Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen

Predigt über Josua 1,5b zu einer Beerdigung

Liebe Trauergemeinde!

Wir blicken zurück auf ein Leben mit Gott. Wir tun es dankbar, trotz Krankheit und dunkler Zeiten im Leben der Ver­storbenen. Wir loben Gott für dieses Menschen­leben. Und wir danken Gott, dass er die Verstorbene ihr Leben lang begleitet hat. Gott hat in ihrem Konfirmations­spruch gesagt: „Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen.“ Er ist mit ihr mitgegangen durch das Leben und hat sie dabei reich beschenkt.

Gott hat der Verstorbenen unter anderem einen Sinn für Schönheit geschenkt. Sie liebte die Schönheit der Pflanzen. Sie verschönerte die Kübel vor dem Heim in Ladeburg mit bunten Blumen. Sie liebte Farben – kein Wunder, denn sie kam ja aus einer Maler­familie. Sie kleidete sich geschmack­voll. Sie war stolz auf ihr schönes Haar. Und sie schöpfte aus ihrem Sinn für Schönheit viel Glück und Freude. Ja, Gott hat der Verstorbenen eine Sinn für Schönheit geschenkt, trotz Krankheit und dunkler Zeiten. Danke, Gott!

Gott hat der Verstorbenen auch ein Herz für Menschen und Tiere geschenkt. Sie wandte sich sogar solchen Tieren zu, die andere Menschen für lästig und schädlich halten. Und sie kümmerte sich um ihre Mitmenschen. Obwohl sie schon früh von ihren Söhnen getrennt leben musste, zeigte sie ihnen stets treu ihre Mutterliebe. Sie schrieb ihnen Briefe und schickte Geschenke. Auch war sie beliebt bei ihren Mitbewohnern im Heim. An Sonntagen hielt sie sich treu zu ihren Mitchristen, zur christlichen Gemeinde. Sie legte Werte darauf, wenigstens einmal im Jahr nach Fürstenwalde zu fahren, hier ihre Schwester zu besuchen und einen Gottesdienst in ihrer Heimatkirche mitzufeiern. Sie hätte wohl auch gern einen sozialen Beruf ergriffen, wenn ihr das möglich gewesen wäre. Ja, Gott hat der Verstorbenen ein Herz für Menschen und Tiere geschenkt, trotz Krankheit und dunkler Zeiten. Danke, Gott!

Gott hat der Verstorbenen vor allen Dingen einen Heiland geschenkt. Das ist der Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes. Er ist am Kreuz für die Sünden aller Menschen gestorben und hat mit seiner Auferstehung den Tod besiegt. Die Verstorbene hatte einen Heiland nötig, so wie alle Menschen einen Heiland nötig haben. Lasst uns ehrlich sein und nicht nur an die Sonnenseiten im Leben der Verstorbenen denken: Manches ist darin schief gelaufen, und sie war nicht ganz unschuldig daran. Manches harte Worte ist aus ihrem Mund gegangen. Vielleicht neigte sie auch zur Eitelkeit. Vielleicht hätte sie nicht so viel rauchen sollen. Und vielleicht hätte sie nicht so stur eine Operation ablehnen sollen. Aber Gott hat ihr, wie gesagt, einen Heiland geschenkt, damit ihre Fehler sie nicht einholen. Seit dem Tag ihrer Taufe war dieser Heiland bei ihr. Bei ihrer Konfirmation hat sie den Glauben an diesen Heiland bekannt. Da hat er ihr mit ihrem Kon­firmations­spruch bestätigt: „Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen.“ Der Heiland hat alle Schuld weggenommen von dem, was die Verstorbene falsch gemacht hat. Der Heiland hat alle Schuld weggenommen von dem, womit sie Gott und Menschen bekümmert hat. Oft habe ich ihr im Beicht­gottesdienst die Hände aufgelegt und im Namen Gottes die Vergebung der Sünden zu­gesprochen. Oft hat sie beim Heiligen Abendmahl den Leib und das Blut des Heilands zu sich genommen, gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden. Noch am letzten Abend vor ihrem Tod konnte ich bei ihr sein und sie am Sterbebett an ihren Heiland Jesus Christus erinnern. Auch da hat er sie nicht verlassen, auch da ist er nicht von ihr gewichen. Ja, Gott hat der Verstorbenen vor allen Dingen einen Heiland geschenkt – gerade wegen Schuld und Leid und dunkler Zeiten. Danke, Gott!

Gott schenkt der Verstorbenen schließlich den Himmel, die ewige Seligkeit in seinem Reich. Der Tod hat sie zwar von uns und von dieser Welt getrennt, aber er kann sie nicht von der Liebe des Herrn Jesus Christus trennen. Darum nehmen wir heute Abschied von ihr mit der Zuversicht, dass Gottes Zusage noch immer gilt und ewig gelten wird: „Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen.“ Jesus hat gesagt, dass es im Haus seines himmlischen Vaters viele Wohnungen gibt und dass er vorausgeht, um sie für die Seinen zu bereiten. Auch für unsere Verstorbene hält er da ein Zimmer bereit; an der Tür steht schon ihr Name. Das ist die Hoffnung, mit der wir hier Abschied nehmen: Gott schenkt der Verstorbenen nun den Himmel, die ewige Seligkeit in seinem Reich &ndash das Ende von aller Krankheit und dunklen Zeiten. Danke, Gott, danke, danke danke! Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2018.

Autor: Pastor Matthias Krieser

SOLI DEO GLORIA!

PREDIGTKASTEN

►  Startseite

►  Impressum