Liebe Brüder und Schwestern in Christus!
Der christliche Glaube ist in unserer Gesellschaft schon lange umstritten. Wir Christen müssen es uns immer wieder gefallen lassen, dass unser Glaube hinterfragt wird. Viele Menschen um uns herum mögen zwar grundsätzlich nichts gegen die Kirche haben, aber sie fragen uns doch direkt oder auch unausgesprochen: Warum bist du dir so sicher, dass dieser Jesus Christus dein Leben bestimmen soll? Warum bist du dir so sicher, dass er dich auch in schwerer Krankheit und in kritischsten Situationen nicht im Stich lässt? Warum bist du dir so sicher, dass er dich von den Toten auferwecken und am Ende in das Himmelreich nehmen wird? Warum bist du dir so sicher, dass dieser Jesus der einzige Weg zum Heil und zum Frieden mit Gott für alle Menschen ist? Wenn wir nicht blind durchs Leben gehen wollen, müssen wir uns auch selbst diese Fragen stellen. Unser Glaube muss sehr sicher sein, wenn er die tragfähige Grundlage unseres Lebens sein soll. Er muss noch sicherer sein, wenn wir darauf sterben wollen. Er muss äußerst sicher sein, wenn wir andere Menschen zur Änderung ihres Lebens und zur Annahme dieses Glaubens aufrufen wollen. Woher kann solche Sicherheit kommen?
Solche Sicherheit kommt nicht durch einen Gefühls-Glauben, nicht durch so ein Lustig-lustig-tralala-Gefühl, das in manchen christlichen Kreisen gepflegt wird; das ist kaum krisenfest. Solche Sicherheit kommt auch nicht durch einen Aktions-Glauben: Weit verbreitet ist der Irrtum, dass Glaube im wesentlichen aus liebevoller Fürsorge für Alte, Behinderte und Sozialfälle besteht. Sicherheit kann nur durch einen Tatsachen-Glauben kommen – einen Glauben, der auf Tatsachen beruht, für die uns der Heilige Geist die Augen öffnet. Wenn das wahr ist, was in der Bibel steht, dann steht unser Glaube damit; wenn es unwahr wäre, dann fiele er.
So dürfen wir den Abschnitt aus dem 2. Petrusbrief als einen Text der Vergewisserung im Glauben ansehen. Zur Zeit seiner Abfassung wurden die Christen noch mehr hinterfragt als heute. Sie waren darauf angewiesen, dass ihr Glaube durch mächtige Bezeugung der Tatsachen über Jesus Christus gefestigt wurde. Solche Bezeugung geschieht hier durch Petrus, einen Augenzeugen der ersten Stunde. Petrus schreibt als Augenzeuge in eigener Sache: „Wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt.“ Er schreibt griechisch und benutzt für „Fabel“ das Wort „Mythos“. Mit diesem Satz gibt er jener heute weit verbreiteten theologischen Ansicht eine schallende Ohrfeige, die Bibel sei ein mehr oder weniger mythologisches Buch. Ein Mythos ist so etwas wie ein Märchen mit einem wahren Kern. Einige Theologen behaupten zum Beispiel, die Speisung der 5000 hätte gar nicht wie beschrieben stattgefunden. Jesus hätte lediglich die paar Brote und Fische brüderlich mit seinen Jüngern geteilt und dadurch die Menschenmenge angereizt, ihren mitgebrachten Proviant ebenfalls brüderlich zu teilen. Das sei der wahre Kern, das Wunder sei ein Mythos. Andere gehen sogar so weit, dass sie die Auferstehung Jesu von den Toten als Mythos erklären. Wir aber tun gut daran, dem Augenzeugen Petrus mehr Vertrauen zu schenken, wenn er schreibt: „Wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus, sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen.“ Petrus ist dabei gewesen und kann es bezeugen; wir haben hier Informationen aus erster Hand vorliegen: Die Kraft und Herrlichkeit Christi hat sich tatsächlich so in den Wundern gezeigt, wie es uns überliefert ist. Ganz besonders verbürgt sich Petrus dabei für das größte Wunder Jesu, seine leibhafte Auferstehung von den Toten. Er wird nicht müde zu beteuern: „Wir sind des alles Zeugen“, wie aus seinen Predigten in der Apostelgeschichte hervorgeht. Und so wahr die Wunder geschehen sind, so wahr Christus leibhaft auferstanden ist, so wahr wird er einmal wiederkommen. Das sind Tatsachen, das ist das mächtige Zeugnis der Männer der ersten Stunde, auf dem die Sicherheit unseres Glaubens ruht. Jede Kritik, jedes Mythologisieren der in der Bibel überlieferten Tatsachen dagegen würde dem Glauben das Wasser abgraben.
