Der Tag, an dem der Teufel triumphiert

Predigt über Johannes 3,14‑15 zum Karfreitag

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Von drei Personen handelt dieses Bibelwort: erstens vom Teufel, genannt „Schlange“; zweitens von Jesus, genannt „Menschen­sohn“; drittens von den Christen, genannt „alle, die an ihn glauben“. Mit drei biblischen Geschichten hat dieses Bibelwort zu tun: erstens mit der Sündenfall­geschichte, wo der Teufel in Gestalt der Schlange Eva und Adam zum Ungehorsam verführte; zweitens mit der Geschichte von der ehernen Schlange, die Mose als Glaubens­zeichen bei der Wüsten­wanderung auf­richtete; drittens mit der Geschichte von Jesu Tod am Kreuz und von seiner Auf­erstehung am dritten Tag. Dreimal hinter­einander werde ich über dieses Bibelwort predigen: Heute, am Karfreitag, unter der Überschrift „Der Tag, an dem der Teufel trium­phiert“; übermorgen, am Oster­sonntag, unter der Überschrift „Der Tag, an dem Jesus trium­phiert“; über-übermorgen, am Oster­montag, unter der Überschrift „Der Tag, an dem der Glaubende trium­phiert“.

Wenden wir uns also heute dem Thema zu: „Der Tag, an dem der Teufel trium­phiert“.

Hört ihr ihn lachen, den Teufel? Karfreitag ist ja eigentlich kein Tag zum Lachen. Es ist ein ernster Tag, ein Tag der Trauer über den Tod des Gottes­sohnes, ein Tag zum Weinen. Trotzdem: Einer lacht, und das ist der Teufel. Er lachte durch den Spott der Feinde Jesu, die unter seinem Kreuz höhnten: Soll er doch herab­steigen, wenn er Gottes Sohn ist! Andern hat er geholfen, aber sich selbst kann er wohl nicht helfen! Ha-ha-ha, ein hilfloser Messias, ein rettungslos verlorener Retter!

Ja, der Teufel triumphiert am Karfreitag. Er denkt, er hat gewonnen. Er denkt, er ist Sieger in dem Machtkampf, der einst im Garten Eden begann. Da hatte er die Gestalt der Schlange angenommen, und listig hatte er Eva angeredet: Sollte Gott das wirklich so gemeint haben, dass ihr nicht vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen essen dürft? Meint ihr wirklich, dann würdet ihr sterben? Keineswegs, sondern ihr werdet dann so mächtig sein wie Gott! Der Teufel hat nur ein Ziel: Er will einen Keil zwischen Gott und die Menschen treiben. Er will die harmonische Gemein­schaft kaputt machen. Er will das ewige Leben verhindern. Eva ging ihm in die Falle, und Adam auch. Da trium­phierte der Teufel: Jetzt hatte er die Menschen unter die Gewalt der Sünde gebracht! Jetzt wurden sie sterblich! Jetzt musste Gott sie strafen! Ja, Gott strafte die Menschen in der Tat. Er ließ die Frau unter Schmerzen Kinder gebären. Er ließ den Acker des Mannes Disteln und Dornen tragen. Er vertrieb die ersten Menschen aus dem Garten Eden, sodass sie nicht mehr vom Baum des Lebens essen konnten. Er ließ die Leiber der beiden wieder zu Erde vermodern. Dem Teufel aber sagte Gott zur selben Zeit den Kampf an. Er sprach zu der Schlange: „Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen“ (1. Mose 3,15). Dies erfüllte sich dann am Karfreitag: Der Teufel stach dem Menschen­sohn in die Ferse; Jesus starb am Gift mensch­licher Sünde, die ihn ans Kreuz gebracht hatte.

Und wo stehst du, lieber Christ, in diesem Machtkampf? Lässt du dich vom Teufel beschwatzen wie einst Eva im Garten Eden? Oder hast du Gottes Gebote klar vor Augen? Weißt du, was Gott von dir fordert, und handelst du danach? Bleibst du in seiner Nähe, oder lässt du dich vom Teufel abspenstig machen? Stirbt deine Hoffnung mit Jesus am Kreuz, weil der Teufel lacht und trium­phiert? Oder leidest du willig mit Jesus, weil du ja weißt, dass er am Ende der Schlange den Kopf zertreten wird?

