Erstlingsgaben

Predigt über 2. Chronik 31,2‑6

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Gott schenkt uns viele Güter; er beschenkt uns durch Jesus Christus, seinen Sohn. Er beschenkt uns als seine Kinder und als Erben seines Reiches, denn das sind wir ja seit unserer Taufe. Er hat uns alle Sünde vergeben; sie trennt uns nicht mehr von ihm. Er hat uns den Heiligen Geist gesandt und schenkt uns durch ihn Liebe, Freude und Hoffnung. Er hat uns das ewige Leben verheißen; wir werden mehr als hundert Jahre leben, ja sogar mehr als tausend Jahre: Wir dürfen für immer in Gottes Nähe bleiben. Diese Heilsgüter sind wertvoller als alle Reichtümer der Welt; wir bekommen sie gratis als göttliche Gnaden­gaben. Ja, Gott meint es unendlich gut mit uns; er hat uns sehr lieb.

Nun wollen wir unserm Herrn dafür auch danken, denn wir freuen uns ja über seine Gaben. Wir wollen ihn loben und preisen mit Herzen, Mund und Händen. Und wir wollen so leben, wie der Apostel Paulus die Kolosser auf­gefordert hat zu leben: „Alles, was ihr tut, mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn“ (Kol. 3,17). Deswegen singen wir Loblieder. Deswegen beten wir Gott an. Deswegen wollen wir ihn mit Werken der Nächsten­liebe erfreuen. Aus Dank für Gottes Gaben versuchen wir, so zu leben, wie es ihm gefällt und recht ist.

Auch in der Kirche wollen wir uns bei Gott für seine Gaben bedanken. Die Bibel leitet uns an, wie das recht geschehen kann. Einer der Könige im alten Israel, und zwar Hiskia, wird uns da als gutes Vorbild vor Augen gestellt. Von ihm können wir lernen, wie wir Gott in der Gemeinde durch Dankopfer erfreuen können.

Hiskias Vorgänger war ein böser König gewesen; er hatte nicht nach Gott gefragt. Als dann Hisikia König wurde, hatte er den Tempel­dienst in Jerusalem wieder­herge­stellt. Er hatte viel Geld ausgegeben, um die Priester sowie ihre Helfer, die Leviten, anständig zu bezahlen. Er hatte Rinder als Opfertiere zur Verfügung gestellt, um den Opferdienst nach den Gesetzen des Alten Testaments wieder aufzu­nehmen. Dann forderte er das ganze Volk und besonders die Einwohner Jerusalems dazu auf, dass auch sie zur Bezahlung der Priester und Leviten mit ihren Abgaben beitragen sollen. Daraufhin brachten die Israeliten viele Gaben, und zwar, wie es heißt, „die Erstlinge von Getreide, Wein, Öl, Honig und allem Ertrag des Feldes; und auch den Zehnten…“ Das war ihr Dankopfer für Gott. Diese Gaben wurden dann verwendet, um die Priester und die Leviten zu bezahlen sowie alle anderen Ausgaben des Tempel­dienstes zu bestreiten.

Das ist für uns ein gutes Vorbild. Auch wir können Gott ehren, indem wir in der Kirche Dankopfer bringen. Sie werden gebraucht, um Pastoren und andere Mitarbeiter zu bezahlen und um die übrigen kirchlichen Ausgaben zu bestreiten. Lasst uns dabei darauf achten, wie solche Dankopfer nach biblischem Vorbild aussehen sollen. Die Bibel spricht von „Erst­lingen“ und vom „Zehnten“. Was ist damit gemeint?

„Erstlinge“ meint all das, was zuerst geerntet wird. Wenn jemand Weizen erntet, dann soll der erste Sack davon ein Dankopfer sein und Gott gehören. Wenn jemand eine junge Kuh besitzt und die ihr erstes Kälbchen zur Welt bringt, dann soll dieses Kalb ein Dankopfer sein und Gott gehören. Und wenn jemand seinen Monatslohn bekommt oder sonst irgendeine finanzielle Zuwendung, dann reseviere er sogleich einen Teil davon als Dankopfer für die Kirche; das sei seine Erstlings­gabe. Wenn alle Christen das so machen würden, dann fiele es nicht schwer, die Pfarrer und Mitarbeiter der Kirche ordentlich zu bezahlen und auch alle anderen kirchlichen Ausgaben zu bestreiten.

