Was tut uns gut?

Predigt über Psalm 84,13 zum Sonntag Judika

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Was tut uns gut? Es gab eine Zeit, da meinten manche frommen Christen, dass sie diese Frage nicht stellen dürfen. Ihnen war alles verdächtig, was sie als schön und angenehm empfanden. Sie glaubten, sie würden damit ihrem Egoismus nachgeben und sich in weltlicher Eitelkeit verlieren. Diese Zeiten sind Gott sei Dank vorbei. Gott hat uns ja lieb und möchte, dass es uns gut geht. Darum ist es völlig in Ordnung zu fragen: Was tut uns gut?

Auf diese Frage bekommen wir nun ungeheuer viele Antworten – sowohl von Leuten, die wir fragen, als auch von Leuten die wir nicht fragen. Zu letzteren gehören diejenigen, die uns gern etwas verkaufen möchten. Sie wollen uns weismachen, dass sie genau wissen, was uns gut tut: dieser Joghurt zum Beispiel oder jene Lebens­versiche­rung, dieses Auto oder jenes Deo. Da weiß natürlich fast jeder, dass man diese selbst­ernannten Berater nicht ernst nehmen muss. Ähnlich steht es mit eso­terischen Ratgebern. Man erkennt sie daran, dass sie universale Patent­lösungen anbieten für die Frage: Was tut uns gut? Der eine empfiehlt Meditations­übungen, der andere ein Magnet­armband, der dritte eine exotische Diät. Auch bei Politikern sind wir miss­trauisch, wenn sie sagen, was dem Volk gut tut. Es macht miss­trauisch, dass sie sich dabei oft gegenseitig wider­sprechen und manchmal sogar regelrecht in die Haare geraten. Schon eher vertrauen wir dem Arzt oder dem Apotheker, denn die müssen ja schließlich wissen, was uns gut tut, oder? Ebenso steht es mit anderen professio­nellen Beratern, etwa auf juristi­schem Gebiet oder auf dem Finanz­sektor. Manche bevorzugen allerdings den Rat eines guten Freundes oder einer guten Freundin. Die kennen einen gut, und zu ihnen hat man Vertrauen; die meinen es ohne Hinter­gedanken gut mit uns und können uns daher auch sagen, was uns gut tut. Das Problem ist aber: Die vielen Emp­fehlungen für das, was uns gut tut, können wir unmöglich alle befolgen. Vieles wider­spricht sich auch direkt. Sollen wir nun vegetarisch leben oder auf reichliche Protein­zufuhr achten? Sollen wir unser Geld lieber anlegen oder ausgeben? Und wenn wir es ausgeben, sollen wir uns für diese oder für jene Marke ent­scheiden? Was tut uns gut? Es scheint eine ziemlich schwierige Frage zu sein.

Wenn ich ein teures technisches Gerät kaufe und lange daran Freude haben will, dann muss ich mich in­formieren, wie ich es richtig pflege und warte. Da werde ich dann in der Regel nicht den besten Freund fragen und auch nicht auf die Ratschläge selbst­ernannter Ratgeber achten, sondern da werde ich mich direkt beim Hersteller in­formieren. Der weiß am besten, was dem Gerät gut tut, denn er hat es ja schließlich gebaut. Genauso ist das mit unserem ganzen Leben in dieser Welt: Wenn ich wissen will, was mir gut tut, dann muss ich mich an den Hersteller wenden – an den Schöpfer aller Dinge, der ja auch mein Schöpfer ist. Der Beter von Psalm 84 macht uns das vor. Er redet den Schöpfer an mit den Worten: „Herr Zebaoth“. „Zebaoth“ sind eigentlich die himmlischen Heer­scharen, also die Engel; aber wir können den Sinn dieses Wortes auch auf das große Heer aller Geschöpfe ausweiten. Wenn Gott der Herr Zebaoth ist, dann ist er somit der Herr aller Dinge, denn er hat alles geschaffen. Er, der Hersteller, ist darum auch die erste Adresse, an die wir uns wenden können, wenn wir nach der rechten Pflege und Wartung unseres Lebens fragen. „Was tut uns gut?“ – diese Frage sollten wir also in erster Linie an Gott richten.

Die Bibel ist eine wahre Fundgrube von Antworten. Fast fünfzig Sätze in ihr beginnen mit den Worten: „Wohl dem…“ Man kann auch übersetzen: „Selig ist…“, „Freuen darf sich….“ oder „Gut hat's….“. Es handelt sich um Antworten des Herstellers auf die Frage nach der rechten Pflege und Wartung des mensch­lichen Lebens in der Welt. Es handelt sich um Gottes Antworten auf die Frage: „Was tut uns gut?“ Wie gesagt: Gott hat uns lieb und möchte, dass es uns gut geht, darum nimmt er diese Frage sehr ernst und antwortet ausführlich in in seinem Wort.

