Gottes radikale Liebe

Predigt über Johannes 3,16‑21 zum Heiligen Abend

Liebe Freunde!

Gottes Liebe ist radikal. Der Vater im Himmel sagte zu seinem Sohn: Los jetzt, du musst runter auf die Welt! Du musst was für die Menschen tun, sonst verrecken sie alle in ihrer Sünde! Leicht war das für den Vater nicht. Er wusste genau, in was für ein Schlamassel er seinen Sohn schickte. Aber „Gott liebte die Welt so sehr, dass er seinen einzigen Sohn hergab.“ Auch der Sohn liebt radikal. Gottes Sohn liebte seinen Vater so sehr, dass er ihm antwortete: Klar doch, ich mache, was du sagst. Das ist zwar ein ziemlich mieser Job, aber wenn es den Menschen hilft – okay. Der Sohn hat seinen Vater und uns Menschen sehr, sehr lieb. Darum verließ er seine gemütliche Luxus­wohnung im Himmel und wurde selbst ein Mensch.

Gottes ein­geborener Sohn ein Mensch – Wahnsinn, diese radikale Liebe! Und was für ein Mensch: Zunächst nur ein Kind, ein hilfloses Baby mit einem Windelpaket am Hintern. In einer Not­unterkunft kam er zur Welt, in einem Viehstall. Da gab es kein hübsches Kinder­bettchen; ein Futtertrog war der einzige Platz, wo man ihn hinlegen konnte. Gottes Sohn wurde ein Mensch, ein Kind armer Leute. Schon als Baby wollte man ihn umbringen. Seine Eltern flohen mit ihm und lebten ein paar Jahre lang als Asylanten in Ägypten. Als Jesus dann erwachsen war, zog er wie ein Obdachloser durchs Land und lebte von der Hand in den Mund. Weil er offen die Wahrheit sagte, wurden die Mächtigen im Land wütend auf ihn und sorgten schließlich dafür, dass er am Galgen endete, beziehungs­weise am Kreuz. „Gott liebte die Menschen so sehr, dass er seinen einzigen Sohn hergab.“ Wirklich total radikal, diese Liebe!

Die Heilige Nacht ist eine ent­scheidende Station in dieser Liebes­geschichte. Der Vater im Himmel bot einen riesigen Engelchor auf, um den Menschen deutlich zu machen, was da eigentlich abgeht: „Euch ist heute der Retter geboren! Friede auf Erden!“ Heißt das, dass nun alle Menschen Brüder wurden? War nun endlich Schluss mit Bosheit, Streit und Spaltungen? Wir wissen: so war es nicht. Im Gegenteil: Gottes radikale Liebe hat eine grund­legende Spaltung in der Welt verschärft. Zwar ist Gottes Sohn nicht in die Welt gekommen, um uns zu ver­urteilen, sondern er kam, um uns zu helfen. Aber damit ergibt sich automatisch folgende Spaltung: Einerseits gibt es solche Leute, die sich über Jesus freuen und darauf vertrauen, dass er ihnen hilft. Anderer­seits gibt es solche Leute, die nichts mit ihm zu tun haben wollen. Jesus selbst hat über sich gesagt: „Nun wird jeder, der sein Vertrauen auf den Sohn Gottes setzt, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben.“ Und von den beiden Gruppen meinte er: „Wer sich auf den Sohn Gottes verlässt, der wird nicht verurteilt. Wer sich aber nicht auf ihn verlässt, der ist schon verurteilt, weil er Gottes einzigen Sohn ablehnt.“

Der Gottessohn hat auch einen Vergleich gemacht für sein Kommen in die Welt. Er hat gesagt: „Das Licht ist in die Welt gekommen.“ Als Jesus in Bethlehem geboren wurde, da ist bei uns Menschen gewisser­maßen eine große Lampe angegangen. Gott hat das den Hirten auf Bethlehems Feldern dadurch gezeigt, dass es mitten in der Nacht plötzlich hell wurde und viele Engel kamen. Wir haben versucht, das heute mit unserem Krippen­spiel dar­zustellen, wo es in der Kirche immer heller wurde. Ja, Gottes radikale Liebe zu uns zeigt sich in der Heiligen Nacht wie ein großes Licht. Licht in der Dunkelheit ist etwas Herrliches: Es vertreibt die Angst und macht, dass man sich besser orientieren kann. Aber helles Licht bringt auch zu Tage, was nicht in Ordnung ist: den Fleck auf dem Hemd zum Beispiel oder die Falten im Gesicht. So ist das auch mit Jesus, mit Gottes großem Licht für die Welt: Wenn wir auf sein Wort hören und auf sein Vorbild achten, dann merken wir, was bei uns alles nicht in Ordnung ist. Wir erkennen, wie verlogen wir oft sind und wie egoistisch. Darum neigen alle Menschen von Natur aus dazu, sich vor diesem Licht zu verstecken. Jesus sagte: „Die Menschen hatten die Dunkelheit lieber als das Licht; denn ihre Taten waren schlecht. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und bleibt im Dunklen, damit seine schlechten Taten nicht sichtbar werden.“ Aber Gott bringt durch Jesus nicht nur unsere Schlechtig­keit ans Licht, sondern vor allem seine radikal große Liebe. Wenn wir Jesus kennen­lernen, dann merken wir: Der Vater im Himmel hat uns trotz unserer Flecken und Falten lieb, trotz unserer Sünde. Er ist nicht wütend oder ein­geschnappt. Und er bringt alles wieder in Ordnung durch seinen Sohn. Wir brauchen keine Angst vor ihm zu haben und vor überhaupt garnichts. Auch gibt Jesus uns Orien­tierung, wie wir künftig besser leben können. Gottes Licht macht uns den Weg hell und schenkt uns die Gewissheit, dass wir unterwegs zum Himmel sind, zum ewigen Leben. Noch einmal: „Gott liebte die Menschen so sehr, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun wird jeder, der sein Vertrauen auf den Sohn Gottes setzt, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben.“

Gottes Sohn ist in die Welt gekommen, um uns zu helfen und um uns zum ewigen Leben zu führen. Das ist Gottes Botschaft auch hier und heute, für mich und für dich. Gott möchte, dass wir ihm antworten und sagen: Herr, ich vertraue dir. Nimm mich an in meiner ganzen Erbärmlich­keit und Schlechtig­keit, die in deinem Licht erkennbar wird. Aber lass mich nicht, wie ich bin, sondern reinige mich, erneuere mich und führe mich zum ewigen Leben. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2010.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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