Und dann ist da noch diese dritte Geschichte, die Geschichte dazwischen. Es ist die Geschichte verwöhnter Kinder, auch wenn sie schon erwachsen waren. Die Kinder Israel zogen in der Wüste umher, und Gott versorgte sie mit Essen. Freilich war ihnen das Essen nicht gut genug; es war ihnen zu eintönig: tagaus, tagein nichts als Manna! Sie sagten: „Uns ekelt vor dieser mageren Speise“ (4. Mose 21,5). Sie murrten, sie schimpften, sie waren unzufrieden mit Gott und mit Mose. Wieder war es der Teufel, der da trium­phierte. Er hatte es geschafft, einen Keil zwischen Gott und sein aus­erwähltes Volk Israel zu treiben. Er hatte es geschafft, das Vertrauen der Kinder Israel in Zweifel zu verkehren, und ihre Freude an der Befreiung aus ägyptischer Knecht­schaft in missmutige Unzufrieden­heit. Wie Adam und Eva hatten sie sich durch den Teufel weglocken lassen von Gott. Und ebenso wie in der Sündenfall­geschichte ließ Gottes Strafe nicht lange auf sich warten – auch wieder eine tödliche Strafe: Gott schickte Gift­schlangen, die bissen die Israeliten, und viele starben an den Schlangen­bissen. Da schrien sie zu Gott um Hilfe. Sie erkannten ihre Sünde, bereuten ihr Fehl­verhalten und baten um Vergebung. Gott erhörte sie und stiftete ihnen ein Zeichen, das sie rettete: Mose musste eine Schlange aus Bronze anfertigen, die wurde dann an einer Stange auf­gerichtet. Jeder Gebissene, der im Vertrauen auf Gottes Hilfe dieses Schlangen­bild ansah, blieb am Leben. Zwar bissen die Schlangen weiter, zwar schien der Teufel weiter zu trium­phieren, aber seine Macht war gebrochen; Gott hatte ihn durch die eherne Schlange besiegt.

Wie stehst du zu dieser Geschichte, lieber Christ? Bist du auch dauernd am Schimpfen und Murren in der Wüste deines Lebens? Gelingt es dem Teufel, dich auf diese Weise vom himmlischen Vater zu entfremden? Verleidet er die Freude an Gottes Wort, der geistlichen Speise auf deiner Lebens­reise? Schmeckt es dir nicht mehr; verachtest du es, so wie ein verwöhntes Kind an einem alltäg­lichen Essen herum­mäkelt? Hast du keine Lust mehr, Gottes Wort reichlich und gern zu hören? Und wenn Gott dich dann aufrüttelt mit Mahnungen und Strafen, bist du dann bereit zur Umkehr? Bekennst du deine Schuld, bereust du sie wirklich? Bittest Du ihn um Hilfe? Und schaust dann vertrauens­voll auf die Zeichen seiner Gnade, die ja schon da sind in deinem Leben? Denkst du dankbar an deine Taufe zurück, wo Gott dir alle deine Sünden abgewaschen hat? Suchst du mit Fleiß das Heilige Abendmahl, wo Gott dir Vergebung der Sünden und alles Heil verspricht mit dem Leib und Blut seines ein­geborenen Sohnes?

Liebe Brüder und Schwestern in Christus, nun verstehen wir besser, was Jesus gesagt hat: „Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschen­sohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ Jesus wurde ans Kreuz genagelt und hoch auf­gerichtet, sodass alle ihn sehen konnten in seinem Leid und Elend. Er wurde auf­gerichtet, wie Mose einst in der Wüste die eherne Schlange auf­gerichtet hatte. Der Teufel triumphiert – aber nur scheinbar. Denn wir wissen: Der hilflose Helfer am Kreuz ist in Wahrheit Gottes Zeichen zur Rettung vom Tod. Zwar wurden die Israeliten in der Wüste noch weiter von Gift­schlangen gebissen, aber wenn sie glaubend aufsahen zur ehernen Schlange, dem göttlichen Rettungs­zeichen, dann blieben sie am Leben. Dasselbe gilt für uns heute: Zwar plagt uns der Teufel und greift uns immer wieder an, versucht und verleitet uns zur Sünde. Glaubt nur nicht; ihr könntet ihm aus eigener Kraf wider­stehen! Glaubt nur nicht, ihr könntet es selber schaffen, ihm nicht auf den Leim zu gehen! Aber wenn wir im Glauben auf den Mann am Kreuz sehen, dann wird uns das Gift der teuflischen Schlange nicht töten. Jesus selbst hat sich ja für uns in die Ferse stechen lassen. Er hat den teuflisch-tödlichen Schlangen­biss stell­vertretend für uns auf sich genommen, damit wir ewig leben können. Das Gift des Teufels, das uns den ewigen Tod bringen sollte, ist nun nicht mehr Gift im Sinne der deutschen Sprache, sondern es wird zum „gift“ im Sinne der englischen Sprache: Es wird zum Geschenk, zur göttlichen Gabe. Denn am Kreuz von Jesus Christus wird das tödliche Schlangen­gift zum lebens­spendenden Gegengift, zum lebens­rettenden Serum für alle, die glaubend auf das Kreuz schauen.

Karfreitag, ein Tag an dem der Teufel trium­phiert? Nur scheinbar triumphiert er; in Wahrheit aber erleidet er hier seine endgültige Niederlage. Der Teufel lacht und spottet über den hilflosen Helfer, den rettungslos verlorenen Retter am Kreuz. Aber wer zuletzt lacht, der lacht am besten. Wir vernehmen von weitem schon das Oster­lachen, das fröhliche Lachen des auf­erstandenen Siegers vom Tod. Zwar hat der Teufel ihn in die Ferse gestochen am Karfreitag, aber dieser hat ihm den Kopf zertreten und ihm alle Macht genommen. Wer Jesus am Kreuz im Glauben ansieht, der triumphiert über den Teufel mit dem wahren Sieger Jesus Christus. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2011.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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