Der hilfreiche Freund

Predigt über Johannes 15,26 – 16,4 zum Sonntag Exaudi

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Es gibt Situationen, in denen unser Glaube in Stolpern kommen kann. Zum Beispiel diese: Du bist als einziger Christ mit lauter Nicht­christen zusammen. Die Sprache kommt auf Glaubens­dinge, und du merkst: Die verstehen mich einfach nicht. Du möchtest ihnen etwas von deinem Glauben bezeugen, aber du findest nicht die richtigen Worte. Vielleicht lassen dich die anderen dann höflich lächelnd so etwas wie Über­legenheit spüren. Vielleicht machen sie ein paar witzige Bemerkungen über Gott und den Glauben. Vielleicht halten sie dir auch die Sünden vor, die die christliche Kirche im Laufe der letzten 2000 Jahre begangen hat. Wie dem auch sei: Du wünschst dir, du hättest jetzt einen hilfreichen Freund zur Seite. Einen, der dir beisteht und für dich antwortet, wo du sprachlos bist.

Oder eine andere Situation, wo der Glaube ins Stolpern kommen kann: Du liest einen Abschnitt der Bibel oder hörst eine Predigt, und du bist ganz verwirrt. Was du da liest oder hörst, das passt nicht mit dem zusammen, was du bisher geglaubt hast. Die ganze christliche Lehre erscheint dir plötzlich ziemlich verwirrend; du verstehst Gott und die Welt nicht mehr. Und du wünschst dir, du hättest jetzt wieder einen hilfreichen Freund zur Seite. Einen, der deine Fragen versteht und mit deiner Verwirrung mitfühlen kann, der aber zugleich so gut in der Bibel und in der christlichen Lehre Bescheid weiß, dass er alles wieder gerade rückt. Ein Freund, der dir die christliche Wahrheit so bezeugt, dass sie dir wieder zum verlässlichen Glaubens­grund wird.

Und noch eine dritte Situation, wo der Glaube ins Stolpern kommen kann: Du wirst von irgend­einem großen Leid getroffen, etwa von einer schweren Krankheit, einem Unfall oder dem Tod eines lieben Menschen. Du bist bis ins Innerste erschüttert und verwirrt. Du weißt, als Christ müsstest du dich jetzt auf deinen Glauben besinnen und an ihm Trost und Halt finden, aber es gelingt dir nicht. Statt­dessen scheint dir Gottes Liebe in weiter Ferne, un­erreichbar. Du wünschst dir, du hättest jetzt einen hilfreichen Freund zur Seite. Einen, der nach­empfinden kann, wie dir zumute ist. Einen, der dich in den Arm nimmt und tröstet. Einen, der mit dir und für dich betet.

Liebe Brüder und Schwestern, diesen hilfreichen Freund gibt es. Er heißt „Tröster“, und er heißt „Heiliger Geist“. Jesus hat seinen Jüngern versprochen, dass dieser hilfreiche Freund zur rechten Zeit zu ihnen kommt. Kurz vor seinem Tod lehrte Jesus seine Jünger: „Wenn der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir… Das habe ich zu euch geredet, damit ihr nicht abfallt.“ Oder eigentlich: „… damit euer Glaube nicht ins Stolpern kommt.“ Und dann prophezeite Jesus den Aposteln ganz offen, was auf sie zukommt: „Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen. Es kommt aber die Zeit, dass, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott eine Dienst damit.“ Mit diesen Worten bereitete Jesus seine Jünger auf die Zeit nach Pfingsten und Himmelfahrt vor. Auf die Zeit also, wo die führenden Juden mit Feindschaft und Verfolgung auf das Evangelium von Jesus Christus reagieren. Auf die Zeit, wo die selbst­herrlichen Römer zu grausamen Christen­verfolgungen ansetzen. Auf die Zeit, wo dann auch innerhalb der jungen christlichen Kirche allerlei Irrlehrer und falsche Propheten aufstehen und alles durcheinander bringen. Auf die Zeit, wo Jesus nicht mehr sichtbar bei ihnen ist. Aber, das verspricht er ihnen, er lässt sie in dieser Zeit nicht im Stich. Er bleibt bei ihnen als hilfreicher Freund, und zwar durch den Heiligen Geist, den er ihnen als seinen Stell­vertreter schickt. „Tröster“ nennt er den Heiligen Geist, auf griechisch „Para­kletos“; wörtlich heißt das „der Herbei­gerufene“. Wenn damals im Krieg ein Soldat in eine lebens­bedrohliche Situation geriet, dann rief er schnell einen Kameraden herbei, der ihm heraus­helfen sollte; „Paraklet“ wurde so ein hilfreicher Freund im Kampf genannt, „Tröster“. Oder wenn ein Bürger verklagt wurde und in einen heiklen Rechts­streit geriet, dann nahm er sich einen guten Anwalt, der seine Interessen bestens vertrat; „Paraklet“ wurde auch so ein hilfreicher Freund bei der Gerichtsverhandlung genannt, „Tröster“. Jesus verheißt allen seinen Jüngern: So ein hilfreicher Freund, so ein lebens­rettender Kamerad, so ein geschickter Anwalt, so ein Tröster ist Gottes „Paraklet“, der Heilige Geist. Der wird euch die Wahrheit des Evangeliums bezeugen, Gottes Liebe in Jesus Christus, die ewig bleibt und zum ewigen Leben führt. Und der wird euch darüber hinaus dazu befähigen, selbst von der Wahrheit Zeugnis zu geben.