Petrus bringt nun als Beispiel für eine grundlegende Glaubenstatsache ein bestimmtes Ereignis aus dem Leben Jesu, bei dem er ebenfalls als Augenzeuge dabei war. Es ist die Geschichte von der Verklärung Jesu auf einem Berg. Wir haben sie schon in der Evangeliumslesung gehört. Petrus schreibt darüber: „Er – Jesus – empfing von Gott dem Vater Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge.“ Dabei sahen Petrus, Jakobus und Johannes Jesus in überirdischem Licht glänzen und sich mit Mose und Elia unterhalten. So unwirklich es auch klingt, was sie da gesehen und gehört haben, es ist doch Tatsache; Petrus verbürgt sich hier als Augen- und Ohrenzeuge. Und dieses tatsächliche Ereignis zeigt den Jüngern damals, ihren späteren Gemeinden wie z. B. den Empfängern des 2. Petrusbriefes und auch uns heute etwas ganz Wichtiges für die Sicherheit des Glaubens: Dieser Mensch Jesus, der da vor 2000 Jahren auf Erden gelebt hat, ist Gottes Sohn. Er hat göttliches Wesen wie der Vater, er ist ewig, er ist allmächtig, er ist unausprechlich herrlich. Er steht in vollkommener Übereinstimmung mit dem Vater, ist sein „lieber Sohn“, an dem der Vater „Wohlgefallen“ hat. Er vertritt den Vater auf Erden. Alles, was er sagt und tut, ist Wille des Vaters; Jesus Christus ist der eine autorisierte Mittler. Und das Wichtigste: Tod und Auferstehung Jesu Christi sind aufgrund dieser Tatsachen ganz verlässliche Ereignisse für unsere Erlösung. So wahr Petrus hier Gottes Stimme bezeugt, so wahr sind die Sünden, die Jesus am Kreuz auf Golgatha tilgte, vor dem Vater in Ewigkeit getilgt.
Und diese Stimme geschah nicht nur einmal. Schon bei Jesu Taufe hat die himmlische Stimme das Gleiche gesagt; schon zu Beginn der Wirksamkeit Jesu hat sich der Vater zu ihm als seinem Sohn bekannt. Und bei der Auferweckung des Lazarus sagte dieselbe Stimme: „Ich habe ihn verherrlicht und will ihn abermals verherrlichen.“ Das alles ist durch direkte, verlässliche Augen- und Ohrenzeugen überliefert worden.
Nun wird dieses Zeugnis aber noch eindrucksvoller und schafft noch größere Gewissheit in den Tatsachen unseres Glaubens, wenn wir Folgendes bedenken: Der Satz: „Du bist mein Sohn“ ist viel älter als Jesu Taufe! Er findet sich schon im Alten Testament, im Psalm 2. Dort spricht Gott diesen Satz über den zukünftigen König, den er einsetzen will. Alle Juden zur Zeit Jesu wussten, dass damit der lang verheißene und erwartete Messias, der von Gott gesandte Erlöser, gemeint ist. Dieser Satz ist also ein prophetisches Wort, das sich in Jesus erfüllt hat – die vollmächtig bezeugte himmlische Stimme lässt keinen Zweifel daran. Auch Petrus greift in seinem Bericht darauf zurück: „Wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunkeln Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.“ Der dunkle Ort war die Zeit vor Christus, in der als Licht nur das prophetische Wort schien und den Glauben in Erwartung des kommenden Erlösers stärkte. Der Morgenstern aber ist Christus, der durch die Erfüllung dieser und aller anderen alttestamentlichen Verheißungen das Tageslicht bringt. So wird nicht nur Jesus durch die Prophetenworte des Alten Testamentes bestätigt, sondern er seinerseits bestätigt diese Worte, indem er sie erfüllt. Dass er es getan hat, bestätigen aber wieder die Apostel als Augenzeugen uns, die wir in späterer Zeit leben. Altes Testament und Neues Testament, prophetisches und apostolisches Wort ergänzen sich so zu einer wundervollen Einheit, zu einem machtvollen Zeugnis über Jesus Christus und die Tatsachen, auf denen die Sicherheit unseres Glaubens beruht.
Die Propheten sagten den Gottessohn voraus, die Apostel geben mit ihrem Zeugnis über den gekommenen Gottessohn die rechte Auslegung der Propheten. So zeigt sich in beidem, in Verheißung und apostolischer Auslegung, der Heilige Geist am Werk, der durch beides unseren Glauben fest und gewiss machen will. Darauf weist Petrus abschließend hin, wenn er schreibt: „Und das sollt ihr vor allem wissen, (“vor allem“ heißt hier „zuallererst“, „als Grundlage“) dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht; sondern von dem heiligen Geist getrieben haben Menschen im Namen Gottes geredet.“ Das Reden vom Mythos, das Zweifeln an den Augenzeugenberichten der Bibel, das sind solche völlig unzutreffenden eigenen Auslegungen. Gott selber, Gott der Heilige Geist, verbürgt sich für das Zeugnis von Propheten und Aposteln, hinter denen er steht und deren Zeugnisse letztlich sein Werk sind.
Willst du also die Sicherheit des Glaubens haben, selbst in einer Zeit, wo alle Sicherheiten zerredet und hinterfragt werden? Eine Sicherheit, mit der du leben kannst? Eine Sicherheit, die du eindrucksvoll vorleben und bekennen kannst? Eine Sicherheit, auf die hin du sogar sterben kannst? Willst du, dass der Heilige Geist dir solche Sicherheit schenkt und erhält? Dann halte dich an das Zeugnis der Männer, durch die der Geist geredet hat. Halte dich an die Apostel und Propheten und ihr Zeugnis in der Heiligen Schrift. Halte dich an vollmächtige Augen- und Ohrenzeugen wie Petrus, ein Mann, der Tatsachen bezeugt hat, der sich hier für die Zuverlässigkeit seines Zeugnisses verbürgt und der für dieses Zeugnis sogar den Tod nicht gescheut hat. Amen.
PREDIGTKASTEN |