Bin ich gerecht und treu?

Kurzpredigt über Matthäus 25,21 und 1. Johannes 1,9 zu einem Pfarrkonvent

Liebe Brüder im Amt der Kirche!

Am Jüngsten Tag wird der Herr zu einigen sagen: „Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ Ob er das dann auch zu mir sagen wird? Er hat mir ja Gaben anvertraut, mit denen ich für sein Reich Gewinn er­wirtschaf­ten soll. Und ich habe diese Gaben nicht ängstlich vergraben. Nein, ich habe dieses Vermögen investiert und mich darum gemüht, dass daraus Gewinn für Gottes Reich entsteht.

Aber was ist, wenn der Erfolg ausbleibt? Wenn ich am Ende nicht zehn, nicht vier und nicht einmal einen Zentner vorweisen kann, sondern sagen muss: Herr, ich habe mich ver­spekuliert, es ist alles weg? Muss das vielleicht so sein, wie es schon in Moses Psalm heißt: „Unser Leben währet siebzig oder achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe?“ (Ps. 90,10) Oder muss es so sein, weil das der Kreuzes­theologie entspricht – der Sieg kommt nur durch die Niederlage, der Erfolg nur durch den Misserfolg? Oder investiere ich vielleicht gar nicht so erfolglos und kann bloß den Erfolg nicht sehen? Vielleicht soll ich ihn nicht sehen, damit ich nicht stolz werde. Werde ich also am Ende gar nicht mit leeren Händen dastehen?

Was aber, wenn doch? Was wird aus dem Knecht, der zwar mit Eifer Handel getrieben, dabei aber alles falsch gemacht und alles verloren hat? Ich weiß nicht, ob der Herr dann noch sagen wird: „Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht!“ Eins aber weiß ich, weiß es mit dem Apostel Johannes: „Wenn wir unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und renigt uns von aller Un­gerechtig­keit.“ Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2013.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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