Zum Leben hindurchgedrungen

Predigt über Johannes 5,24 zu einer Beerdigung

Liebe Trauergemeinde!

Die Verstorbene liebte es, mit ihrer Familie zusammen zu sein und zu feiern. Sie liebte es, für ihre Angehörigen zu kochen und zu backen und sie dann zu verwöhnen. Gewiss werden heute viele von euch an solche frohen Stunden mit ihr zurück­denken. Das darf auch sein, und das soll so sein: Dankbar wollen wir uns daran erinnern, was Gott alles Gutes geschenkt hat durch das Leben der Ver­storbenen. Unsere Traurigkeit soll diese Dankbarkeit nicht kaputt machen. Aber die Traurigkeit lässt sich ja nun einmal nicht leugnen. Heute ist die Familie eben nicht zu einem frohen Fest mit ihrer Mutter zusammen­gekommen, sondern aus einem ernsten Anlass: Wir wollen Abschied nehmen von ihr, weil sie nun nicht mehr unter uns ist. Es wird für die Familie nie wieder so sein wie früher; durch ihren Tod hat sich un­widerruflich etwas verändert.

Ja, die Verstorbene hat ihr zeitliches Leben nun hinter sich gebracht und damit ihre zeitliche Familie verlassen. Aber sie hat ja nicht nur eine zeitliche Familie, sondern auch eine ewige Familie: das Reich Gottes! Gott hat sie nicht nur für das zeitliche Leben geschaffen, das jetzt nach einem Lebensalter zuende gegangen ist, sondern Gott hat sie auch für das ewige Leben geschaffen, das nie zuende gehen wird. Unsere Verstorbene ist ja bald nach ihrer leiblichen Geburt wiedergeboren worden zum ewigen Leben durch die heilige Taufe. Sie hat in ihren Erdenjahren Gott vertraut und auf das gehört, was Jesus ihr durch das Wort der Bibel sagte. Und so gilt für sie, was Jesus versprochen hat: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben.“

Jesus hat das nicht nur einfach gesagt als ein großer Prophet. Jesus ist für diese Botschaft selbst gestorben und danach auf­erstanden, damit wir durch ihn das ewige Leben finden. Gottes ein­geborener Sohn ist für unsere Verstorbene und für alle ein Mensch geworden, um uns zu erlösen. Als Mensch hat er unter großen Schmerzen und Qualen am Kreuz sein Leben dahin­gegeben, damit der Tod über unsere Verstorbene nicht das letzte Wort hat, und über keinen anderen Menschen. Jesus Christus ist dann auf­erstanden von den Toten und hat sich vielen Zeugen als Sieger über den Tod gezeigt, damit unsere Verstorbene und alle Menschen durch ihn zum ewigen Leben gelangen können. Jesus Christus macht den Unter­schied! Wegen Jesus brauchen wir heute nicht traurig zu sagen: „Es ist alles vorbei!“, sondern wir können sagen: „Etwas Neues fängt an für unsere Verstorbene – das ewige Leben in Herrlich­keit!“ Wir wissen, dass Gott ihr alle Schuld vergeben hat um Jesu willen. Wir wissen darum auch: Wenn sie erwacht und vor Gottes Gericht steht, dann darf sie Gnade und Freispruch erwarten um Christi willen. Und wir wissen: Wer in Gottes Gericht am Ende der Zeit frei­gesprochen wird, der darf in die Herrlich­keit Gottes eingehen, die nie enden wird. Da sind dann alle Schmerzen und Nöte dieser Welt vergessen, da wischt Gott selbst alle Tränen ab. Da, im ewigen Leben, werden die Menschen zusammen sein als ewig fröhliche Familie; da wird das Feiern und Lachen nie aufhören; Jesus hat es ver­sprochen. Er hat gesagt: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurch­gedrungen.“

Und das ist nicht eine unsichere Hoffnung oder ein schwacher Trost, sondern dieses Versprechen hat Jesus mit einem feierlichen Eid besiegelt. Er hat es uns geschworen, denn er sagte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben.“ Ihr Lieben, lasst euch das gesagt sein, nehmt es euch zu Herzen! Die Verstorbene ist nun in Gottes gnädiger Hand, sie kann und braucht dieses Wort ihres Herrn nun nicht mehr hören, weil sie jetzt vom Glauben zum Schauen hindurch­dringt. Wir aber haben dieses Wort Jesu nötig: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat…“ Wir haben es nötig, auf das Wort des Evangeliums zu achten. Wir haben es nötig, uns mit Gottes Wort zu be­schäftigen und Predigten zu hören. Wir haben es nötig, uns mit dem Leib und Blut Christi speisen zu lassen im Heiligen Abendmahl. Bäckerin war die Verstorbene gewesen, gern gebacken hat sie und gekocht. Sie wusste, dass gutes Essen wichtig ist. Dasselbe gilt für geistliches Essen, für Gottes Wort! Jesus sagt: „Wer mein Wort hört…, der hat das ewige Leben.“ Das bedeutet: Wer ihn, das Lebensbrot, zu sich nimmt, wer sich vom Evangelium nährt, wer seine Seele nicht verhungern lässt, der hat das ewige Leben! Darum lasst uns nicht nur den Zusammen­halt in unserer zeitlichen Familie pflegen, sondern auch den Zusammen­halt in unserer ewigen Familie, in Gottes Reich, in der Kirche und Gemeinde, im Gottes­dienst, beim Wort der Predigt und beim Heiligen Abendmahl. Denn nur da kann man hören, was den Tod überwindet und zum ewigen Leben führt. Nur da geht es um das großartige Versprechen des Herrn Jesus Christus, das allen Menschen gilt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurch­gedrungen.“ Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2010.

Autor: Pastor Matthias Krieser

SOLI DEO GLORIA!

PREDIGTKASTEN

►  Startseite

►  Impressum