Moralische Maßstäbe

Predigt über 1. Korinter 6,9‑11 zum 8. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Es ist ein Irrtum zu meinen, dass es egal ist, wie moralisch ein Christ lebt. Dieser Irrtum ist gerade in heutiger Zeit sehr verbreitet. Man meint, wie moralisch einer lebt, das sei seine persönliche Ent­scheidung, und Gottes Barmherzig­keit werde am Ende sowieso alle in den Himmel bringen. Darauf antwortet Gott selbst durch seinen Apostel: „Lasst euch nicht irreführen! Weder Unzüchtige noch Götzen­diener, Ehebrecher, Lustknaben, Knaben­schänder, Diebe, Geizige, Trunken­bolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes ererben.“ Da sehen wir auch, dass Gottes Wort klare moralische Maßstäbe setzt – Maßstäbe, die heute keineswegs veraltet sind, sondern die für alle Zeit gelten. Ja, Gottes Gesetz gilt heute ebenso wie damals und zeigt, wie gutes Leben aussieht. Moral ist gut und wichtig, auch wenn sie heutzutage von vielen abgelehnt wird. Lassen wir es uns also gesagt sein, liebe Brüder und Schwestern, und lassen wir uns nicht irreführen! Halten wir uns sorgfältig an Gottes moralische Maßstäbe!

Erstens: Wir sollen keine Götzen­diener sein. Damit greift Paulus das 1. Gebot auf: „Du sollst keine andern Götter haben neben mir.“ Für „Götzen­diener“ steht da eigentlich wörtlich „Bilder­verehrer“. Es ist demnach falsch und ver­werflich, wenn sich Menschen ihre eigenen Bilder von Gott machen und diesen Gottes­bildern die höchste Ehre zuteil werden lassen. Es gibt nur einen Gott, und das ist der Gott der Bibel. Manches, was er uns in der Bibel sagt und was er von uns fordert, verstehen wir nicht, oder es passt uns nicht; trotzdem müssen wir uns danach richten. Wer Gott nur so anerkennt, wie er ihn sich selbst vorstellt, der macht im Grunde genommen sich selbst zum Götzen. Genauso schlimm wie der Götzen­diener ist aber der, der überhaupt keinem Gott dient, auch nicht dem einen wahren Gott, dem alle Ehre gebührt. Hier kommt das 3. Gebot ins Bild: „Du sollst den Feiertag heiligen.“ Es fordert uns auf, den Ruhetag, den Gott uns geschenkt hat, für seine Ehre und Anbetung in der christ­lichen Gemeinde zu nutzen.

Zweitens: Wir sollen nicht unzüchtig sein. Das ist ein Sammel­begriff für alle sexuellen Sünden. Auf sie geht Paulus besonders ausführlich ein, denn hier war eine schwache Seite bei den Korinthern. Hier ist auch eine schwache Seite unserer heutigen Gesell­schaft. Paulus wird noch deutlicher und spricht aus­drücklich von Ehe­brechern. Damit greift er das 6. Gebot auf: „Du sollst nicht ehe­brechen.“ Dabei ist es egal, ob jemand das Treue­versprechen bricht, das er selbst seinem Ehepartner gegeben hat, oder ob er in eine fremde Ehe einbricht: In jedem Fall ist es Ehebruch, in jedem Fall verletzt es Gottes Maßstäbe von Moral. Denn nach Gottes Wort ist die Ehe nicht einfach nur eine Abmachung zwischen einem Mann und einer Frau, sondern sie ist eine göttliche Schöpfung, vom himmlischen Vater selbst zusammen­gefügt. Jede Ehe ist wie eine kostbare Vase, die Gott selbst getöpfert hat; wer Ehebruch begeht, der zerbricht dieses einzig­artige Gefäß. Auch wenn es die Medien heute anders darstellen und ver­harmlosen: Jeder außer­eheliche Flirt, jeder Seiten­sprung, jedes böswillige Verlassen des Ehepartners ist ein Angriff auf Gottes gute Ordnung. Weiterhin nennt Paulus die „Lust­knaben“ und „Knaben­schänder“ als Beispiele für sexuelle Sünden – jedenfalls hat Martin Luther das so übersetzt. Gemeint sind die Homo­sexuellen. Homo­sexuelle haben es in den letzten Jahrzehnten geschafft, die öffentliche Meinung so zu be­einflussen, dass ihre sexuelle Orien­tierung als ganz normale Alternative zur Ehe von Mann und Frau angesehen wird. Wer heute noch etwas Kritisches gegen die Homo­sexualität sagt, der wird gleich als „homophob“ ab­gestempelt (Homophobie ist eigentlich eine krankhafte Angst oder Abscheu vor Homo­sexuellen). Auf die Gefahr hin, in diese Ecke gestellt zu werden, muss ich euch als euer Pastor und als Prediger von Gottes Wort klar bezeugen: Was Paulus damals den Korinthern geschrieben hat und was auch an mehreren anderen Stellen in der Bibel steht, gilt für alle Zeiten. Gott hat die Sexualität nur für Mann und Frau geschaffen, und ihre Erfüllung findet sie in der lebens­langen Ehe. Alles andere, aus­drücklich auch die prakti­zierte Homo­sexualität, ist schöpfungs­widrig und entspricht nicht Gottes moralischen Maßstäben.

