Zehn Gründe zur Dankbarkeit für den Heiligen Geist

Predigt über Johannes 14,23‑27 zum Pfingstsonntag

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Manche Dinge weiß man erst zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat. Beim elektrischen Strom ist das zum Beispiel so. Gedanken­los knipsen wir das Licht ein und aus, gedanken­los benutzen wir Kaffee­maschine, Fernseher oder Staub­sauger. Erst wenn mal der seltene Fall eintritt, dass der Strom ausfällt, merken wir, wie gut wir es mit ihm haben und dass wir unseren Alltag kaum mehr ohne ihn bewältigen können. Ebenso ist es mit der Gesundheit: Wir wissen sie erst dann richtig zu schätzen, wenn sie uns fehlt. Wenn alle Zähne im Mund gesund sind und auch sonst alles in Ordnung ist, dann finden wir das ganz selbst­verständlich. Meldet sich aber auch nur ein einziger Zahn krank und beginnt zu schmerzen, dann merken wir erst, wie abhängig wir von unserer Gesundheit sind.

Wenn es das Pfingst­fest nicht gäbe, dann könnte es uns mit dem Heiligen Geist leicht ebenso gehen. Wir würden ihn als ständigen Begleiter in unserem Leben kaum wahr­nehmen und nicht zu schätzen wissen. Nur falls er uns verließe – was Gott verhüten möge! – ‚ dann würden wir merken, was für einen großen Schatz wir mit dem Heiligen Geist haben und welche un­schätz­baren Dienste er uns Tag für Tag leistet. Nun gibt es aber Gott sei Dank das Pfingst­fest; wir besinnen uns auf die groß­artige Gabe des Heiligen Geistes und wollen Gott heute tüchtig dafür danken. Zehn Gründe zur Dankbar­keit für den Heiligen Geist möchte ich jetzt aus unserem heutigen Evangeliums­text nennen.

Erster Grund zur Dankbarkeit: Der Heilige Geist bringt uns Frieden. Einen Frieden, der viel mehr wert ist als das Ruhen von Waffen und friedliche Zeiten in unserer Welt. Es ist der Frieden des Herrn Jesus Christus, von dem er selbst gesagt hat: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.“ Es ist der Friede, der mit Jesus zur Welt kam, als die Engel sangen: „Friede auf Erden!“ Es ist der Friede, der sich mit Jesu Auf­erstehung vollendet hat, als der Herr seinen Jüngern lebendig erschien und sie anredete: „Friede sei mit euch!“ Es ist der Friede zwischen uns bösen, in Sünde verstrickten Menschen und dem heiligen Gott. Es ist der Friede, den Jesus am Kreuz teuer erkauft hat, indem er den Graben der Sünde über­brückte und Gott mit uns Sündern versöhnte. Ja, diesen Frieden bringt uns der Heilige Geist, und wir danken ihm dafür.

Zweiter Grund zur Dankbarkeit: Der Heilige Geist wirkte das apostolische Zeugnis. Jesus sagte damals zu den Aposteln: „Der Heilige Geist wird euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ So haben die Apostel nach der Himmelfahrt fleißig von Jesus gepredigt und dabei gesagt: „Wir sind für das alles Zeugen!“ Dieses Zeugnis ist dann auch auf­geschrieben worden in den Büchern des Neuen Testaments. Wieder war es der Heilige Geist, der dafür sorgte, dass dieses Zeugnis wahr und zuverlässig ist. Wenn die Apostel damals nicht gepredigt hätten und wenn es nicht auf­geschrieben worden wäre, dann wüssten wir heute so gut wie nichts von Jesus. So aber können wir dem Heiligen Geist dankbar sein, dass wir durch das apostolische Zeugnis Jesus kennen dürfen.

