Der Glaube, der zum ewigen Leben führt

Predigt über Johannes 11,25 zu einer Beerdigung

Liebe Trauergemeinde!

Das Wichtigste, was wir uns an diesem Tag und in dieser Stunde bewusst machen können, ist die Tatsache: Jesus ist stärker als der Tod; Jesus hat den Tod besiegt. Er sagte: „Ich bin die Auf­erstehung und das Leben.“ Er selbst ist auf­erstanden von den Toten, nachdem er am Kreuz gestorben war. Nicht nur in der Erinnerung seiner Jünger ist er lebendig, sondern wirklich und leibhaftig. So gibt es auch für unsere werte Verstorbene keine andere Hoffnung auf Leben mehr als diese, dass Jesus sie auferstehen lässt und in sein Reich der ewigen Herrlich­keit führt.

Jesus hat das auch ver­sprochen. Er hat gesagt: „Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“ Und ein anderes Mal sagte er: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden“ (Markus 16,16). Wenn Jesus etwas verspricht, dann hält er es auch. Wenn jemand auf seinen Namen getauft ist und an ihn glaubt, dann hat der Tod nicht das letzte Wort über ihn. Unsere liebe Verstorbene ist getauft und hat an Jesus geglaubt, darum tragen wir ihren Leib heute zu Grabe in der frohen Zuversicht, dass Jesus sie mit Leib und Seele auferwecken und zu sich in den Himmel nehmen wird. Da braucht sie dann nicht mehr kümmerlich weiter­zuleben mit einem Leib, der von Alter und Krankheit gezeichnet ist, denn dann wird Jesus ihr einen herrlichen neuen Auf­erstehungs­leib schenken, der nie mehr krank oder alt wird.

Jesus sagte: „Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“ Wir tun gut daran, uns klar zu machen, was das für ein Glaube ist, der zum ewigen Leben führt. Ganz gewiss ist es kein selbst­gemachter mensch­licher Glaube, so wie man landläufig sagt: An irgendetwas muss der Mensch ja glauben. Ein Mensch kann noch so sehr an irgendetwas glauben, den Tod kann er damit nicht besiegen. Der Glaube, der zum ewigen Leben führt, ist eigentlich auch kein religiöser Glaube. Beim religiösen Glauben versucht der Mensch, durch eigene Frömmigkeit seine Seele zu Gott empor­zuschwingen und auf diese Weise Un­sterblich­keit zu erlangen – sei es durch Meditation, sei es durch aufopfernde Nächsten­liebe oder sei es durch Rituale. Nein, der Glaube, der zum ewigen Leben führt, ist ganz aus­drücklich der christliche Glaube, der Glaube an den Mensch gewordenen Gottessohn Jesus Christus. Jesus sagte klar und deutlich: „Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“ Es ist der Glaube, den alle wahren Christen seit der Zeit der Apostel fest­gehalten haben, den sie bekannten, für den sie große Opfer brachten, für den sie manchmal sogar ihr Leben hingaben. Es ist der Glaube, den Martin Luther im Mittelalter wieder ans Tageslicht gebracht hat, nachdem er unter Menschen­gesetzen und kirchlichem Machtgehabe fast gänzlich verschüttet war. Es ist der Glaube, den die Väter und Mütter der alt­lutherischen Kirche kompromiss­los fest­gehalten haben und dafür den schweren Weg einer kleinen Minder­heiten­kirche auf sich genommen haben. Es ist der Glaube, den auch unsere Verstorbene bei ihrer Konfir­mation bekannt hat – der Glaube an den Erlöser Jesus Christus, der ewiges Leben schenkt allen, die an ihn glauben.

Dieser Glaube erkennt nüchtern, dass der Mensch in seiner sündhaften Natur von Gott entfremdet ist und sich aus dieser Entfremdung nicht selbst befreien kann. Wir haben es vorhin mit dem Psalmgebet des berühmten Propheten Mose nach­gesprochen, dass in unserer sündhaften Natur die Ursache des Todes liegt. Da heißt es: „Das macht dein Zorn, dass wir so vergehen, und dein Grimm, dass wir so plötzlich dahin müssen. Denn unsre Missetat stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde vor dein Angesicht“ (Ps. 90,7‑8). Auch wenn man über Tote nur Gutes sagen soll, so gebietet doch die Ehrlich­keit, nicht zu ver­schweigen, dass unsere Verstorbene da keine Ausnahme bildete: Sie war in das menschliche Sündersein mit ein­geschlossen. Vielleicht bestand ihre größte Versuchung darin, die Familie zu vergöttern und über alles zu lieben, auch mehr noch als den Herrn Jesus Christus. Aber das Wunderbare ist ja nun, dass Christus allen, die zu ihm gehören, die Sünden vergibt. Wer auf seinen Namen getauft ist, dem ist ein für alle Mal die Schuld ab­gewaschen, und wer ihm vertraut, der weiß: Da steht nichts mehr zwischen mir und Gott; ich gehöre und ganz und gar zu ihm, in Zeit und Ewigkeit, denn Jesus hat durch seinen Kreuzestod meine Schuld abgebüßt. Ja, genau dieses Vertrauen ist der Glaube an Jesus, der selig macht, wie Jesus selber sagte: „Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“

Die Verstorbene hat noch zu Lebzeiten all ihren Enkel­kindern ein wertvolles Geschenk gemacht. Sie hat jedem einen schweren Koffer geschenkt, gefüllt mit gutem Besteck. Manches der Enkelkinder merkt erst nach und nach, was das für ein wunder­volles Geschenk ist – nicht zuletzt auch deshalb, weil es dauerhaft an die Großmutter erinnert, wenn man es gebraucht. Das kann uns als Beispiel dienen für die Erlösung Christi: Wer an Jesus glaubt, der hat erkannt, wie wertvoll Gottes Geschenk ist – wertvoller als alle Schätze dieser Welt, ein Geschenk für die Ewigkeit. Denn Jesus versprach: „Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“ Lasst uns das nicht vergessen – so wenig, wie wir unsere liebe Verstorbene vergessen. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2011.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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