Liebe Konfirmanden, liebe Gemeinde, liebe Gäste!
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Konfirmanden sich allerhand wünschen zur Konfirmation. Viele malen sich auch schon aus, was sie sich von den erwarteten Geldgeschenken kaufen werden. Das ist keine Sünde, solange man weiß: Die Schenkerei ist bei der Konfirmation nur eine schöne Nebensache; die Hauptsache ist das Bekenntnis zu Christus sowie der göttliche Segen. Bei euch, liebe Konfirmanden, bin ich mir sicher, dass ihr die Hauptsache von der Nebensache zu unterscheiden wisst und darum erkennt: Der Konfirmations-Wunschzettel ist nicht das Wichtigste.
Aber vielleicht überrascht es euch, wenn ich nun sage, dass Gott euch heute seinerseits einen Wunschzettel vorlegt – euch und der ganzen Gemeinde. Denn nichts anderes ist die Epistel des heutigen Sonntags. Gott sagt uns Christen durch den Apostel Paulus, was er sich von uns wünscht und wie er sich das Leben in unserer Gemeinde vorstellt. Wir haben es eben gehört, ich will diesen Wunschzettel nur noch mal in Stichworten wiederholen: Barmherzigkeit, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld, Vergebung, Liebe, Lehre, Ermahnung, Loblieder und Dankbarkeit. Ja, das alles wünscht sich Gott von der christlichen Gemeinde, und zu der bekennt ihr Konfirmanden euch heute mit eigenem Mund und aus eigenem Entschluss. Wenn ihr nun gleich zu einem Leben im christlichen Glauben „Ja, mit Gottes Hilfe“ sagen werdet, dann sagt ihr damit auch zu diesem göttlichen Wunschzettel ja: Ja, so wollen wir leben, wie Gott es sich von Christenmenschen wünscht.
Ich möchte jetzt nicht näher auf die einzelnen Posten auf Gottes Wunschzettel eingehen. Es ließe sich viel dazu sagen; man könnte über jeden Begriff eine ganze Predigt halten; aber das will ich jetzt nicht tun. Ich möchte vielmehr fragen, wie wir denn grundsätzlich zu diesem Wunschzettel Gottes stehen. Überlegt euch das einmal, ihr älteren Christen, die ihr vor vielen Jahren oder Jahrzehnten konfirmiert wurdet: Ihr habt damals auch versprochen, christlich zu leben. Was ist daraus geworden?
Es mag wohl unterschiedlich aussehen. Einige nehmen Gottes Wünsche nicht so ernst und versuchen, nach eigenem Gutdünken durchs Leben zu kommen. Andere waren anfangs sehr eifrig und haben dann festgestellt, dass sie es bei aller Anstrengung nicht schaffen, nach Gottes Willen zu leben; sie haben irgendwann resigniert. Wieder andere machen sich selbst etwas vor und meinen, es sei bei ihnen alles in Ordnung, sie leben zu Gottes vollster Zufriedenheit. All das entspricht aber nicht dem richtigen Umgang mit Gottes Wunschzettel. Richtig machen es allein diejenigen, die darauf achten, was am Anfang und am Ende dieses Wunschzettels steht, was also das A und das O des Christenlebens ist.
Am Anfang lesen wir lauter Ehrentitel für uns Christen. Da heißt es: „So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen (und so weiter).“ Bevor Gott sich etwas von uns wünscht, erinnert er uns daran, was er uns geschenkt hat durch seine Sohn Jesus Christus: „Auserwählte Gottes“ sind wir, also Menschen, die Gott sich ausgesucht hat, um sie unverdienterweise selig zu machen. „Heilige“ sind wir auch – nicht aufgrund unseres Lebenswandels, sondern weil Christus alles Unheilige von uns abgewaschen hat, den ganzen Schmutz unserer Sünde. Dazu ist er Mensch geworden und in den Tod gegangen. „Geliebte“ sind wir schließlich, denn Jesus hat uns aus lauter Liebe erlöst, nicht aus Eigennutz oder Berechnung. Dies alles schenkt Gott den Gläubigen durch sein Wort und Sakrament. Jesus Christus schenkt sich uns selbst als Herr und Erlöser. Wir haben einen Heiland und Freund, der alles in Ordnung bringt in unserem Leben. Es kann gar nichts Besseres geben, als mit diesem Jesus zu leben. Und daran werden wir am Schluss von Gottes Wunschzettel nochmals erinnert, wo wir zusammenfassend aufgefordert werden: „Alles, was ihr tut, mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus.“
Liebe Konfirmanden, wenn ihr gleich „Ja, mit Gottes Hilfe“ sagen werdet, dann ist dabei das Entscheidende, dass ihr zu diesem Herrn Jesus Christus ja sagt und zu seinem gewaltigen Geschenk. Er verschenkt sich selbst für euch. Er hat sich schon längst geschenkt, damals am Kreuz, und er macht sich heute wieder neu zu eurem Konfirmationsgeschenk – dem Wertvollsten, was ein Mensch haben kann. Ihr seid erlöst und im Frieden mit Gott. Ihr habt einen Freund, der euch begleitet, der immer da ist, der euch in der größten Not beisteht, mit dem ihr alles besprechen könnt, der euch immer versteht. Ihr habt einen Freund, der euch nicht irgendwann wegstirbt, sowie es die alten Leute mit ihren Freunden und Bekannten erleben. Ihr habt einen Freund, der auch dann noch bei euch sein wird, wenn euer Leben hier zuende geht, und der euch dann durchtragen wird in den Himmel. Dort dürft ihr dann in alle Ewigkeit bei ihm bleiben. Das ist das Schönste und Beste, dass ihr diesen Jesus als Freund habt. Und wenn ihr euer Leben mit ihm lebt, dann wird es gelingen. Tut nur alles, was ihr tut, mit Worten oder mit Werken, in seinem Namen und zusammen mit ihm.