Wenn du also mal als einziger Christ mit lauter Nicht­christen zusammen bist und dein Glaube ins Stolpern zu kommen droht, und wenn sie dich dann höflich lächelnd so etwas wie Über­legenheit spüren lasen, ein paar witzige Bemerkungen über Gott machen und dir die Sünden vorwerfen, die die christliche Kirche in den letzten 2000 Jahren begangen hat, dann verzage nicht. Es gibt ihn ja, den hilfreichen Freund, und er ist nicht fern. Bete im Stillen: „Komm, Heiliger Geist!“, und er wird dir beistehen, dich trösten und auch die richtigen Worte in den Mund legen, dass du deinen Glauben bezeugen kannst. Das müssen gar nicht besonders elegante oder besonders intelligente Worte sein, es werden aber Worte sein, die etwas von Gottes Liebe in seinem Sohn Jesus Christus wider­spiegeln.

Und wenn du mal einen Abschnitt der Bibel liest oder eine Predigt hörst und dabei ganz verwirrt bist, wenn dir die ganze christliche Lehre plötzlich ziemlich verwirrend erscheint, wenn du Gott und die Welt nicht mehr verstehst, dann verzage nicht. Es gibt ihn ja, den hilfreichen Freund, und er ist nicht fern. Bete im Stillen: „Komm, Heiliger Geist!“, und er wird dir beistehen. Er, der Geist der Wahrheit, wird dich in alle Wahrheit leiten. Er gibt ja Zeugnis von Jesus, der die Wahrheit ist, dazu der Weg und das Leben. Er hat die Apostel und Propheten geleitet, dass sie Gottes Willen unfehlbar ver­kündigten und in der Bibel auf­geschrieben haben. Er will auch dein Verständnis öffnen, dass du durch das Zeugnis der Propheten und Apostel Gottes Willen für dein Leben erkennst, vor allem seine wunder­baren Verheißungen durch Jesus Christus.

Und wenn du mal von irgendeinem großen Leid getroffen wirst, und wenn du bis ins Innerste erschüttert und verwirrt bist, und wenn dir Gottes Liebe dann in weiter Ferne zu sein scheint, unerreichbar, dann verzage nicht. Es gibt ihn ja, den hilfreichen Freund, und er ist nicht fern. Bete im Stillen: „Komm, Heiliger Geist!“, und er wird dir beistehen. Du kannst sicher sein: Er empfindet nach, wie dir zumute ist. Es ist so, als würde er dich in den Arm nehmen und trösten, der Paraklet, der Tröster. Und wenn du auch viel zu traurig bist um zu beten, wenn dir ganz einfach die Worte dazu fehlen, dann wisse, dass dich der Heilige Geist bei Gott vertritt mit un­aussprech­lichem Seufzen. Es ist wirklich so, Jesus hat es versprochen, und du kannst dich darauf verlassen. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2009.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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