Liebe Gemeinde!
Heute hat mein bester Freund Geburtstag. Da feiern wir ordentlich: mit gutem Essen und Trinken, mit Musik, mit Geschenken, mit vielen Gästen und mit viel Fröhlichkeit. Wenn mein bester Freund Geburtstag hat, dann wird das auf der ganzen Welt gefeiert – nicht nur an einem Tag, sondern eine ganze Festsaison lang.
Mein bester Freund heißt Jesus, und er ist die wichtigste Person in meinem Leben. Er schenkt mir Lebenssinn und ein gutes Verhältnis zu Gott. Er schenkt mir Freude und sogar ewiges Leben. Viele von euch sehen das ebenso und feiern heute den Geburtstag ihres besten Freundes – mit kindlicher Freude und mit kindlichem Glauben. Das ist etwas Herrliches und unbezahlbar Wertvolles.
Ich weiß aber auch, dass einige, die hier sitzen, nicht so denken. Einige haben kein freundschaftliches Verhältnis zu Jesus, vielleicht sogar überhaupt keins. Einige sitzen aus anderen Gründen hier – vielleicht, um ein bisschen in Weihnachtsstimmung zu kommen, oder ihren Verwandten zuliebe, die das so erwarten. Euch wünsche ich, dass einmal die Zeit kommt, wo auch ihr euch mit Jesus anfreundet.
Es gibt aber noch eine dritte Gruppe, und die wird nicht gerade klein sein. Es sind die Menschen zwischen den beiden anderen Grupppen: Einerseits nicht voll kindlicher Glaubensfreude über den Geburtstag vom besten Freund Jesus, andererseits aber auch nicht weit weg von ihm. Es sind Christen, die sich mit Zweifeln abmühen. Sie sind in ihrem Glauben hin‑ und hergerissen zwischen der wunderbaren Botschaft der Bibel einerseits und einer verrückten Welt andererseits, in der Jesus scheinbar immer weniger eine Rolle spielt – trotz allen Weihnachtsrummels, oder vielleicht gerade deswegen. Dieser dritten Gruppe widme ich meine heutige Predigt.
Das Bibelwort, über das ich predige, stammt aus der Zeit, als Jesus schon erwachsen war. Bei einem fröhlichen jüdischen Fest, nämlich beim Laubhüttenfest, hatte Jesus sich vor die Gottesdienstbesucher hingestellt und sie zum Glauben an sich eingeladen. Einige waren begeistert und wussten: Das ist der Messias, der Christus! Das ist der Erlöser, den die Propheten schon seit langem vorausgesagt haben! Aber dann gab es da auch die Zweifler, und die stellten skeptisch die Frage, die wir hier als Predigttext bedenken: „Sagt nicht die Schrift: Aus dem Geschlecht Davids und aus dem Ort Bethlehem, wo David war, soll der Christus kommen?“ Sie wussten, dass der Mann Jesus von Nazareth heißt, und meinten deshalb, er sei auch in Nazareth geboren. Ja, das verwirrte sie, das ließ sie zweifeln: Die Propheten hatten Bethlehem als Geburtsort des Erlösers vorausgesagt, Jesus aber kam aus Nazareth!
Mancher wird über die Ahnungslosigkeit dieser Zweifler schmunzeln. Sie wussten eben nicht, was wir wissen und was wir eben wieder bei der Verlesung der Weihnachtsgeschichte gehört haben: Zwar stammten Maria und Josef aus Nazareth, aber sie zogen nach Bethlehem, und dort wurde Jesus geboren. Später zogen sie dann wieder nach Nazareth zurück, und da wuchs Jesus dann auf. Gott hat das extra so gefügt, damit die Voraussagen der Propheten in Erfüllung gehen. Gott hat dem Kaiser Augustus die Idee mit der Schätzung in den Kopf gesetzt, damit Jesus in der Stadt Davids zur Welt kommen konnte und auf diese Weise deutlich wurde: Er ist der Sohn Davids, er ist der versprochene Erlöser aus diesem Königsgeschlecht! Auch der Engel hat darauf hingewiesen, als er den Hirten von Bethlehem die Freudennachricht überbrachte: „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“
Die Verheißungen der Propheten, die Erfüllung durch die Reise von Maria und Josef nach Bethlehem, die Bestätigung des Engels – all das, was wir in Gottes Wort finden, zerstreut unsere Zweifel. Jesus muss der Erlöser sein, denn auf ihn weist alles hin! Lassen wir uns also nicht von scheinbaren Einwänden irremachen. Zum Beispiel davon, dass dieser Prinz aus dem Königsgeschlecht David nicht in einem Palast zur Welt gekommen ist, sondern in einem schäbigen Unterstand für Vieh, notdürftig in eine Futterkrippe gebettet. Oder davon, dass sein Geburtsort Bethlehem keineswegs den Glanz einer königliche Residenzstadt hatte. Wenn wir unseren Predigttext wörtlich übersetzen, muss es sogar heißen: „Aus dem Flecken Bethlehem soll der Christus kommen“; wir könnten sogar sagen: „aus dem Kaff Bethlehem“. Bethlehem war damals nur ein kleines Dorf, und so ist es auch zu erklären, dass das einzige Gasthaus am Ort gerade kein Zimmer frei hatte für Maria und Josef. Wir merken: Gott wirkt unser Heil oft gegen den Augenschein, unter kleinen und kümmerlichen Verhältnissen. Sein Sohn erniedrigte sich mit dieser Geburt und lebte danach als einfacher Handwerker und armer Mann. Auch erlöste er uns nicht machtvoll durch eine große Heldentat, sondern schmachvoll am Kreuz. Seht, das ist die Handschrift von Gottes Erlösung! Sie ist schon an Jesu Geburtsort zu erkennen.
Liebe Gemeinde, und besonders liebe Zweifler: Entdeckt Gottes Handschrift in eurem Leben! Lasst euch nicht verwirren, so wie die Leute damals verwirrt waren, als sie meinten, Jesus komme aus Nazareth. Oft liegen die Dinge anders, als sie scheinen. Bei Gott und seiner Erlösung durch Jesus ist es sogar durchgehend so. Wenn Gott also auch heute noch klein und ärmlich daherkommt, etwa in seiner Kirche oder im Leben der Christen – lasst euch davon nicht irremachen! Denkt an Bethlehem, an den Stall, an die Krippe, an den Kind gewordenen Gott und an seine Erlösungstat am Kreuz! Wenn ihr euch daran haltet, dann wird euer Zweifel klein werden und euer Glaube groß. Und dann könnt ihr fröhlich und mit kindlichem Vertrauen Weihnachten feiern. Amen.
PREDIGTKASTEN |