Die Herrlichkeit Christi und der Engel

Predigt über Hebräer 1,7-13 zum Michaelisfest

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Engel sind sehr beliebt. Die Grußkarten‑ und Geschenk­artikel­industrie denkt sich immer neue Dar­stellungen von Engeln aus, für jeden Geschmack etwas. In der christlichen Kunst sind Engel schon lange zu Hause. Selbst Menschen, die sich nicht als Christen bezeichnen, können mit Engeln etwas anfangen und freuen sich über sie. Auch wir freuen uns heute über Gottes Engel im allgemeinen und über den Erzengel Michael im besonderen.

Was tun die Engel nicht alles Gutes für uns! Wir sehen diese guten Geister zwar nicht, aber sie sind immer in unserer Nähe und passen auf uns auf. Sie sind stark wie ein Sturm und flink wie Flammen. Unser Predigttext aus dem Hebräerbrief erinnert an das Psalmwort: „Er macht Engel zu Winden und seine Diener zu Feuer­flammen.“ Die Engel sind rein und heilig. Sie leben in Gottes ewiger Welt und umgeben ihn, wie eine große Dienerschar einen mächtigen König umgibt. Sie loben Gott mit un­aussprech­lichen Worten und mit überirdisch schöner Musik. Sie sind bereit, sich von Gott senden zu lassen und dabei auch eine sichtbare Gestalt anzunehmen, wenn Gott das möchte. Und sie kämpfen gegen böse Menschen und böse Mächte, wenn Gott den Befehl dazu gibt. In der Heiligen Schrift gibt es viele Engel­geschichten; sie machen uns so manches offenbar von ihrer Herrlich­keit.

Die Heilige Schrift deutet auch an, dass die Engel als Gemeinschaft gut aufgestellt sind. Im Alten Testament werden sie darum „Zebaoth“ genannt, „Heer­scharen“. Demnach gibt es Abteilungen und Ränge bei den Engeln wie in einer gut gegliederten Armee. So berichtet der Prophet Jesaja von sogenannten Cherubim. Er schreibt, dass sie sechs Flügel haben und den dreieinigen Gott ganz dicht an seinem Thron mit lauter Stimme loben: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll!“ (Jesaja 6,3). An der Spitze der Engel-Armee stehen wie Generäle die sogenannten Erzengel, allen voran Michael. Er ist der oberste aller Engel und führt die Zebaoth-Heere an. Sein Name ist beliebt und weit verbreitet, aber zugleich er ist geheimnis­voll: Michael heißt übersetzt „Wer ist wie Gott?“ Die Antwort lautet: niemand. Kein Mensch gleicht Gott und auch kein Engel, nicht einmal der oberste Oberengel Michael. Denn die Engel sind Geschöpfe, Gott aber ist der Schöpfer. Und die Engel sind Diener, Gott aber ist der Herr.

Wir können die Michael-Frage auch so stellen: Wer ist wie Gott der Vater? Die Antwort lautet dann: nur sein eingeborener Sohn Jesus Christus. Philipp Friedrich Hiller dichtete: „Gott ist Herr, der Herr ist Einer, / und demselben gleichet keiner, / nur der Sohn, der ist ihm gleich; / dessen Stuhl ist un­umstößlich, / dessen Leben un­auflöslich, / dessen Reich ein ewig Reich.“ Damit sind wir bei der Hauptaussage unseres Predigt­textes. Denn da geht es nicht nur um Engel, sondern da geht es vor allem um Christus. Er ist kein Geschöpf wie Menschen oder Engel, sondern er ist ewig und ungeschaffen wie der Vater. Darum bezieht der Hebräerbrief göttliche Psalm­aussagen direkt auf ihn. Der Hebräerbrief deutet diese Psalm­aussagen so, dass klar wird: Der himmlische Vater hat seinem Sohn die ganze Herrschaft über Himmel und Erde übertragen, und zwar unbefristet für alle Ewigkeit. In diesem Sinne heißt es im 110. Psalm: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache.“ Und aus dem 45. Psalm wird zitiert: „Dein Thron währt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der Gerechtig­keit ist das Zepter deines Reiches.“ Diese Gerechtig­keit des Gottessohnes ist nicht hart und grausam, sondern liebevoll und versöhnend. Christus hat sich selbst aufgeopfert, um die Gerechtig­keit wieder­herzu­stellen, die uns Sündern vor Gott mangelte. Weiter wird aus Psalm 45 zitiert: „Du hast geliebt die Gerechtig­keit und gehasst die Ungerechtig­keit; darum hat dich, o Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl wie keinen deines­gleichen.“ Ein „Gesalbter“ wird er genannt, ein zum König Geweihter, auf Hebräisch „Messias“, auf Griechisch „Christos“. „Christi Blut und Gerechtig­keit, / das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, / damit will ich vor Gott bestehn, / wenn ich zum Himmel werd eingehn.“

Weil Christus Gottes eingeborener Sohn ist, weil er alle Macht innehat und weil er durch sein Sühnopfer am Kreuz uns Menschen mit Gott versöhnte, darum überragt seine Herrlichkeit die Herrlichkeit der Engel bei weitem. Aus diesem Grund beten wir auch nur den dreieinigen Gott an, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, keine Engel und keine Heiligen. Martin Luther hat in den Schmal­kaldischen Artikeln klar dargelegt, dass die Anbetung und Verehrung von Engeln Abgötterei ist. Und als Johannes in seiner Offenbarungs-Vision den erklärenden Engel anbeten wollte, da hinderte ihn dieser daran mit den Worten: „Tu es nicht! Denn ich bin dein Mitknecht und der Mitknecht deiner Brüder, der Propheten, und derer, die bewahren die Worte dieses Buches. Bete Gott an!“ (Offenbarung 22,9)

An diesen Worten können wir sehen, dass die Herrlichkeit der Engel und ihrer Dienste mit der größeren Herrlichkeit Gottes und seines eingeborenen Sohnes in direkter Verbindung steht. Ebenso wie die Propheten und Apostel sind die Engel Gottes Boten, um uns Menschen die gute Nachricht von unserer Erlösung zu bringen. Das steckt sogar im Wort „Engel“ drin, denn es geht auf das griechische Wort „Angelos“ zurück, auf deutsch: „Bote“. An den ent­scheidenden Stationen der Heils­geschichte Christi traten Engel auf, um das Geschehen zu deuten. Bei Christi Geburt verkündete Gottes Engel: „Euch ist heute der Heiland geboren!“ (Lukas 2,11) Am dritten Tag nach der Kreuzigung sagten Gottes Engel den Frauen am leeren Grab: „Er ist auf­erstanden!“ (Lukas 24,6) Und unmittelbar nach der Himmelfahrt sagten sie den Aposteln: „Er wird so wieder­kommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen“ (Apostel­geschichte 1,11).

Heute, am Fest des Erzengels Michael und aller Engel, danken wir Gott für die Herrlichkeit und den Dienst der guten Geister, die um ihn sind. Vor allem aber loben wir zusammen mit allen Engeln Gott für die größere Herrlichkeit seines eingeborenen Sohnes Jesus Christus, unsers Herrn, und für seine Erlösung. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2017.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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