Liebe Konfirmanden, liebe Gemeinde!
Konfirmation – ein besonderes Ereignis für euch Konfirmanden, für eure Familien, für die ganze Gemeinde! Das wird auch an manchen Äußerlichkeiten deutlich, zum Beispiel an der Kleidung. Meistens sind es ja neue Sachen, die extra für diesen Anlass gekauft worden sind. Mancher in der Gemeinde fragt sich vielleicht vorher neugierig: „Was werden unsere Konfirmanden in diesem Jahr wohl tragen?“ Zwei Generationen früher war das kein Thema: Selbstverständlich trugen die Konfirmandinnen und Konfirmanden schwarz. Dann kamen für eine gewisse Zeit weiß Kleider in Mode, und heute kann man zur Konfirmation eigentlich alles tragen, was man will. Trotzdem macht man sich Gedanken darüber, und vielleicht ist ja die Kleiderfrage in den Familien auch ausgiebig erörtert worden.
Nun wissen wir ja alle, dass die äußerlich sichtbare Bekleidung bei der Konfirmation nur eine Nebenrolle spielt. Auch wenn ihr Konfirmanden in Alltagskleidung gekommen wärt, würde das die Bedeutung der Konfirmation nicht beeinträchtigen. Es geht bei der Konfirmation vielmehr um eine unsichtbare Bekleidung. Es geht um ein wunderbares Kleid, einen wunderbaren Anzug, den der innerliche Mensch trägt, der geistliche Mensch. Es ist auch eine neue Kleidung, aber sie ist nicht erst seit heute neu: Nach menschlichen Maßstäben haben diese Kleider schon etliche Jahre auf dem Buckel. Es handelt sich um das Gewand, das euch Konfirmanden in der Taufe angezogen wurde. Eure unsichtbare Konfirmationskleidung ist also quasi zugleich euer unsichtbares Taufkleid. Die Bibel nennt diese Kleidung „Kleider des Heils“ und „Mantel der Gerechtigkeit“. Im Neuen Testament wird sie als weißes Kleid beschrieben, as Sinnbild der Unschuld, der Sündlosigkeit. Denn der, der euch diese Kleidung geschenkt hat, vergibt euch alle eure Sünden: Jesus Christus. Ja, er selbst ist eigentlich das Gewand, das ihr bei der Taufe angezogen habt, das ihr noch heute tragt und das ihr hoffentlich in Ewigkeit tragen werdet. Wie ihr heute äußerlich in eurer Konfirmations-Festkleidung steckt, so steckt ihr innerlich in Jesus Christus drin. Genau das meint die Bibel, wenn sie davon spricht, dass jemand „in Christus“ ist.
Lasst uns diese wunderschöne Bekleidung ein wenig näher betrachten. „Christus“ heißt das Gewand, in dem wir stecken. Was wissen wir von ihm? Das Wichtigste: Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch. Und: Er ist der einzige Mensch ohne Sünde. Das heißt: Er war dem Vater im Himmel immer gehorsam. Er hat das ganze Gesetz erfüllt. Er hat sich immer an die Zehn Gebote gehalten. Er hat immer alle Menschen lieb gehabt. Er war aufrichtig, selbstlos und hilfsbereit. Und er war auch dann noch gehorsam, als der Vater das Schwerste von ihm verlangte – nämlich am Kreuz zu sterben und die Sündenstrafe stellvertretend für alle Menschen abzubüßen. Dieser gehorsame, sündlose, reine und heilige Christus, der ist unser Taufgewand. Wer in diesem Gewand steckt, wer also „in Christus“ ist, der kann sich vor Gott dem Vater sehen lassen. Denn dieses Gewand überdeckt alle Sünde, allen Ungehorsam und alle Unreinheit, die uns sonst von der Gemeinschaft mit Gott ausschließen würde. Mit diesem Gewand können wir auch am Jüngsten Tag vor Gottes Gericht bestehen. Unsere Sünde wird uns dann nicht verurteilen und zur Hölle fahren lassen, sondern unser Heilsgewand Christus wird uns den Freispruch bringen und das ewige Leben im Himmel ermöglichen. „Christi Blut und Gerechtigkeit, / das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, / damit will ich vor Gott bestehn, / wenn ich zum Himmel werd eingehn.“ Ja, wer in Christus ist, wer getauft ist, der hat es gut.
