Liebe Mitchristen, wir bitten und ermuntern euch in Christus Jesus: Wie ihr von uns den rechten gottgefälligen Lebenswandel gelernt habt und auch führt, so werdet nun immer besser dabei! Ihr wisst ja, welche Gebote wir euch durch den Herrn Jesus gegeben haben. Dies nämlich ist Gottes Wille und eure Heiligung, dass ihr euch von Unzucht fern haltet. Jeder sehe zu, dass er auf gottgefällige und anständige Weise eine Partnerin oder einen Partner findet, nicht in gieriger Leidenschaft, wie es bei denen üblich ist, die Gott nicht kennen. Auch bei Geschäften soll keiner zu weit gehen und seinen Mitchristen übervorteilen. Der Herr ist nämlich ein Richter all solcher Angelegenheiten, wie wir euch schon immer gesagt und bezeugt haben. Gott hat uns ja nicht zur Unreinheit berufen, sondern zur Heiligkeit. Wer das von sich weist, der weist damit folglich nicht Menschen ab, sondern Gott, der euch seinen Heiligen Geist gegeben hat.
Liebe Brüder und Schwestern in Christus!
Das Wort „Privatsache“ fängt mit „P“ an – ebenso wie die beiden wichtigen Lebensbereiche, die die meisten Leute als Privatsache bezeichnen würden, nämlich „Partnerschaft“ und „Portmonee“. Aber ausgerechnet diese beiden Bereiche sind es, in die der Apostel Paulus den Thessalonichern damals und uns heute hineinredet. Ausgerechnet zur Partnerschaft und zum Portmonee (bzw. zum Geschäftemachen) gibt er Anweisungen, um zu veranschaulichen, was geheiligtes Leben bedeutet. Es klingt fast so, als dürfe es für Christen gar keine Privatsachen geben. Aber schauen wir uns das Ganze im Zusammenhang an!
Als „Mitchristen“ redet Paulus seine Adressaten an, wörtlich als „Brüder“. Er setzt voraus, dass wir, die wir diese Worte hören, getauft sind und an Jesus Christus glauben. Und dann nennt er in den ersten beiden Sätzen ausdrücklich zweimal den Namen des Herrn Jesus: „Wir ermuntern euch in Christus Jesus“, schreibt er, und: „Ihr wisst ja, welche Gebote wir euch durch den Herrn Jesus gegeben haben.“ „In Jesus“, „durch Jesus“ – das sind keine frommen Verzierungen in einem christlichen Brief, sondern das sind ganz wichtige Erinnerungen! Mit diesen Worten werden wir blitzartig daran erinnert, wer uns erlöst hat, wer unser Herr ist und durch wen wir ewig leben dürfen. Diese Worte rufen uns die Grundlage unseres Lebens in Erinnerung, das Evangelium vom Herrn Jesus Christus. Diese Worte machen uns bewusst, dass wir allein aus Gnade und allein durch den Glauben gerettet sind, nicht durch eigene Werke und Verdienste. Das ist ganz wichtig, damit wir die Anweisungen dieses Abschnitts nicht gesetzlich missverstehen. Paulus will uns hier nicht darüber aufklären, wie wir uns die Seligkeit verdienen können, sondern er will uns ein paar Tipps geben, wie wir uns angemessen verhalten können als Leute, denen die Seligkeit geschenkt worden ist.
Darum hat Paulus auch nicht geschrieben: „Wir fordern“ oder „wir befehlen euch“, sondern ganz sanft und lieb: „Wir bitten und ermuntern euch.“ „Wir“, das ist der Apostel mit seinen Mitarbeitern. „Wir“, das schließt im weiteren Sinn aber auch die anderen Apostel und alle Lehrer der Kirche ein, die ihre Mitchristen im Namen des Herrn lehren. In diesem „Wir“ kann auch ich mich als Pastor wiederfinden; und genau das ist es auch, was ich immer wieder versuche: nämlich die Christen und besonders meine Gemeindeglieder ganz sanft und lieb aufzufordern, einen christlichen Lebenswandel zu führen. Darum richte ich diese Gottesworte jetzt als euer Pastor direkt an euch: „Liebe Mitchristen, wir bitten und ermuntern euch in Christus Jesus: Wie ihr von uns den rechten gottgefälligen Lebenswandel gelernt habt und auch führt, so werdet nun immer besser dabei! Ihr wisst ja, welche Gebote wir euch durch den Herrn Jesus gegeben haben.“
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass mir solches Bitten und Ermuntern oft misslingt; jedenfalls bringt es meistens nicht den erhofften Erfolg. In meinen Predigten, bei meinen persönlichen Kontakten und im Gemeindebrief sage ich immer wieder: „Haltet euch an Gottes Gebote!“ –“Lebt nicht in Unzucht!“ – „Denkt nicht, Geldverdienen am Sonntag ist wichtiger als Gottesdienstbesuch!“ – „Macht Fortschritte auf dem Weg der Heiligung!“ Aber viele laufen trotzdem stur weiter in die falsche Richtung und machen genau das Gegenteil von dem, was ich ihnen rate. Manchmal tun sie es unter fadenscheinigen Ausreden, manchmal verweigern sie jede Begründung, manchmal habe ich sogar den Eindruck: Wenn sie an Gottes Gebote erinnert werden, dann tun sie trotzig erst recht das Gegenteil davon. Ich bin mir sicher: Die Tatsache, dass wir sonntags hier immer nur so wenige Leute im Gottesdienst sind, hängt damit zusammen.