Drittens: Wir sollen keine Diebe und Räuber sein. Damit greift Paulus das 7. Gebot auf: „Du sollst nicht stehlen.“ Dagegen wird niemand etwas sagen können, weder heute noch damals. Dennoch wird oft im Verborgenen die Allgemein­heit bestohlen, wenn fällige Steuern nicht gezahlt werden oder wenn staatliche Leistungen un­berechtigt in Anspruch genommen werden. Auch wer mit seinen Mitmenschen Geschäfte macht, bei denen sie ahnungslos schlecht wegkommen, bestiehlt sie letztlich. Es fällt auf, dass Paulus in einem Atemzug mit den Dieben die „Geizigen“ nennt; wir können auch sagen: die Hab­gierigen. Damit greift er zugleich das 9. und 10. Gebot auf: „Du sollst nicht begehren.“ Geiz und Habgier sind etwas Ähnliches wie Diebstahl, selbst wenn es nicht zu gesetzes­widrigen Handlungen kommt. Es handelt sich dabei um die Ein­stellung: Ich will nehmen und festhalten, was ich kriegen kann; was der andere davon hat, ist mir egal. Diese Einstellung wider­spricht Gottes moralischen Maßstäben und dem Grundsatz unseres Herrn Jesus Christus, der gesagt hat: „Geben ist seliger als Nehmen“ (Apostel­gesch. 20,35). Und wer geizig ist, der bestiehlt letztlich sogar sich selbst: Er hält krampfhaft an Werten fest, die ihm eigentlich erst dann etwas nützen, wenn er sie fröhlich ausgibt.

Viertens: Wir sollen keine Trunken­bolde sein. Ein Trunkenbold ist jemand, der nicht ver­antwort­lich mit alko­holischen Getränken umgeht, der also täglich trinkt oder der so viel trinkt, dass er seine Selbst­beherr­schung verliert. Da brauche ich nicht viele Worte drüber zu verlieren, dass das Gott nicht gefällt. Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, der merkt auf Schritt und Tritt, wieviel Zerstörung, Not und Elend auf das Konto des Alkohols gehen. In der heutigen Zeit gibt es da noch das besondere Problem von Alkohol im Straßen­verkehr. Wenn wir das zuende denken, dann kommen wir hier direkt zum 5. Gebot: „Du sollst nicht töten.“

Fünftens: Wir sollen keine Lästerer sein. Damit greift Paulus das 2. Gebot auf: „Du sollst den Namen Gottes nicht miss­brauchen“, aber auch das 8. Gebot: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ Paulus meint hier vor allem die Sünde, dass andere durch Worte nieder­gemacht werden – entweder direkt ins Gesicht oder, was noch schlimmer ist, hinter ihrem Rücken. Ja, auch die Lästerei wider­spricht Gottes moralischen Maßstäben. Es geht dabei keineswegs nur um das Gerede. Vielmehr: Wer andere mit Worten nieder­macht, den prägen diese Worte auch selbst innerlich, und er beginnt, seine Mitmenschen zu verachten. Besonders tadelt Gottes Wort die Lästerung in Bezug auf Menschen, die wir eigentlich ehren sollen: Eltern, Vorgesetzte und Regierende. Wer von ihnen schlecht redet oder sie mit Worten nieder­macht, der übertritt damit das 4. Gebot: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.“

Liebe Brüder und Schwestern in Christus, wir haben mit den Worten des Paulus erkannt: Gottes moralische Maßstäbe sind letztlich nichts anderes als das, was er in den Zehn Geboten von uns fordert. Noch einmal: Dieses Gesetz gilt. Paulus fragte die Korinther und fragt uns heute: „Wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Lasst euch nicht irre­führen!“ Bedeutet das nun, dass jemand, der unmoralisch lebt, kein Christ ist? Wer kann dann überhaupt noch ein Christ sein? Wir müssen hier ganz genau auf Gottes Wort achten – besonders auch auf das, was Paulus am Ende dieses Abschnitts geschrieben hat: „Ihr seid rein gewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.“ Durch Taufe und Glaube sind die Korinther nun keine Ungerechten mehr, sondern Gerechte. Und dasselbe gilt auch für uns: All unsere Ver­fehlungen gegen Gottes moralische Maßstäbe, die wir begangen haben, machen uns nicht mehr zu Un­gerechten, weil Christus uns mit seiner Gerechtig­keit umkleidet. Er hat uns geheiligt, er hat uns gerecht­fertigt. Es mag sein, dass wir noch hin und wieder aus Schwachheit ungerecht und unmoralisch handeln, aber das macht uns nicht zu Un­gerechten, Götzen­dienern, Ehebrechern und dergleichen – wenn wir denn bereuen, Gott um Vergebung bitten und diese Vergebung im Namen des Herrn Jesus Christus auch annehmen. Natürlich gilt Gottes Gesetz immer noch, aber zugleich ist es erfüllt durch Gottes Sohn, der für uns Mensch geworden ist. Und so finden wir uns angesichts von Gottes guten moralischen Maßstäben und angesichts unserer Sünde in derselben Situation, in der sich damals die ertappte Ehe­brecherin befand. Jesus verkündigte ihr: „Ich verdamme dich nicht. Geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“ (Joh. 8,11). Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2012.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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