Und nun zurück zu Gottes Wunschzettel. Ich sagte vorhin: Derjenige geht richtig mit diesem Wunschzettel um, der auf den Anfang und das Ende achtet – der also alles im Namen Jesu tut und daran denkt, was er durch Jesus geschenkt bekommen hat. Denn wenn wir bedenken, wie Jesus uns aus Liebe erlöst hat, dann dürfen wir darauf vertrauen: Es ist das Beste, auch im alltäglichen Leben nach seinem Wunschzettel zu leben – das Beste für mein Leben und auch das Leben der christlichen Gemeinde. Wenn man so lebt, dann stimmt alles im Leben.
So wie meine Gitarre stimmt. Ich möchte das mal heute mit der Gitarre zeigen, weil ich sie gerade hier habe und weil heute der musikalische Sonntag Kantate ist. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ich gern daran zurückdenke, wie schön wir immer im Konfirmandenunterricht zur Gitarre gesungen haben. Stellen wir uns vor, jeder Wunsch in Gottes Liste ist eine gut gestimmte Saite: Barmherzigkeit, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld, Vergebung und so weiter. Nun werdet ihr merken: Es kann immer mal passieren, dass sich einzelnen Saiten verstimmen. Und dann stimmt das ganze Leben nicht mehr, sondern dann ist es ein Missklang. Die Harmonie ist weg. Was tun? Es wäre falsch, sich an Missklänge zu gewöhnen. Es wäre falsch, zu resignieren oder sich vorzumachen, es wäre trotzdem ein guter Klang. Nur eins hilft wirklich: die Gitarre stimmen. Genau das tut Jesus, wenn wir ihn darum bitten. Wenn also in eurem Leben mal was nicht stimmt, dann bekennt ihm, was schief gelaufen ist, und bittet ihn um Vergebung. Lasst euch diese Vergebung in der Beichte zusprechen. Nehmt sie auch im Heiligen Abendmahl an, das ihr ab heute in unserer Mitte feiert.
Erinnert euch also an Jesu großes Geschenk, an seine Erlösung, und nehmt es für euch in Anspruch. Lernt aus seinem Wort, wie euer Leben ein Wohlklang werden kann. Wenn ihr an Jesus festhaltet und von seinem Wort und Sakrament Gebrauch macht, dann stimmt's in eurem Leben, dann werden die schiefen Saiten wieder sauber gestimmt, und dann seid ihr ein Wohlklang zu Gottes Ehre. Darum möchte ich dies eine aus Gottes Wunschzettel euch doch noch besonders ans Herz legen: „Lasset das Wort Christi reichlich unter euch wohnen.“ Ja, geht viel mit dem Wort Christi um. Ich würde es jetzt gern tun und noch eine ganz lange Predigt darüber halten, aber man hat mich gebeten, dass ich mich heute kurz fasse. Diese Bitte will ich nicht ausschlagen. Reichlich wohnen soll das Wort Christi unter uns – aber es muss ja nicht alles heute gesagt werden. Bleibt nur dran an seinem Wort, sonntags in der Kirche und jeden Tag in der persönlichen Bibellese – ihr Konfirmanden und auch ihr Konfirmierten. Amen.
PREDIGTKASTEN |