Das ist für mich allerdings kein Grund, mit dem Bitten und Ermuntern aufzuhören. Und für euch sollte es kein Grund sein, dass ihr euch selbstgefällig in der Kirchenbank zurücklehnt und denkt: Wie gut, dass wenigstens wir gehorsam sind und auf Gottes Gebote achten! Bedenkt: Paulus hat gutwilligen und eifrigen Christen zu Thessalonich ans Herz gelegt: „Wie ihr von uns den rechten gottgefälligen Lebenswandel gelernt habt und auch führt, so werdet nun immer besser dabei!“ Das möchte ich euch treuen Gemeindegliedern direkt weitergeben: „Werdet nun immer besser dabei!“ Menschlich bin ich natürlich versucht zu sagen: „Bleibt so, wie ihr seid!“, aber Jesus und seine Boten haben es stets anders gesagt: „Ändert euch, bessert euch, kehrt um, tut Buße!“ Christsein heißt, sein Leben lang Buße tun, sein Leben lang immer besser werden wollen – nicht aus eigener Kraft und Anstrengung, wie ich schon anfangs betonte, sondern aus der Kraft Gottes, aus der Kraft des Evangeliums unsers Herrn. Wer stehen bleibt in der Heiligung und meint, er sei schon gut genug und habe keine Besserung mehr nötig, der gleicht einem selbstgefälligen Pharisäer. Die Pharisäer hielten sich nämlich für ausgereifte Superfromme und blickten geringschätzig herab auf diejenigen, deren Ungehorsam offensichtlich war, auf die Huren und Zöllner zum Beispiel. Die große Gefahr dieser Haltung besteht darin, dass ein Mensch nicht erkennt, wie nötig er selbst Gottes Hilfe hat und die erneuernde Kraft des Evangeliums. Das Vertrauen in Gottes Hilfe und in die erneuernde Kraft des Evangeliums ist ja der eine Glaube, der selig macht. Es ist eigentlich gar nicht so wichtig, wie weit einer schon fortgeschritten ist auf dem Weg der Heiligung und wie gut es ihm gelingt, nach Gottes Geboten zu leben; wichtig ist, dass er nicht stehen bleibt, sondern mit Gottes Hilfe immer besser werden will.
Ja, die Pharisäer waren zu Jesu Zeiten selbstgefällig stehen geblieben auf einem bestimmmten Niveau der Heiligkeit; aus dieser Position heraus verachteten sie offensichtliche Sünder wie Huren und Zöllner. Jesus jedoch wandte sich gerade den Huren und Zöllnern barmherzig zu und machte ihnen klar: Gott hat euch nicht als hoffnungslose Fälle abgeschrieben! Gott will euch reinigen von eurer Schuld und euer Leben erneuern! Jesus rief sie zur Umkehr auf; er lud sie ein, mit Gottes Hilfe herauszukommen aus Unzucht und schmutzigen Geschäften. Er vergab ihnen ihre Schuld und führte sie ins Reich seines himmlischen Vaters. Es war nicht wichtig, dass sie erst ganz am Anfang eines geheiligten Weges standen; wichtig war, dass sie bereit wurden, sich vom Herrn Jesus Christus auf diesen Weg führen zu lassen und ihn immer weiter zu gehen. Es ist bemerkenswert, dass die Bibel gerade Huren und Zöllner als christliche Vorbilder nennt – wohlbemert: solche Huren und Zöllner, die nicht weiter Unzucht und Gaunerei treiben wollten, sondern die zur Umkehr bereit waren. Sie sind Stellvertreter für die beiden großen P-Bereiche, die man heute so gern als Privatsache behandelt: Partnerschaft und Portmonee. Die von Jesus gerufenen Prostituierten haben erkannt, dass ihr Gewerbe eben nicht ein ganz normaler Beruf ist, sondern Unzucht, die Gott nicht gefällt, und haben sich davon gelöst. Und die von Jesus gerufenen Zöllner haben erkannt, dass ihr rücksichtsloses Gewinnstreben eben nicht eine ganz normale Praxis in der Welt des Handels ist, sondern Gaunerei, die Gott nicht gefällt, und haben sich davon gelöst.
