Sieben Freudenkerzen

Predigt über Philipper 4,4‑7 zum 4. Advent

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Wenn wir zu etwas Schönem auf­gefordert werden, dann lassen wir uns das nicht zweimal sagen. In der Regel jedenfalls. Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel! So eine Ausnahme ist die Freude an Jesus Christus. Die müssen wir uns nämlich zweimal sagen lassen, und immer wieder noch einmal. Die Freude an Jesus Christus droht nämlich manchmal unter unseren Sorgen und Leiden zu ersticken. Wir starren oft auf das Weh und Ach unseres Lebens und unserer Welt wie das Kaninchen auf die Schlange. Dabei haben wir doch soviel Grund zur Freude! Dabei könnte unser Lebensklima doch überwiegend heiter sein! Aber das müssen wir uns eben zweimal sagen lassen. Zum Beispiel von Paulus, hier in dieser Epistel: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“ Und dann nennt Paulus lauter Dinge, die uns Christen Freude machen. In der Adventszeit freuen wir uns darüber, wenn wir eine Kerze nach der anderen am Advents­kranz anstecken können. In ein paar Tagen werden wir uns über die vielen Lichter am Weihnachts­baum freuen. Mit dieser Epistel steckt Gott sieben Freuden­kerzen an, und wir wollen uns von dieser Freude anstecken lassen: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“

Freuden­kerze Nummer eins: „Eure Güte lasset kund sein allen Menschen!“ Was für eine Güte? Natürlich Gottes Güte! Gottes Güte, die er reichlich über uns ausgegossen hat. Mit dem Taufwasser hat er sie reichlich über uns aus­gegossen, mit seinem Wort, mit seinem Geist: Nun wohnt Jesus Christus durch Taufe und Glaube in uns, und mit ihm Gottes Güte und Barmherzig­keit. Gott meint es so gut mit uns! Er rechnet unsere Schuld nicht zu; er straft uns nicht, wie wir es verdient haben; er ist gütig, gnädig und barmherzig. Ja, diese Güte ist reichlich über uns aus­gegossen. So reichlich, dass sie nun bei uns überfließt. Wie ein Glas Bier, das ganz voll­gegossen wurde und nun am Rand über­schäumt, so schäumt Gottes Güte in unserem Leben über, und die anderen Menschen haben auch noch was davon. Sie können und sollen sich mitfreuen mit unserer Freude, mitfreuen über Gottes Güte, die sie an uns merken.

Paulus schreibt weiter: „Der Herr ist nahe.“ Das sind gleich drei Freuden­kerzen auf einmal, Nummer zwei bis vier.

Freuden­kerze Nummer zwei: Gott der Herr ist uns nahe geworden durch seinen Sohn Jesus Christus, der Mensch wurde. Wie sieht Gott aus? Wie ist er? Wie steht er zu uns? Viele Leute meinen, diese Fragen kann man gar nicht eindeutig be­antworten, weil Gott so weit weg ist, weil er sich so verborgen hält. Aber das stimmt gar nicht. Gott ist ja nahe, nahe geworden durch Jesus. Ein Mensch ist er geworden, der für uns gelebt hat, der für uns gepredigt und Wunder getan hat, der für uns litt, starb und auferstand. Wie sieht Gott also aus? Wie Jesus Christus! „Wer mich sieht, der sieht den Vater“, sagte er (Joh. 14,9). Wie ist Gott? Barmherzig und liebevoll, wie Jesus Christus sich auf Erden gezeigt hat. Wie steht er zu uns? Er will uns heilen und erlösen, wie er einst die Kranken heilte und die Besessenen von den Mächten der Finsternis erlöste.

Freuden­kerze Nummer drei: Gott der Herr ist uns heute nahe, jetzt, hier. „Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende“, so hat er ver­sprochen. Freue dich! Auch wenn du allein bist, bist du nicht allein. Da ist einer bei dir, der dich lieb hat. Da ist einer, der all deine Sorgen versteht. Da ist einer um dich, der dich beschützt. Da ist einer, der zu dir redet in seinem Wort. Da ist einer, der in dich eingeht beim Heiligen Abendmahl. Da ist einer, der dich sonntags wie alltags begleitet, Tag und Nacht. Ob du im Bett liegst und schläfst oder ob du nicht schlafen kannst, ob du unterwegs bist, am Schreib­tisch sitzt oder mit Maschinen hantierst, ob du im Garten, in der Küche oder im Auto bist: Der Herr ist nahe, darauf kannst du dich verlassen!

