Jesus erwiderte: „Amen, amen, ich sage euch: Der Sohn allein kann nichts machen. Er kann nur das machen, was er den Vater machen sieht. Der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er macht. Er wird ihm auch noch größere Taten zeigen – ihr werdet euch wundern! Denn wie der Vater die Toten zum Leben erweckt, so wird es auch der Sohn tun mit denen, die er lebendig machen will.“
Liebe Brüderund Schwestern in Christus!
Der himmlische Vater macht Tote wieder lebendig. Der himmlische Vater hat den toten Jesus wieder lebendig gemacht. Der himmlische Vater hat Jesus die Macht gegeben, ebenfalls Tote lebendig zu machen. So macht Jesus auch uns lebendig. Das ist die frohe Osterbotschaft: Wie Jesus auferweckt wurde von den Toten, so werden auch wir auferweckt. Halleluja!
Was bedeutet das aber: auferweckt werden, wieder lebendig werden? Lasst uns das mal anhand des Ostergeschehens bedenken. Einige sagen: Jesus ist geistlich auferstanden. Das Grab war leer, die Auferstehungsbotschaft ging von Mund zu Mund, und Jesus wirkte durch seinen Geist. Alles andere, sagen sie, muss offen bleiben, denn aus den Berichten der Auferstehungszeugen lässt sich kein klarer äußerer Ablauf der Ereignisse herleiten. Andere widersprechen und sagen: Nein, Jesus ist leiblich auferstanden. Er ist vielen mit seinem wiedererkennbaren Körper erschienen; sie durften ihn sogar anfassen. Der Auferstandene hat mit ihnen gegessen, getrunken, geredet und gehandelt, das alles steht klar in der Bibel. Welche Gruppe hat nun recht?
Beide haben recht. Jesus ist geistlich und leiblich auferstanden. An der leiblichen Auferstehung können nur die zweifeln, die Gott dieses Wunder nicht zutrauen. Es ist in der Tat ein großes Wunder – das größte, das die Welt je gesehen hat. Jesus hatte es bereits vor seinem Tod angekündigt, unter anderem mit den Worten: „Der Vater wird noch größere Taten zeigen – ihr werdet euch wundern!“ Das übereinstimmende Zeugnis derer, die von Begegnungen mit dem Auferstandenen berichtet haben, ist dies: Er hatte einen Leib, den man sehen und anfassen kann; er aß, er trank, er sprach und er handelte. Und doch war er irgendwie anders als vor seinem Tod. Er war nicht mehr ganz irdisch. Er zog nicht mehr mit seinen Jüngern in enger Lebensgemeinschaft durchs Land. Vielmehr tauchte der Auferstandene unvermittelt auf, wurde oft nicht gleich erkannt, und verschwand dann auch schnell wieder. Er konnte durch verschlossene Türen gehen. Dem Apostel Paulus erschien er nur in Gestalt eines sehr hellen Lichts und einer Stimme. Da merken wir: Jesu Auferstehung bedeutet einen Einschnitt. Er ist zwar wieder ein lebendiger Mensch mit Leib und Seele, aber er ist doch zugleich ganz anders als vorher. Sein Menschsein ist nicht mehr völlig an unsere materielle Welt gebunden, sondern hat seinen Lebensmittelpunkt nun in der unsichtbaren ewigen Welt des Vaters. Kein Zweifel: Jesus ist leiblich und geistlich auferstanden.
Jesus hat verheißen: „Wie der Vater die Toten zum Leben erweckt, so wird es auch der Sohn tun mit denen, die er lebendig machen will.“ Bei einer anderen Gelegenheit hat Jesus genauer beschrieben, was das denn für Leute sind, die er lebendig machen will. Er sagte: „Wer da glaubt und und getauft wird, der wird selig werden“ (Markus 16,16). Darum können wir diese Verheißung direkt auf uns beziehen. Wir können sicher sein: Wie der Vater Jesus zum Leben erweckt hat, so erweckt Jesus uns zum Leben. Genauso – nämlich geistlich und leiblich. Jesus ist auch in dieser Hinsicht unser Beispiel und Wegbereiter. Der Apostel Paulus schrieb: „Christus ist auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind“ (1. Kor. 15,20). Freilich können wir uns nur bedingt mit Christus vergleichen. Er ist ja der eingeborene Sohn des himmlischen Vaters, wir dagegen sind Gottes Geschöpfe. Er ist frei von Sünde, wir aber sind von Geburt an Sünder. Trotzdem: Auch wir werden sowohl geistlich als auch leiblich lebendig gemacht. Aber es wirkt sich bei uns etwas anders aus als bei Jesus. Der Hauptunterschied ist folgender: Bei Jesus fielen geistliche und leibliche Auferweckung zusammen, bei uns liegt dazwischen ein ganzes irdisches Christenleben. Unsere Auferweckung ist also ein längerer Prozess, der mit unserer Taufe begonnen hat und der mit unserer Auferstehung am Jüngsten Tag seinen Abschluss findet. Diesen Prozess nennt das Neue Testament auch „Wiedergeburt“. Als Christen in der Welt stecken wir mitten drin im Wiedergeborenwerden, im Lebendigwerden. Der Anfang davon ist unsere geistliche Auferweckung am Tag unserer Taufe, das Ende ist unsere leibliche Auferweckung am Jüngsten Tag. Jesus hat gesagt: „Wie der Vater die Toten zum Leben erweckt, so wird es auch der Sohn tun mit denen, die er lebendig machen will.“ Und danach hat er diese Auferweckung näher beschrieben – sowohl in geistlicher als auch in leiblicher Hinsicht.
