Freude über Gottes Kommen

Predigt über Sacharja 2,14 zum 4. Advent

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

„Morgen, Kinder, wird’s was geben, morgen werden wir uns freun!“, so heißt es in einem Kinderlied, das man am 23. Dezember zu singen pflegt. Das Lied passt ebensogut für Kinder Gottes und zum 4. Advent, denn der 4. Advent ist der Vorfreude auf Gottes Kommen gewidmet. Unser Gotteswort aus dem Buch des Propheten Sacharja bringt diese jubelnde Vorfreude so zum Ausdruck: „Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen.“ Mit diesem Wort schließt sich der Advents­kranzbogen zum 1. Advent, denn da haben wir als Wochenspruch ein ganz ähnliches Wort des Propheten Sacharja gehört: „Du Tochter Zion, freue dich sehr, und du Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir…“ (Sacharja 9,9).

Mit „Freue dich und seid fröhlich!“ fängt unser Gotteswort an. Es ist hier keine stille und verhaltene Freude gemeint, sondern lauter Jubel: Rufe laut! Jauchze! Schrei vor Glück! Lass es raus aus deinem Herzen, sonst platzt es noch! Denn morgen wird’s was geben, morgen werden wir wieder die frohe Botschaft des Engels hören: „Siehe, ich verkündige euch große Freude! Euch ist heute der Heiland geboren!“ (Lukas 2,10‑11) Wer richtig Weihnachten feiern will, der muss solche Freude lernen, denn schließlich ist „Freue dich!“ eine Auf­forderung. Weihnachten feiern bedeutet nicht in erster Linie, sich eine Tanne ins Zimmer zu stellen und den Bauch voll­zuschlagen, sondern Weihnachten feiern bedeutet in erster Linie fröhlich jubeln und singen. „Tochter Zion, freue dich!“ – „Ihr lieben Christen, freut euch nun!“ – „Nun jauchzet all, ihr Frommen!“ – „Welchen Jubel, welche Freude bringt die liebe Weihnachts­zeit!“ – „Nun singet und seid froh!“ – „Fröhlich soll mein Herze springen!“ – „Freue, freue dich, o Christen­heit!“

Danach verrät unser Gotteswort, wer sich freuen soll: „Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion!“ Die Tochter Zion, das wissen wir vom 1. Advent her, ist dieselbe wie die Tochter Jerusalem. Der Berg Zion, auf dem der Jerusalemer Tempel stand, wird hier stell­vertretend für die ganze Stadt Jerusalem genannt. Warum aber „Tochter“? In alten Zeiten wurden Städte wie Mütter ihrer Bewohner angesehen. Die „Tochter Zion“ beziehungs­weise die „Tochter Jerusalem“ meint also die ganze Einwohner­schaft Jerusalems. Wer die Bibel kennt, der weiß: Die Einwohner­schaft Jerusalems steht für den ganzen Stamm Juda, Juda aber steht für das ganze Volk Israel, Israel aber steht nach Pfingsten für alle Gotteskinder aus Juden und Heiden, also für das gesamte Gottesvolk des neuen Bundes. Alle, die im Namen des dreieinigen Gottes getauft sind und an Jesus als ihren Heiland glauben, machen die „Tochter Zion“ aus. Gemeinsam sind sie unterwegs zu ihrer wahren Heimat, zum himmlischen Jerusalem.

Wir sehen: Wenn die Bibel hier von Zion oder Jerusalem spricht, dann geht es nicht um Steine und Bau­denkmäler, sondern dann geht es um Menschen. Gott hat vor allem Menschen lieb, nicht heilige Ort, und Gott hat Jesus als Heiland für Menschen gesandt, nicht für leblose Objekte. Wenn alle das einsehen würden, dann gäbe es nicht so viel Ärger um die Stadt Jerusalem – wie gerade auch wieder in unseren Tagen. Dann wäre es nämlich eine rein politische Frage, für wen diese paar Quadrat­kilometer Erd­oberfläche nun Hauptstadt sein sollen. Und dann könnte man ganz einfach sagen: In diesen letzten Tagen der Erdenzeit ist das wahre Jerusalem überall da zu finden, wo Gotteskinder im Namen Jesu zusammen­kommen und ihn fröhlich loben.

Ja, „freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe…“ – so geht es weiter. Das Wörtchen „siehe“ finden wir mehrere hundert Male in der Bibel. Es bedeutet soviel wie „Achtung!“ und „auf­gepasst!“. Jesus hat dasselbe gemeint, wenn er manchmal sagte: „Wer Ohren hat zu Ohren, der höre!“ Jetzt folgt nämlich der Grund, warum die Tochter Zion sich freuen und fröhlich sein kann. Natürlich ist auch grundlose Freude schön, aber Gottes Freude ist nie grundlos, sondern sie gründet sich immer auf eine frohe Botschaft, auf eine göttliche Heilszusage.

„Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme!“ Nicht, dass Gott weg gewesen wäre. Seit An­beginn der Schöpfung ist der Schöpfer seinen Geschöpfen nahe und lässt sie nicht im Stich. Aber nun kündigt Gott an, in einer ganz besonderen Weise zu kommen. Was das für eine Weise ist, entfaltet das ähnliche Propheten­wort in Sa­charja 9: „Dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ Gott kommt als Mensch und König. Die Weisen aus dem Morgenland wussten das durch den Stern und fanden deshalb mit dem Jesuskind den neu geborenen König der Juden. Die Jünger und die Menschen von Jerusalem ehrten Jesus wie einen großen König, als er auf einem Esel daher­geritten kam. Gott kommt in Menschen­gestalt in seinem Sohn Jesus Christus – das ist das Besondere. Er kommt als Heiland: Er kommt, um uns Menschen zu helfen und um die gerechte Beziehung zum himmlischen Vater wieder­herzustel­len, die durch die Sünde zerbrochen war. Gott kommt, sieht und hilft – und das nicht mit äußerlichem Machtgehabe und mili­tärischer Gewalt, sondern sanftmütig, friedfertig, demütig, arm. Ja, er wird so niedrig und arm, dass er am Kreuz den Kampf gegen das Böse zu verlieren scheint – aber nur, um ihn auf diese ganz andere Weise endgültig zu gewinnen. Siehe, du Tochter Zion, so kommt Gott zu dir!

Und schließlich: „Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen.“ Einer der Namen des Heilands lautet „Immanuel“, auf Deutsch „Gott mit uns“. Gott kommt nicht, um zu helfen und sich dann wieder zu verziehen – so wie die Feuerwehr, wenn sie einen Brand gelöscht hat. Nein, Gott kommt im Heiland Jesus Christus, um dauerhaft zu bleiben, um in unserer Mitte zu wohnen. Darum dürfen wir zum bevor­stehenden Christfest und darüber hinaus an jedem Tag unseres Lebens die Gewissheit haben, dass Jesus so wirklich anwesend ist, wie er damals im Stall von Bethlehem anwesend war. Er hat ja versprochen: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen“ (Matth. 18,20); und: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matth. 28,20). Wenn wir sein Wort aus der Bibel hören, dann hören wir seine Stimme; und wenn wir sein heiliges Mahl feiern, dann empfangen wir seinen Leib und sein Blut. Ja, durch Jesus wohnt Gott bei uns bis zum letzten Tag dieser Welt, und durch Jesus werden wir danach ewig bei Gott wohnen, im neuen Jerusalem.

Lassen wir es uns also von Gott gesagt sein, und verhalten wir uns ent­sprechend: „Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen.“ Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2017.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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