Ein entscheidender Tag

Predigt über Johannes 6,66‑69 zur Konfirmation

Liebe Konfirmanden, liebe Angehörige der Konfir­manden, liebe Gemeinde!

Der Konfir­mationstag ist ein ent­scheidender Tag. Warum ent­scheidend? Wir können es heraus­finden, wenn wir den Kon­firmations­tag mit einem anderen ent­scheidenden Tag ver­gleichen, mit einem Tag im Leben Jesu nämlich, und zwar mit dem Tag, an dem Jesus in der Gunst des Volkes mehr abrutschte als die schwarz-gelbe Koalition am vergangenen Sonntag in der Gunst der nordrhein-west­fälischen Wähler.

Am Morgen dieses Tages war Jesus der Superstar und das Tagesthema gewesen. Tausende von be­geisterten Menschen wollten ihn sehen. Viele wollten ihn am liebsten gleich zum König machen. Warum? Weil Jesus am Tag davor ganz viele Menschen mit ganz wenig Essen satt bekommen hatte. Solche Wunder erlebt man gerne! Da müsste heute ein Politiker kommen, der mit ganz wenig Steuer­geldern umfang­reiche Sozial­leistungen finanzieren könnte, am besten in ganz Europa! Den würde man dann sicher auch am liebsten gleich zum Ober­präsidenten wählen. Was Jesus dann tat, das hätte gewiss auch ein Politiker gemacht: Jesus hielt eine sehr lange Rede. Bei dieser Rede Jesu kippte die Stimmung allerdings um; Jesus enttäuschte viele seiner Fans. Und wie enttäuschte er sie? Weil seine Rede so lange dauerte? Nein, sondern weil er den Menschen Un­geheuer­liches zu glauben zumutete! Jesus hätte die Leute ja einfach bei Laune halten können; er hätte ihnen versprechen können: Wenn ihr bei mir bleibt, dann braucht ihr euch keine Sorgen mehr zu machen, wie ihr wirtschaft­lich über die Runden kommt! Stattdessen sagte er etwa Folgendes: Leute, das Sattwerden ist gar nicht das Wichtigste. Auch wer sich jeden Tag satt essen kann, wird früher oder später sterben. Was ihr braucht, ist Lebensbrot, dann werdet ihr ewig leben! Solches Lebensbrot gebe ich euch; ja, ich selbst bin dieses Lebensbrot persönlich! Ich bin vom Himmel gekommen, damit alle, die an mich glauben, ewig leben! Bedient euch also bei mir, esst und trinkt! Wörtlich sagte Jesus dann: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auf­erwecken“ (Joh. 6,56).

Was dann folgte, könnte man eine Abstimmung mit den Füßen nennen. Viele, die eben noch begeisterte Jesus-Fans waren, wandten sich enttäuscht von ihm ab und gingen nach Hause. Nur ein kleines Häuflein blieb treu beim Herrn. Fürwahr, ein ent­scheidender Tag! Bei den meisten war es allerdings eine Ent­scheidung gegen Jesus und sein Wort.

Liebe Konfir­manden, liebe Gemeinde, an dieser Stelle springen wir wieder in die Gegenwart zurück. Dabei stellen wir fest: Unsere Situation ähnelt der Situation Jesu am Ende seines ent­scheidenden Tages. Viele Menschen in unserem Land sind zwar getauft und damit irgendwann mal Jünger Jesu geworden, aber sie haben sich inzwischen von ihm abgewendet und kümmern sich vor allem ums Geld­verdienen und Spaß-Haben. Andere halten sich zwar noch irgendwie für kirchlich und christlich, aber die klaren Worte Jesu in der Bibel wollen auch sie nicht hören. Jesu Fleisch essen, Jesu Blut trinken, am Jüngsten Tag aus dem Grab auferstehen – das wollen sie sich nicht zumuten und deuteln daher so lange an diesen Worten herum, bis davon nur noch irgendein entlegener über­tragener Sinn übrig bleibt. Nicht mehr viele bekennen mit unserer kleinen evangelisch-luthe­rischen Gemeinde hier in Fürsten­walde und mit der Selb­ständigen Evangelisch-Luthe­rischen Kirche in Deutsch­land, dass wir im Heiligen Abendmahl wirklich Leib und Blut Christi essen und trinken, verborgen unter Brot und Wein. Und noch weniger meinen, dass es wichtig ist, diese Lehre Christi gegen jede Art von Verleugnung oder Ver­wässerung zu verteidi­gen. Selbst innerhalb unserer luthe­rischen Kirche und Gemeinde haben viele mit den Füßen gegen Jesus abgestimmt und kommen nicht mehr, wenn er Sonntag für Sonntag an seinen Altar einlädt. Nicht wenige sind darunter, die hier in dieser Kirche konfirmiert wurden und dem Herrn Jesus treu zu bleiben versprochen haben.

