Der Tag, an dem Jesus triumphiert

Predigt über Johannes 3,14‑15 zum Ostersonntag

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

In einem alten Osterlied heißt es: „Heut trium­phieret Gottes Sohn, / der von dem Tod erstanden schon / mit großer Pracht und Herrlich­keit, / des danken wir ihm in Ewigkeit.“ In den Nachrichten hören wir von Kriegen – aber Gottes Wort sagt uns, dass die Soldaten, die Jesu Grab bewachen sollten, wie tot dalagen am Auf­erstehungs­sonntag. Jesus triumphiert über Krieg und Blut­vergießen; Jesus bringt Frieden! In unserem Alltag sind wir mit schweren oder gar unlösbaren Problemen kon­frontiert – aber Gottes Wort sagt uns, dass sich die Frauen am Ostermorgen ganz unnötig gesorgt haben um das Problem des großen Steins vor dem Eingang des Grabes. Er war schon weggewälzt, denn Jesus ist auf­erstanden, und so triumphiert er über alle unsere Probleme! In unseren Herzen fühlen wir manchmal Traurigkeit – aber Gottes Wort sagt uns, dass der auf­erstandene Herr die Trauer seiner Jünger in Freude verwandelt hat. So triumphiert Jesus auch über unsere Traurigkeit und schenkt uns Freude! An unserem Körper erleben wir Krankheit und Verfall, die Vorboten des Todes – aber Gottes Wort sagt uns, dass Jesus der Erstling der Toten­auferste­hung geworden und uns ins ewige Leben voraus­gegangen ist. Jesus triumphiert über den Tod, sodass der Tod nicht das letzte Wort über uns behält! „Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschen­sohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“

Von drei Personen handelt dieses Bibelwort: erstens vom Teufel, genannt „Schlange“; zweitens von Jesus, genannt „Menschen­sohn“; drittens von den Christen, genannt „alle, die an ihn glauben“. Mit drei biblischen Geschichten hat dieses Bibelwort zu tun: erstens mit der Sündenfall­geschichte, wo der Teufel in Gestalt der Schlange Eva und Adam zum Ungehorsam verführte; zweitens mit der Geschichte von der ehernen Schlange, die Mose als Glaubens­zeichen bei der Wüsten­wanderung auf­richtete; drittens mit der Geschichte von Jesu Tod am Kreuz und von seiner Auf­erstehung am dritten Tag. Dreimal hinter­einander predige ich über dieses Bibelwort: Vorgestern, am Karfreitag, predigte ich unter der Überschrift „Der Tag, an dem der Teufel trium­phiert“; heute, am Oster­sonntag, predige ich unter der Überschrift „Der Tag, an dem Jesus trium­phiert“; und morgen, am Oster­montag, werde ich unter der Überschrift predigen: „Der Tag, an dem der Glaubende trium­phiert“.

Wenden wir uns also heute dem Thema zu: „Der Tag, an dem Jesus trium­phiert“. Jesus wird in der christ­lichen Kunst oft als Lamm mit Fahne dar­gestellt. Erinnert ihr euch? Auch in dem großen Fenster in unserem Gemeinde­saal ist das Gotteslamm mit einer Fahne dar­gestellt. So eine Fahne findet sich auch auf solchen Oster­bildern, wo Jesus nicht als Lamm, sondern als Person dargestellt ist. Die Fahne war früher das Feldzeichen eines Königs. Im Kampf wurde die Fahne vor den Soldaten her­getragen. Und wenn der König die Schlacht gewonnen hatte, dann zog die Fahne dem Triumphzug voran. Alle freuten sich dann, alle jubelten: Der König ist siegreich vom Kampf heim­gekehrt! So ist die Fahne ein Zeichen des Sieges. Diese Beedeutung hat sie auch bei Gotteslamm­bildern und bei Oster­bildern. Die Fahne zeigt: Jesus trium­phiert; Jesus ist der siegreiche König; Jesus hat Sünde, Tod und Teufel besiegt.

Seinen Triumphzug begann Jesus in der Hölle: Dort zeigte er sich siegreich seinen Feinden. Nun weiß der Teufel, dass er selbst nicht mehr trium­phieren kann, dass er keine Chance hat gegen den Gottessohn. Diesen Triumphzug Jesu durch die Hölle bekennen wir mit den Worten „nieder­gefahren zur Hölle“; oder wie es in der öku­menischen Fassung heißt: „hinab­gestiegen in das Reich der Toten.“