Dritter Grund zur Dankbarkeit: Der Heilige Geist schenkt uns Gottes Wort. Jesus sagte seinen Jüngern: „Das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat.“ Jesus hat sich also dafür verbürgt, dass er nichts anderes lehrte, als was er vom himmlischen Vater empfangen hatte. Die Apostel haben kraft des Heiligen Geistes nichts anderes bezeugt, als was Jesus gelehrt hat. Im Neuen Testament aber steht nichts anderes, als was die Apostel bezeugt haben – diese Gewissheit schenkt uns der Heilige Geist bis zum heutigen Tag. Und so emp­fangen wir denn am Ende dieser Kette dankbar Gottes Wort, das durch Jesus, die Apostel und die Bibel kraft des Heiligen Geistes zu uns kommt und uns glauben lässt.

Vierter Grund zur Dankbarkeit: Der Heilige Geist lehrt uns. Jesus sagte: „Der Heilige Geist wird euch alles lehren, was ich euch gesagt habe.“ Lehren, das bedeutet: Er wird es uns ins Herz prägen, dass wir daraus Lebens­kraft schöpfen und auch Anleitung finden, so zu leben, wie es Gott gefällt. Diese Lehre ist die Lehre des Evangeliums, die Lehre des Glaubens­bekenntnisses, die Lehre des Kleinen Katechismus', die Lehre der Kirche. Mit dieser Lehre haben wir einen festen Halt, den der Heilige Geist allen recht­gläubigen Christen gibt. Da braucht man nicht zu grübeln und zu spekulieren, da kommt es nicht auf persönliche spirituelle Erlebnisse an, da steht ganz einfach fest: Gott hat dich lieb und vergibt dir durch Jesus alle Sünden; er hat dich in der Taufe zu seinem Kind gemacht, er kommt zu dir im Heiligen Abendmahl und er wird dich am Jüngsten Tag zur ewigen Seligkeit freisprechen. Für diese klare Lehre können wir dem Heiligen Geist sehr dankbar sein.

Fünfter Grund zur Dankbarkeit: Der Heilige Geist schenkt uns Gemein­schaft mit Jesus. Das ist ja noch viel mehr als alles Lehren und Bezeugen: Durch den Heiligen Geist wohnt Jesus in unseren Herzen, in einem jeden von uns. Und durch den Heiligen Geist sind wir ein Teil von Jesus, Glieder an seinem Leib. Es ist eine geheimnis­volle und innige Verbindung, durch die wir wissen: Ich bin nie allein, Jesus ist immer da, immer ganz nah. Egal, was mir auch geschieht im Leben, ich bin in Liebe ganz eng mit Jesus verbunden, und das soll für immer so bleiben. Wie dankbar können wir dem Heiligen Geist sein für diese wunderbare Gemeinschaft mit Jesus!

Sechster Grund zur Dankbarkeit: Der Heilige Geist schenkt uns durch Jesus auch Gemeinschaft mit dem himm­lischen Vater. Jesus sagte: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.“ Ja, unsere Leiber sind Tempel, in denen sich der drei­einige Gott häuslich niedergelassen hat, der Vater, der Sohn und der Geist. Wir armen, sünd­haften Menschen sind auf­genommen in den Club, wir gehören hinein in die enge Liebes­gemeinschaft von Vater, Sohn und Geist. Das ist so groß, dass unser Verstand das überhaupt nicht fassen kann! Aber dankbar können wir dafür sein, sehr dankbar.

Siebter Grund zur Dankbarkeit: Der Heilige Geist erinnert uns. Es galt nicht nur den Aposteln, sondern es gilt auch uns, was Jesus vom Geist sagte: „Der wird euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Mancher findet es vielleicht lang­weilig, dass in der Kirche immer wieder dieselbe gute Nachricht gepredigt wird, immer wieder dasselbe Evangelium. Mancher findet die vielen Wieder­holungen im Gottesdienst vielleicht langweilig, die immer wieder­kehrende Liturgie, das stets gleiche Abendmahl. Aber das alles ist Erinnerungs­arbeit des Heiligen Geistes! So prägt er uns durch unzählige Wieder­holungen im Leben das ein, was wirklich wichtig ist und was sich auch noch im Sterben als tragfähig erweist: Die Liebe Gottes in Jesus Christus. Wenn demente Menschen auch sonst fast alles vergessen, das Vaterunser und die Gottes­worte der Liturgie vergessen sie nicht, so sie sich denn stets daran haben erinnern lassen. So können wir für die stetig wieder­holende Erinnerung des Heiligen Geistes dankbar sein.

