann von sich aus richtig leben, keiner kann von sich aus glauben und keiner kann sich selbst das ewige Leben verdienen, aber Gott will das allen schenken.

Mit dieser Erkenntnis stehen wir vor der Tür zum Himmel, vor der Tür zur Seligkeit, vor der Tür zu richtig gutem Leben. Wir brauchen nur noch den passenden Schlüssel, um sie aufzu­schließen. Dieser Schlüssel ist Jesus selbst, Gottes ein­geborener Sohn. Denn weiter heißt es in Jesu Loblied: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.“ Vergesst alle Religion, vergesst alle Spiri­tualität, vergesst alles schöne Gerede von Frömmig­keit! Benutzt stattdessen den einzigen Schlüsssel, der die Tür zu richtig gutem Leben auf­schließen kann: Vertraut Jesus Christus, dem Sohn Gottes, der für die Sünden aller Menschen am Kreuz gestorben ist; der dann am dritten Tag wieder auferstand von den Toten; der heute und ewig lebt. Alles ist ihm übergeben vom Vater, alle Herrschaft im Himmel und auf der Erde. Wer Gott und Gottes Liebe zuverlässig erkennen will, der kommt um Jesus nicht herum.

Ja, mit Jesus geht die Tür zum Leben auf. Helles Licht strahlt uns entgegen, und seine Stimme heißt uns willkommen. Sie lädt uns ein, zu ihm herein­zukommen. Sie sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken!“ So sagt Jesus es, so meint Jesus es, und darum steht es auch so über unserem Kirch­portal. Alle Menschen, alle Mühseligen und Beladenen, alle Erschöpften und Belasteten dürfen durch diese Tür in das richtig gute Leben eintreten, die Jesus mit seinem Leiden und Sterben auf­geschlossen hat.

Richtig gutes Leben bedeutet freilich nicht ein schmerz­loses Leben oder ein leidfreies Leben oder ein Leben nur mit Wohlstand und Spaß. Jesus mutet denen, die ihm vertrauen, manche Härten zu – dem einen diese, dem andern jene. Das hat er keineswegs ver­schwiegen, auch nicht in seinem Loblied. Da fordert er uns nämlich auf: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir.“ Wie Jesus selbst Kreuz und Leid von seinem himmlischen Vater willig angenommen hat, so sollen auch seine Nachfolger ihr „Joch“ annehmen – also das, was unbequem ist und belastet so wie ein schweres hölzernes Joch am Hals von Rindern, die einen Pflug ziehen müssen. Sanftmütig und demütig hat Jesus in einer seiner dunkelsten Stunden gebetet: „Vater, nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ In gleicher Weise beten wir im Vaterunser: „Dein Wille geschehe.“ Wer mit Jesus so beten lernt, der kann sich sogar im tiefsten Leid noch die Grund­einstellung des Dankens bewahren. Er lernt dann, Gott nicht nur mit dem Mund und mit den Händen zu loben, sondern auch im Stillhalten – im Aushalten des schmerz­haften Jochs, das Gott ihm zumutet. Und wer es so im Vertrauen annimmt, der macht dabei eine erstaun­liche Erfahrung: Er spürt, wie Gott ihm Kraft gibt, das scheinbar Un­erträgliche zu ertragen. Er erfährt sogar in besonderem Maß Gottes Liebe, Nähe und Beistand. Und er erfährt, wie sich erfüllt, was Jesus am Ende seines Loblieds verheißen hat: „Ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen.“ Und: „Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ Darum: Willkommen zum richtig guten Leben – mit Jesus! Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2015.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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