Liebe Konfir­manden, nun kommt eure Ent­scheidung, nun seid ihr gefragt. Es ist so wie damals: Nachdem viele sich von Jesus abgewandt hatten, fragte er die zwölf Jünger, die bei ihm geblieben waren: „Wollt ihr auch weggehen?“ Er stellte ihnen gewisser­maßen die Vertrauens­frage. Diese ent­scheidende Frage stellt Jesus nun heute euch. Ihr seid durch die heilige Taufe seine Jünger geworden, ihr habt viele Worte von Jesus gehört, habt von ihm viel gelernt im Konfirmanden­unterricht, wisst auch Bescheid über das Heilige Abendmahl, über den Jüngsten Tag und über das ewige Leben. Wollt ihr nun weggehen, wenn Unterricht und Konfir­mation vorbei sind, oder wollt ihr bei ihm bleiben? Wollt ihr euch im weiteren Leben aufs tägliche Brot und aufs Spaß-Haben be­schränken, oder wollt ihr vom Brot des Lebens essen und in den Himmel kommen? Ja, so fragt euch Jesus heute. Und er fragt uns alle wieder neu, auch die, die schon längst konfirmiert sind: Wollt ihr weggehen oder bleiben? Denn eigentlich ist Konfir­mation etwas, das immer wieder geschehen soll – Konfir­mation heißt ja einfach „Befesti­gung“, und zwar Befestigung im Glauben! „Wollt ihr auch weggehen?“ – eine ent­scheidende Frage an einem ent­scheidenden Tag!

Liebe Konfir­manden, viele beten schon lange dafür, dass ihr heute so antwortet, wie Petrus damals geantwortet hat – nicht unbedingt mit denselben Worten, aber doch inhaltlich. Als Jesus fragte: „Wollt ihr auch weggehen?“, da antwortete ihm Simon Petrus: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“ An dieser Antwort ist dreierlei auffällig. Erstens fällt auf, dass Petrus nicht „ich“ sagte, sondern „wir“. Er antwortete als Sprecher der treuen Jünger. Ein Bekenntnis zu Jesus ist immer ein „Wir“-Bekenntnis, selbst wenn es in der Einzahl formuliert ist. Darum sprecht ihr Konfir­manden heute kein selbst aus­gedachtes Glaubens­bekenntnis, sondern das gute alte ökumenische Glaubens­bekenntnis, das die Christen­heit praktisch schon seit der Zeit der Apostel spricht. Ihr bekennt euch damit nicht nur persönlich als Jünger Jesu, sondern auch als Glieder am Leib der weltweiten Christen­heit, als Bürger in der Gemein­schaft von Gottes ewigem Volk. Zweitens fällt an der Antwort des Petrus auf, dass er feststellt: Es gibt keine Alter­native! „Wohin sollten wir sonst gehen, wenn wir leben wollen?“ Jesus ist der einzige Weg zum ewigen Leben; wer ohne Jesus lebt, verfehlt das ewige Leben im Himmel. Liebe Konfir­manden, wenn euch das klar ist, dann kann es eigentlich kein Zögern geben, dann werdet ihr euch heute unbedingt gegen den Tod zu Jesus als Quelle des Lebens bekennen. Drittens fällt an der Antwort des Petrus auf, dass er in Jesus den Gottessohn erkennt, den wahren Gott, dessen Worte nicht nur vom ewigen Leben reden, sondern dessen Worte auch zum ewigen Leben erwecken! Darum tut ihr gut daran, an Christi Wort zu bleiben, sowohl im Gottes­dienst der Gemeinde als auch für euch persönlich. Gerade in Zeiten von Glaubens­zweifeln und per­sönlichen Krisen wird euch dieses Wort stark machen und hindurch­helfen zu ewigen Leben. Bedenkt: Das Wort Christi hat große Kraft, es kann Sünden vergeben und Tote lebendig machen!

Ja, der Konfir­mations­tag ist ein ent­scheidender Tag. Mit eigenem Mund bekennt ihr Konfir­manden heute, dass ihr beim Herrn Jesus Christus bleiben und ihm weiter nachfolgen wollt. Und wenn ihr gleich diese Ent­scheidung fällt, dann tut ihr es mit den Worten: „Ja, mit Gottes Hilfe.“ Dieser Zusatz „mit Gottes Hilfe“ ist ganz wichtig. Es handelt sich dabei nicht um eine feierliche Eides­formel, es handelt sich dabei vielmehr um eine Bitte, ein Gebet. Ihr bittet damit um Gottes Hilfe, dass er euch bei Jesus Christus und bei seiner Kirche erhält im rechten, selig machenden Glauben. Und damit zeigt ihr, dass es an diesem ent­scheidenden Tag nur vorder­gründig um eure Ent­scheidung für Jesus geht. Eigentlich kommt ja alles auf Gott an. Der aber hat sich schon längst für euch ent­schieden. Er hat sich für euch ent­schieden, als er die Welt machte. Er hat sich für euch ent­schieden, als er seinen Sohn Mensch werden ließ. Er hat sich für euch ent­schieden, als Jesus am Kreuz starb und nach drei Tagen wieder lebendig wurde. Er hat sich für euch ent­schieden, als ihr geboren und in der Taufe geistlich wieder­geboren wurdet. Weil er euch so lieb hat, darum könnt ihr gewiss sein, dass er euch auch in Zukunft nicht fallen lassen wird. Ja, dieser wunderbare Herr und Heiland hat sich für euch mit ganzem Herzen ent­schieden, darum bekennt euch heute getrost zu ihm und empfangt seinen Segen! Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2010.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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