Nun ist dieses tolle Gewand aber keine Verkleidung, hinter der wir die Alten bleiben. Vielmehr verheißt uns Gott in seinem Wort: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur (das heißt: ein neues Geschöpf, also jemand ganz Neues). Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ Wer seit der Taufe in Christus drinsteckt, an dem arbeitet und wirkt der Heilige Geist: Er gestaltet ihn um, er macht ihn neu nach dem Vorbild Christi. Wer in Christus ist, lernt die Sünde meiden und Liebe üben; er lernt, gehorsam, selbstlos und hilfsbereit zu sein. Wer in Christus ist, der geht mit einer inneren Freude durchs Leben, die sich durch nichts erschüttern lässt. Ja, wer in Christus drinsteckt, in diesem wunderbaren Kleid, der hat es wirklich gut: nicht nur, weil er sich vor dem himmlischen Vater sehen lassen kann, sondern auch, weil er darin selbst ganz neu wird.
Nun darf man dieses Neu-Werden freilich nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt festlegen. Man kann nicht sagen: Bei der Taufe habt ihr Christus angezogen, und in der Konfirmation werdet ihr dann eine neue Kreatur. Nein, die Taufe braucht keine Ergänzung. Es ist auch nicht so, dass die Taufe durch euer heutiges Bekenntnis erst richtig wirksam würde, also dass ihr erst heute richtige Christen würdet. Nein, Gottes Handeln in der Taufe ist vollkommen gewesen, das zeigt ja schon die Redeweise: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur“, ein neues Geschöpf. Gott der Schöpfer hat euch da selbst zu neuen Menschen gemacht, ohne dass wir selbst darauf Einfluss hätten. Er hat euch das neue Gewand angezogen, hat euch obendrein seinen Heiligen Geist und den Glauben geschenkt, auch wenn ihr den als Säugling überhaupt noch nicht irgendwie äußern konntet. Was Gott damals bei der Taufe getan hat, das ist das Entscheidende, das ist vollkommen und gut.
Warum dann aber heute die Konfirmation? Nun, es geht heute darum, dass ihr, inzwischen fast erwachsen geworden, mit eigenem Mund den Glauben bekennt, den Eltern und Paten bei eurer Taufe stellvertretend für euch bekannt haben. Ihr habt heute Gelegenheit, euch zu euren neuen Kleidern zu bekennen, zu eurem Herrn Jesus Christus. Ihr werdet gleich mit eigenem Mund und hoffentlich auch von Herzen dem Teufel entsagen und euch dem dreieinigen Gott ergeben. Ihr sagt damit ungefähr Folgendes: Zu dieser Kleidung stehe ich; Christus will ich tragen; in Christus bin ich und will ich bleiben; mit diesem Glauben will ich auch selig werden. Auf dieses Bekenntnis hin erhaltet ihr den Konfirmationssegen und dürft zum erstenmal den Leib und das Blut Christi im Heiligen Abendmahl empfangen.
Wer eben genau zugehört hat, der hat herausgehört, dass die Worte der Konfirmanden über das bloße Bekenntnis „Ja, ich glaube“ hinausgehen: Sie enthalten auch ein Versprechen für die Zukunft. Dies taucht dann noch einmal ausdrücklich im Konfirmationsversprechen auf. Da gelobt ihr, dem Herrn Jesus Christus und seiner Kirche treu zu bleiben. Und ihr werdet eurem Ja dann die wichtigen Wörter hinzufügen: „mit Gottes Hilfe“. Ohne den Heiligen Geist kann niemand in Christus bleiben. Rein menschlich gesehen würden wir schnell dieses Gewand wieder ausziehen und in irgendeine Ecke tun, so wie man es mit unbequemer Festtagskleidung tut, wenn man wieder zu Hause ist. Aber mit Gottes Hilfe werden die Kleider des Heils euch im Alltag ebenso begleiten wie an Festtagen, und ihr werdet merken, dass es die schönsten und bequemsten Textilien sind, die es gibt. Mit Gottes Hilfe werdet ihr auch nicht herauswachsen wie vielleicht aus den äußerlichen Konfirmationskleidern, denn die Kleider des Heils wachsen mit. Schon bei der Taufe haben sie euch gepasst und passen heute noch.