Erstlings­gaben sind wichtig. Es ist wichtig, zuerst an Gott zu denken, wenn man etwas bekommen hat – nicht nur, damit man das Dankopfer nicht vergisst, sondern auch aus anderen Gründen. Drei davon will ich jetzt nennen.

Erstens: Wenn wir Erstlings­gaben opfern, dann erkennen wir damit an, dass all unser irdischer Besitz letztlich Gottes Eigentum ist und er ihn uns gewisser­maßen nur als Leihgabe überlassen hat. Gott ist es ja, der auf den Feldern das Getreide wachsen lässt und der das Vieh geschaffen hat und der uns Kraft gibt, uns durch unserer Hände Arbeit den Lebens­unterhalt zu verdienen. Alles, was wir haben, ist letztlich Gottes Geschenk und Segensgabe.

Zweitens: Wenn wir Erstlings­gaben ofern, dann bekennen wir damit, dass Gott die Nummer Eins in unserem Leben ist. Erinnern wir uns an die Erklärung zum 1. Gebot in Luthers Kleinem Katechis­mus: „Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.“ Über alle Dinge – deswegen sollen wir auch Gott von unseren Einnahmen geben, bevor jemand anderes etwas davon bekommt. Mit Erstlings­gaben zeigen wir: Gott ist der Erste für uns, und Jesus ist unser Herr und König, der über allen Menschen steht.

Drittens: Wenn wir Erstlings­gaben opfern, dann verleihen wir damit unserem Vertrauen Ausdruck, dass Gott uns auch in Zukunft mit allem Nötigen versorgen wird. Wir sagen dann nämlich nicht: Erstmal brauche ich das Geld für mich, um gut leben zu können, und falls dann noch etwas übrig bleibt, kann ich es ja der Kirche geben. Wer so handelt, der handelt nicht vertrauens­voll. Lasst uns Gott Erstlings­gaben geben und zu­versicht­lich sein, dass Gott uns das Übrige segnen wird und wir damit genug haben.

Nun fragt ihr vielleicht: Wieviel Erstlings­gaben sollen wir denn geben? Die Israeliten sollten den Zehnten geben, also einen Sack von zehn Sack Getreide und einen Korb von zehn Körben mit Feigen und einen von zehn Schekel Silber. Als Christen stehen wir nicht mehr unter dem alt­testament­lichen Gesetz, genau zehn Prozent als Abgabe leisten zu müssen. Wir empfangen das Evangelium gratis als ein göttliches Geschenk, und so brauchen wir auch für die Taufe und das Heilige Abendmahl und die Vergebung der Sünden nichts zu bezahlen. Denken wir bloß nicht, wir könnten uns Gottes Segensgaben kaufen! Aber bedanken können wir uns; darum sprechen wir ja auch von einem Dankopfer. Nun noch einmal die Frage: Wieviel sollen wir opfern? Jeder Christ sollte sich in seinem Herzen da etwas Bestimmtes vornehmen. Der Zehnte ist zwar kein Gesetz für uns Christen, aber er ist eine gute Richtlinie. Wer tausend Euro bekommt, der gebe fröhlich hundert davon als Dankopfer und Erstlings­gabe, und wer fünfhundert bekommt, der gebe fröhlich fünfzig. Und wenn jemand meint, das könne er nicht, dann gebe er vielleicht dreißig oder zwanzig. Er sehe aber zu, dass er sich nicht selbst betrüge und aus seinem Dankopfer nur ein schäbiges kleines Trinkgeld für Gott wird.

Ich empfehle durchaus, den Zehnten als gute Richtlinie zu befolgen – freiwillig und fröhlich. Wer Freude daran hat, kann natürlich auch mehr geben. Wichtig ist, dass wir im Auge behalten: Die Erlösung durch Jesus Christus kann man nicht kaufen, und man braucht sie auch nicht zu kaufen, denn die ist in jedem Fall gratis. Aber wer sich vornimmt, einen bestimmten Prozentsatz seines Einkommens als Erstlings­gabe zu opfern, und wer diesen Vorsatz dann auch treu ausführt, der ist dabei gesegnet. Durch den Propheten Maleachi hat Gott zugesagt: „Bringt die Zehnten in voller Höhe in mein Vorrats­haus, auf dass in meinem Hause Speise sei, und prüft mich hiermit…, ob ich euch dann nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herab­schütten die Fülle“ (Mal. 3,10). Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 1996.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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