Über Christi Höllenfahrt gibt es viele Un­klarheiten und fruchtlose theo­logische Diskus­sionen. Martin Luther hat solche Auseinander­setzungen mit einer Hand­bewegung abgetan, und das lutherische Bekenntnis folgt ihm darin. In der Konkordien­formel sind Auszüge einer Oster­predigt von Luther abgedruckt, die die Sache be­friedigend darstellen. Luther sagte in dieser Predigt unter anderem: „Solche Gemälde zeigen fein die Kraft und den Nutzen dieses Glaubens­artikels…, wie Christus die Gewalt der Hölle zerstört und wie er dem Teufel seine ganze Macht genommen hat. Wenn ich das glaube, dann habe ich den richtigen Hauptsinn dieses Artikels und soll nicht spitzfindig weiter­fragen, wie das denn zugegangen oder überhaupt möglich ist. Auch bei anderen Glaubens­artikeln ist ja solch spitz­findiges Fragen und Besser­wissen der Vernunft verboten und bringt nichts. Natürlich könnte ich ebenso klug sein wie dejenigen, die sich viel einbilden und sich über unsere Glaubens­einfalt lustig machen. Ich könnte zum Beispiel scherzhaft fragen, was denn Jesus wohl für eine Siegesfahne gehabt hat: War sie aus Stoff, war sie aus Papier? Und warum ist sie in der Hölle nicht verbrannt?“

Halten wir mit schlichter Einfalt des Glaubens also fest: Die Höllenfahrt Jesu war ein Triumphzug. Sie ist Ausgangspunkt seines Ostersiegs. Die Auf­erstehung des ge­kreuzigten Herrn bedeutet: Jesus hat der alten Schlange den Kopf zertreten! Das war ihr ja schon zu Anfang von Gott prophezeit worden, gleich nach dem Sündenfall, als der Teufel in Gestalt der Schlange Adam und Eva zum Sündigen verführt hatte. Da hatte Gott gesagt: „Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen“ (1. Mose 3,15).

Wisst ihr, was passiert wenn man einer Schlange den Kopf zertritt? So gründlich, dass sie tot ist? Nein? Ich kann es euch sagen: Die Schlange sieht dann noch eine Weile so aus, als ob sie nicht tot ist. Ihr Körper bewegt und windet sich noch viele Minunten lang, auch wenn der Kopf total zertrümmert ist. So ist das auch mit der Gewalt des Teufels: Seit Christi Oster­triumph ist die Macht des Teufels zertreten; aber er dreht und windet sich noch immer so, als ob seine Macht lebendig ist. Blicken wir in die heutige Welt oder blicken wir in unser eigenes Herz: Der Teufel versucht immer noch – er versucht immer wieder, uns von Gott weg­zubringen. Aber er ist besiegt, Christus hat ihm den Kopf zertreten. Jeder, der zu Christus gehört, braucht keine Angst mehr vor dem Teufel zu haben. Denn wenn alle Sünden vergeben sind, kann uns keine Sünde mehr bei Gott verdammen. Und wenn Christus allen Getauften und Glaubenden das ewige Leben verspricht, dann irrt er sich nicht und dann übertreibt er auch nicht, dann können wir uns wirklich darauf verlassen. So reihen wir uns ein in den Triumphzug Christi, folgen ihm nach, gehen hinter seiner Siegesfahne her, sind in Sieger­laune, haben Freude am Evangelium und singen ein Triumphlied nach dem anderen.

„Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschen­sohn erhöht werden“, prophezeite Christus. Wir erinnern uns: Mose richtete in der Wüste eine Bronze­schlange an einer Stange auf. Wenn Israeliten von Gift­schlangen gebissen wurden, brauchten sie nur vertrauens­voll auf diese Schlange zu sehen, und sie blieben am Leben. Dieses Ereignis bei der Wüsten­wanderung des Volkes Israel hat Jesu Ostersieg vor-abgebildet: Die Schlangen bissen zwar noch, aber ihre Macht war gebrochen, ihr Gift wirkte nicht mehr, der Kopf war ihnen zertreten. Sie zuckten und wanden sich noch, aber sie konnten nicht mehr töten. Als Jesus ankündigte, dass er selbst, der „Menschen­sohn“, wie die Bronze­schlange in der Wüste erhöht werden müsse, da gab er dem Wort „erhöht“ eine doppelte Bedeutung: Nicht nur, dass er am Karfreitag hoch am Kreuz hing, sondern auch, dass er am Oster­sonntag aus dem Grab erhöht wurde, dass er auffuhr von den Toten, dass er ans Licht der Sonne emporkam und sich anschickte, aufzufahren in seines Vaters Reich, um dort an der rechten Seite des All­mächtigen zu herrschen. „Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschen­sohn erhöht werden.“ Er wurde nicht nur am Kreuz erhöht, damit alle, die glaubend auf den sterbenden Jesus schauen, Vergebung der Sünden finden. Er wurde auch zu Ostern erhöht, damit alle, die an den lebendigen Jesus glauben, in seinem Auf­erstehungs­triumph mitgerissen werden und unter seiner Herrschaft ewig leben.

Ja, „heut trium­phieret Gottes Sohn“, und nicht nur er, sondern wir mit ihm; und nicht nur heute, sondern an allen Tagen und in Ewigkeit. Halleluja, amen!

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2011.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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