Nur mit Gottes Hilfe könnt ihr im Glauben bleiben und euer Konfirmationsversprechen halten. Der, der euch das Heil geschenkt und euch als neue Kreatur geschaffen hat, der muss euch auch darin erhalten und bewahren. Aber das heißt nicht, dass es nun gleichgültig wäre, was ihr weiterhin tut und wie ihr lebt. Denn eure Sache ist es nun, dass ihr euch in diesem Gewand richtig bewegt, dass ihr es also nutzt, dass ihr damit lebt. Dazu möchte ich euch und der ganzen Gemeinde zum Schluss noch vier „G“ auf den Weg geben – vier Tipps, wie man mit den Kleidern des Heils richtig lebt.
Das erste „G“ steht für Gottes Wort. Lest in der Bibel, und zwar regelmäßig. Und lasst dieses Wort euer Leben bestimmen. Hier habt ihr einen guten Maßstab für euer Leben, auch wenn er nicht unbedingt dem Zeitgeist entspricht. Hier habt ihr einen Trost und große Verheißungen. Hier werdet ihr vor Gefahren gewarnt, die zu großem Verhängnis führen können. Macht reichlich Gebrauch von Gottes Wort und müht euch weiter darum, es recht zu verstehen.
Das zweite „G“ steht für den Gottesdienst. Hier dient euch Gott mit seinem Wort und Sakrament. Hier stärkt er euch den Glauben. Hier erfahrt ihr die Hilfe, mit der ihr heute rechnet, wenn ihr sagt: Ja, mit Gottes Hilfe. Hier könnt ihr in der Gemeinde vor ihn kommen, ihn loben, ihm danken und zu ihm beten.
Das dritte „G“ fließt aus dem zweiten, aus dem Gottesdienst: Es ist die Gemeinschaft mit anderen Christen. Sie war schon immer wichtig. Nicht umsonst hat Christus die Kirche begründet und Hirten zu ihrer Leitung eingesetzt. Die Gemeinschaft mit anderen Christen ist in der heutigen Zeit besonders wichtig, weil in Schule, Beruf und Nachbarschaft eher unchristliche Einflüsse vorhanden sind. Wenn uns Christus prägen und der Glaube erhalten bleiben soll, dann geht das nicht ohne die Gemeinde.
Das vierte „G“ schließlich steht für die besonderen Gaben, die Gott euch mitgegeben hat – alles, was ihr habt und könnt. Nutzt diese Gaben und setzt sie stets zu Gottes Ehre ein. Vergesst dabei nicht eure Kirche und Gemeinde. Seid bereit, mitzuarbeiten, zu dienen und, wenn ihr Geld verdient, davon abzugeben. „Geben ist seliger als nehmen“, sagte Christus, und wer das beherzigt, der wird den Segen des Gebens erfahren (Apostelgesch. 20,35).
Liebe Konfirmanden, liebe Gemeinde, vergesst die vier „G“ nicht: Gottes Wort, Gottesdienst, Gemeinschaft und Gaben. Vor allen Dingen aber vergesst nicht, in welcher Kleidung ihr steckt: in den Kleidern des Heils, die Jesus Christus heißen. Lebt so, dass ihr euch dieser Kleider würdig erweist. Und vor allem: Legt sie nie, nie ab. Denn die Bibel sagt: „In keinem andern ist das Heil“ (Apostelgesch. 4,12). In keinem andern, nur in Christus! Amen.
PREDIGTKASTEN |