Was Gott will und was Jesus gefällt in diesen beiden Bereichen, das kann man in der Bibel nachlesen, und ich sage es euch auch gern persönlich weiter: Im Bereich der Partnerschaft möchte Gott, dass ein Mann und eine Frau sich zunächst einmal kennenlernen und dabei nicht in erster Linie auf äußerliche körperliche Reize achten, sondern auf den christlichen Glauben, damit sich beide mit ihrer gemeinsamen Lebensführung dem Herrn verpflichtet wissen. Wenn sie darin übereinstimmen und auch sonst zueinander passen, sollen sie heiraten und sich ein Leben lang treu bleiben. Der Apostel Paulus schrieb: „Jeder sehe zu, dass er auf gottgefällige und anständige Weise eine Partnerin oder einen Partner findet, nicht in gieriger Leidenschaft, wie es bei denen üblich ist, die Gott nicht kennen.“ Im Bereich Portmonee möchte Gott, dass wir Geld und irdischen Besitz nicht zum Götzen erheben. Er möchte, dass wir darin dankbar Gottes Gabe erkennen, an der wir uns freilich nicht nur selbst erfreuen, sondern mit der wir auch unseren Mitmenschen dienen sollen. Nächstenliebe und Dienstbereitschaft sollen Vorrang haben vor wirtschaftlichem Gewinnstreben. Geiz, Schwarzarbeit und der Verkauf minderwertiger Waren für teures Geld schaden der Allgemeinheit beziehungsweise dem einzelnen Mitmenschen; in Gottes Augen sind sie gleichbedeutend mit Diebstahl. Der Apostel Paulus schrieb: „Auch bei Geschäften soll keiner zu weit gehen und seinen Mitchristen übervorteilen.“
Wir sehen: Für uns Christen sind weder Partnerschaft noch Portmonee Privatsache. Eigentlich ist nichts Privatsache, denn wir führen ja unser ganzes Leben unter Gott und dem Herrn Jesus Christus. Gott und sein Wort beurteilen alles: Partnerschaft und Portmonee und sogar unsere geheimsten Gedanken. Der Apostel Paulus schrieb: „Der Herr ist ein Richter all solcher Angelegenheiten, wie wir euch schon immer gesagt und bezeugt haben.“ Wenn Gott nun unser ganzes Leben beurteilt, dann ist nicht entscheidend, was wir persönlich gut finden, sondern dann ist entscheidend, was er gut findet. Nichts anderes will das Wort „Heiligkeit“ oder „geheiligtes Leben“ sagen; „heilig“ heißt „zu Gott gehörig“. Mit unserem ganzen Leben soll zum Ausdruck kommen, dass wir zu Gott gehören und dass wir einen Herrn im Himmel haben, den wir in jeder Hinsicht als Chef anerkennen. Der Apostel Paulus schrieb: „Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern zur Heiligkeit. Wer das von sich weist, der weist damit folglich nicht Menschen ab, sondern Gott, der euch seinen Heiligen Geist gegeben hat.“
Liebe Mitchristen, wenn wir Ernst machen mit unserem Glauben, dann erkennen wir: Nichts in unserem Leben ist Privatsache, am allerwenigsten der Glaube selbst. Wir sollen ihn uns nicht nach eigenem Gutdünken zurechtbasteln, sondern ihn an Gottes Wort orientieren. Und wir sollen ihn auch nicht wie ein Tabu-Thema in unserem Herzen vergraben, sondern ihn mit Wort und Tat fröhlich vor der Welt bekennen. Für Christen gibt es keine Privatsachen mehr, sondern nur noch Christus-Sachen – Sachen, die dem Herrn Jesus Christus unterstehen und durch ihn geheiligt werden. Amen.
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