Schauen wir uns unsere geistliche Auferweckung einmal näher an! Jesus hat dazu im weiteren Verlauf seiner Rede ausgeführt: „Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören werden, die werden leben“ (Joh. 5,25). Mit den „Toten“ meint Jesus hier die geistlich Toten, also diejenigen, die ohne Glauben und ohne Vergebung der Sünden leben. Jesus ist ihnen im Kreuzestod gleich geworden, denn da hat er ja alle Sündenschuld auf sich genommen. Jesu Auferweckung von den Toten erweist dann die Vergebung aller Sünden und führt zu neuem geistlichen Leben. Entsprechend heißt es im Römerbrief: „So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln“ (Römer 6,4). Dieses neue Leben wird uns durch die Kraft des Evangeliums geschenkt, durch die frohe Botschaft und durch die Stimme des Gottessohnes, die damit gehört wird. Noch einmal: „Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören werden, die werden leben“ (Joh. 5,25). Das heißt ganz praktisch für unser Christenleben nach der Taufe: Wenn wir geistlich weiterleben wollen, dann müssen wir im Schallbereich des Evangeliums bleiben. Wir müssen uns klarmachen: Wir brauchen die Stimme des Gottessohnes genauso nötig wie Essen und Trinken. Ebensowenig, wie jemand ohne Essen und Trinken körperlich überleben kann, kann ein Christ ohne Gottes Wort mit seinem Glauben geistlich überleben. Andersherum: Wenn wir reichlich diese geistliche Nahrung zu uns nehmen in täglichen Andachten und wöchentlichen Gottesdiensten, dann wird unser geistliches Leben gesund erhalten. Und dann werden wir auch erleben, dass das sichtbare Auswirkungen hat: Wir lernen dann, unsere Mitmenschen zu lieben, ihnen zu verzeihen und ihnen in Not zu helfen. Wie an einem gesunden Apfelbaum gute Früchte heranreifen, so reifen am gesunden Glauben des geistlich Auferweckten die Früchte guter Gedanken, guter Worte und guter Taten.
Nach solch geistlicher Auferweckung in der Taufe gehen wir zuversichtlich unserer leiblichen Auferweckung entgegen. Wir brauchen deshalb keine Angst vor dem Sterben zu haben. Wir wissen: Der Tod hat nicht das letzte Wort über uns. Jesus hat dazu ausgeführt: „Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts“ (Joh. 5,28‑29). Durch die geistliche Auferweckung beseitigt Christus alle faulen Früchte von unserem Lebensbaum und schenkt uns durch den Glauben gute Frucht. So können wir gewiss sein, dass wir einmal zur Auferstehung des Lebens aus unseren Gräbern kriechen werden. Ja, da werden wir dann wirklich und leibhaftig wieder lebendig sein, so wie Christus nach drei Tagen wirklich und leibhaftig wieder lebendig war. Wir werden dann einen neuen Leib bekommen, genauso wunderbar wie Christi Auferstehungsleib: Wiedererkennbar, und doch ganz anders. Die Christen in Korinth hatten den Apostel Paulus einmal gefragt, wie denn dieser Auferstehungsleib aussehen wird, und Paulus hat geantwortet: „Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit…“ (1. Kor. 15,42‑43).
Sowohl für unsere geistliche als auch für unsere leibliche Auferweckung gilt: Sie geschieht aus der Kraft und nach dem Vorbild von Christi Auferweckung. Sie ist nicht einfach eine Fortsetzung des früheren Lebens, sondern sie bedeutet neues Leben – ein Leben in neuer Herrlichkeit. Ja, das ist Jesu Ostergeschenk an uns, und wir wollen ihn dafür jetzt und immer loben. Halleluja! Amen.
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