Achter Grund zur Dankbarkeit: Der Heilige Geist tröstet uns. Jesus nennt ihn ja den „Tröster“. Letzte Woche habe ich darüber gepredigt, dass das griechische Wort „Parakletos“ eigentlich „Herbei­gerufener“ bedeutet, „Beistand“ oder „hilfreicher Freund“. Auch wenn der Heilige Geist das oft in einer un­scheinbaren Weise macht (so wie der elektrische Strom, der stets zur Hand ist, wenn man ihn braucht): Es ist ein großes und hilfreiches Werk, das er da täglich an uns tut und besonders in Zeiten, wenn es uns schlecht geht: Er tröstet, er steht bei, er hilft, er lindert, er zeigt Auswege. Auch dafür sagen wir danke.

Neunter Grund zur Dankbarkeit: Der Heilige Geist über­windet unsere Angst. Jesus sagte: „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht!“ Das lässt sich schnell sagen: „Keine Angst!“ Aber Jesus sagt es ja nicht nur einfach so dahin, sondern er tut auch wirklich etwas gegen unsere Angst: Er schickt uns den Tröster, den Heiligen Geist. Der stärkt unser Vertrauen, der spricht uns in unserem Herzen auf­munternd zu: „Du hast überhaupt keinen Grund zur Angst! Dein Schöpfer, der allmächtige Vater im Himmel, meint es doch gut mit dir. Und wenn du in Leid und Not fällst, dann kannst du gar nicht tiefer fallen als in die gnädige Hand deines Gottes.“ Wie dankbar können wir dafür sein.

Schließlich der zehnte Grund zur Dankbarkeit: Der Heilige Geist befähigt uns, nach Gottes Willen zu leben. Jesus sagte: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten.“ Das ist doch ganz klar: Wenn wir Jesus kennen­gelernt haben als unseren lieben Heiland und Herrn, und wenn wir ihm von ganzem Herzen vertrauen, dann wissen wir auch, dass gut für uns ist, was er sagt. Auch wenn er uns mit seinem Wort Dinge aufträgt, die uns vielleicht un­verständlich oder gar merkwürdig erscheinen, dann haben wir doch das Vertrauen: Er will uns damit nicht ärgern oder schaden, sondern erfreuen und helfen. Wenn er uns in den Gottesdienst und zum Heiligen Abendmahl lädt, wenn er uns zum Beten auffordert und zur Nächsten­liebe, dann wissen wir: Das alles ist gut für uns und unsere Mitmenschen. Wenn wir ihn wirklich lieb haben, wird es uns auch gar nicht schwer fallen, ihm so zu dienen, denn wir wissen: Alles Liebe, was wir bedürftigen Menschen tun, das tun wir ja letztlich ihm selbst, unserm Herrn. Ja, auch das bewirkt der Heilige Geist, und wir nennen es das Werk der Heiligung in unseren Herzen. Auch dafür sind wir ihm dankbar.

Dass wir diesen zehnten und letzten Punkt nur ja nicht ver­nachlässigen! Dass wir nur ja nicht aufhören, Jesus zu lieben! Dass wir nur ja nicht anfangen, das Werk des Heiligen Geistes in unseren Herzen zu unterdrücken! Dass wir nur ja nicht nur von Gott erwarten, dass er uns liebt, und nicht auch von uns selbst, dass wir ihn lieben! Jesus hat auch gesagt: „Wer mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht.“ Davor bewahre uns der Heilige Geist, dass es soweit kommt und wir abfallen. Dann wäre es so, wie wenn in unserem Leben der Strom ab­geschaltet würde, der heilige Strom des Gottesgeistes. Und wir haben ihn doch so nötig – auch wenn er so selbst­verständlich ist, dass wir ihn normaler­weise kaum merken. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2009.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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