Eine dieser Antworten finden wir hier in unserem Psalmvers. Da heißt es: „Wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt.“ Diese Antwort ist sehr umfassend; wir können die anderen Antworten der Bibel darin zusammen­fassen. Ja, wohl dem, der sich auf den Herrn Zebaoth verlässt. Der ist selig. Der darf sich freuen. Der hat's gut. Eben das tut uns am aller­meisten gut: dass wir uns auf Gott verlassen; dass wir ihm vertrauen und seinen Weisungen folgen. Mit einem Wort: Der Glaube ist es, der uns am meisten gut tut, das völlige Vertrauen in Gott.

Und was bedeutet das? Da fallen uns vielleicht zunächst die Zehn Gebote ein und das Liebes­gebot. Wir vertrauen darauf, dass Gott es gut mit uns meint und dass er uns aus diesem Grund seine Gebote gegeben hat. Er hat ja allen, die sie befolgen, seinen Segen und gutes Leben ver­sprochen. Und so ist auch: Wo Menschen sich nach den Zehn Geboten richten, wo sie liebevoll miteinander umgehen und Gott als ihren höchsten Herrn lieben und achten, da geht es der Gemeinschaft gut, da herrschen Friede und allgemeiner Wohlstand. Wo Menschen diesen Geboten aber nicht vertrauen und lieber nach selbst­gemachten Prinzipien leben, da leidet das allgemeine Wohlergehen Schaden, und der Frieden ist nicht mehr gewähr­leistet.

Genau das erleben wir immer wieder, im großen Maßstab der Weltpolitik ebenso wie im kleinen Maßstab der Familie. Es gehört zur Tragik unseres Menschen­geschlechts, dass wir uns eben nicht auf die Gebote des Herrn Zebaoth verlassen und dadurch immer wieder auf die Nase fallen. Bei Adam und Eva hat es angefangen, und in meinem eigenen Herzen hört es immer noch nicht auf. Leider.

Was sagt Gott dazu? Er könnte gar nichts mehr sagen, sondern sich einfach denken: Bei den Menschen ist Hopfen und Malz verloren; sie wollen ja nicht hören. Oder er könnte sagen: Seht ihr, das habe ich euch doch gleich gesagt, wenn ihr nicht meine Gebote haltet, dann geht es euch schlecht; das habt ihr nun davon! Oder er könnte sagen: Reißt euch gefälligst zusammen und gebt euch mehr Mühe mit meinen Geboten, dann werdet ihr merken, wie gut euch das tut! Aber er sagt etwas ganz anderes. Sein neues Wort ist ein über­raschendes Wort, ein wunderbares Wort. Sein neues Wort ist der neue Bund in Jesus Christus. Gottes ein­geborener Sohn wurde Mensch; Gottes neues Wort wurde Fleisch in ihm. Und dieses Wort lautet: Wer Jesus Christus vertraut, der wird selig und hat das ewige Leben. Auch dieses Wort müssen wir mithören, wenn es in unserem Psalmvers heißt: „Wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt!“ Es ist bei diesem Wort nämlich nicht nur an Gottes Gesetz gedacht, sondern vor allen Dingen an sein Evangelium. Aus dem Blickwinkel des Neuen Testaments und des Evangeliums können wir sagen: Wohl dem, der sich auf den Sohn Gottes verlässt! Christus ist ja der Sohn des Her­stellers. Der gibt uns nicht einfach nur einen guten Rat, wie wir das beschädigte Gerät reparieren können, sondern er kommt zu uns und repariert es selbst. Er bringt alles in Ordnung, was unser Ungehorsam in Unordnung gebracht hat.

Was tut uns also gut? Am aller­meisten dies, dass wir uns auf Gottes Liebe verlassen, die in Jesus Christus erschienen ist. Wer solchen Glauben hat, dem verspricht Gott gutes Leben in Zeit und Ewigkeit. Der lernt dann auch, nach Gottes Geboten zu leben. Und der kann dann fröhlich die Worte nach­sprechen, die uns unser Psalmvers in den Mund legt: „Herr Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt!“ Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2013.

Autor: Pastor Matthias Krieser

SOLI DEO GLORIA!

PREDIGTKASTEN

►  Startseite

►  Impressum