Freuden­kerze Nummer vier: Der Herr kommt bald wieder; sein Kommen ist nahe. Er hat ver­sprochen, wieder­zukommen in all seiner Herr­lichkeit. Der alte Himmel und die alte Erde werden dann vergehen, und er wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, die nicht mehr unter der Sünde ächzen und stöhnen. Dieses wunderbare Paradies ist uns nahe, liebe Gemeinde, greifbar nahe! Lasst uns die letzten Tage oder Jahre, die Gott uns auf der alten Erde schenkt, nur treu bleiben und im Glauben festhalten an dieser Hoffnung. Lasst uns in der Vorfreude leben. Was wird das für ein wunderbarer Tag sein, wenn er wiederkommt und wir mit ihm in den Himmel gehen dürfen!

Freuden­kerze Nummer fünf: „Sorgt euch um nichts!“ Wenn Christen sich Sorgen machen, dann laden sie sich damit eine ganz unnötige Last auf. Wir brauchen uns doch keine Sorgen zu machen, unser Herr sorgt doch für uns, das hat er ver­sprochen! Christus hat uns mit dem Vater versöhnt, und wenn wir nun Gott zum Vater haben, was sollten wir uns da noch mit unseren Sorgen allein abquälen? „Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen vor Gott kund­werden.“ Der ganze Sorgenmüll unseres Lebens braucht nicht auf unserer Seele endgelagert zu werden, sondern kann beim himmlischen Vater im Gebet entsorgt werden. Die Seele des Christen ist sozusagen keine Müll­deponie, sondern ein Güter­bahnhof: Die Sorgen werden da nicht aufgehäuft, sondern in Gebets­container verladen und zum himmlischen Vater trans­portiert; der kann den Müll dann fach­männisch entsorgen. „Sorgt euch um nichts.“

Freuden­kerze Nummer sechs: „Mit Dank­sagung.“ Ja, das gehört zu unseren Gebeten dazu: „In allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund­werden.“ Vergesst das Danken nicht! Im Danken liegt Freude, und aus dem Danken fließt Freude! Wer dankt, der besinnt sich nämlich darauf, wieviel Grund zum Danken er hat, wie gut es ihm geht. Danke, dass ich lebe! Danke, Jesus, dass ich an dich glauben darf! Danke für dein Wort! Danke für meine Mit­menschen! Danke, dass ich meinen Leib noch rühren kann! Danke, dass ich satt werde! Danke, dass ich nicht frieren muss! Danke, dass ich Weihnachten feiern darf! Danke, für die Liebe! Danke für Kleidung und Wohnung! Danke für den Frieden in unserem Land! Danke, danke, danke… Ach, eigentlich ist die sechste Freuden­kerze nicht nur eine einzige, sondern ein ganzer Kron­leuchter voll!

Und schließlich Freuden­kerze Nummer sieben: „Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“ Gottes Friede, das ist der schönste Grund der Freude, das ist der Höhepunkt dieser Epistel. Aus dem Frieden mit Gott fließen alle anderen Freuden. Gott ist ein Gott des Friedens. Wir Menschen leben so oft in Feindschaft zu ihm, in Unfrieden. Wir gehorchen ihm nicht, wir ehren ihn nicht richtig, wir wollen lieber selbst Herren sein. Aber der Gott des Friedens überwindet unsere Feind­schaft, hat sie überwunden durch seinen Sohn Jesus Christus. Durch ihn sind wir versöhnt mit dem Vater und haben Frieden mit Gott. Wenn er in unseren Herzen regiert, wenn er unsere Sinne und unser Leben lenkt, dann zieht Friede bei uns ein. Dann wird alles heil, dann kommt alles in Ordnung in unserem Leben. Und wenn Jesus unser Herz im Frieden bewahrt bis zum letzten Tag unseres Lebens oder bis zum letzten Tag dieser Welt, dann dürfen wir in das ewige Friedens­reich eingehen. „Freuet euch darüber, und abermals sage ich: Freuet euch!“ Und weil diese siebente Freuden­kerze die beste und wichtigste ist, schließt jede Predigt mit ihr, auch die heutige:

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 1991.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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