Das Lebenshaus

Predigt über 1. Korinther 3,9‑15 zum 12. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Wir wollen heute in dieser Predigt ein Haus bauen, jedenfalls in Gedanken wollen wir das tun. Es ist das Haus des Lebens, an dem wir bauen. Es soll nicht nur ein Haus für uns selbst sein, es soll auch ein Haus sein, in dem sich die Menschen, die wir lieb haben, als Gäste wohl fühlen können. Und es soll ein Haus sein, in dem Gott sich wohl fühlt und in dem er bei uns wohnt. Der Apostel Paulus nennt das Haus unseres Lebens darum auch ein heiliges Haus, einen Tempel.

Ja so ein Lebenshaus, so ein heiliges Haus, so einen Tempel wollen wir jetzt in Gedanken bauen. Wie fangen wir da an? Viele Menschen, die ein Haus bauen wollen, denken zuerst daran, wie es aussehen soll: Was für ein Dach hat es? Wie ist es angemalt? Wie ist es ein­gerichtet? Aber diese Dinge sind gar nicht das Wichtigste. Wer ein "um­sichtiger Bauleiter" ist, wie der Apostel es von sich sagt, der wird zunächst auf ganz andere Dinge achten. Das Aller­wichtigste, so lernen wir von Paulus, ist das Fundament.

In Afrika habe ich viele Häuser gesehen, die hatten ein schlechtes Fundament. da hat man einfach einen halben Meter tief in den Wüstensand ein paar Mauern gezogen als Streifen­fundament und darauf das Haus errichtet. Da geschah es dann oft, dass die Mauern schon Risse bekamen, ehe das Haus ganz fertig war. Bei manchen Häusern waren ganze Außenwände weg­gebrochen wegen des schlechten Fundaments. Wer ein gutes, stabiles Haus bauen will, braucht ein ordent­liches, stabiles Fundament. Zu biblischer Zeit hat man sich dazu eine möglichst waagerechte Felsen­platte gesucht und darauf das Haus errichtet. Heute macht man sich meistens eine künstliche Felsen­platte, nämlich eine Stahl­betonplatte im Erdboden, auf der das Haus errichtet wird. Gerade wird hier nebenan im Wiesengrund wieder mit einem neuen Wohnhaus begonnen, da kann man gut sehen, mit wieviel Baustahl und Beton ein richtig gutes Fundament gemacht wird. Da wird's dann später keine Risse und keine weg­gebrochenen Wände geben!

So ist es auch mit unserem Lebenshaus. Vielen Leuten ist vor allem das Äußere wichtig: Wie sehe ich aus, was kann ich anziehen, was kriege ich zu essen, was stelle ich vor meinen Freunden dar, wohin fahre ich in Urlaub, und so weiter. Aber viel wichtiger ist auch beim Lebenshaus das Fundament. Darum stellt sich als wichtigste Frage: Worauf baue ich mein Haus; an welcher Stelle steht es? Da sagt der Apostel Paulus ganz klar: Das Fundament ist gelegt: Jesus Christus. Niemand kann ein anderes legen." Oder wie wir es aus der Lutherbibel kennen: Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus." Wer ein gutes und haltbares Lebenshaus bauen will, der muss auf Jesus Christus bauen. Wer möchte, dass in seinem Lebenshaus Gott wohnt wie in einem Tempel, der kann auf keinem anderen Fundament bauen als auf Jesus Christus. Denn nur wer an Jesus Christus glaubt, der findet den gnädigen und barm­herzigen Gott, den lieben Vater im Himmel. Ganz wichtig also das Fundament, nämlich Jesus Christus und seine Erlösung durch Kreuz und Auf­erstehung.

So, das Fundament ist gelegt, nun kann der Bau in die Höhe wachsen. Da gilt es nun viele Ent­scheidungen zu treffen und unter vielen Möglich­keiten zu wählen. Woraus sollen die Wände sein: aus Ziegeln, Zement­steinen, Hohlblock­steinen, Beton-Fertig­teilen oder Holz? Wie ist die Raum­aufteilung? Wo kommen Fenster und Türen hin, und aus welchem Material sollen sie sein? Wie soll das Haus geheizt werden? Wo müssen Versorgungs­leitungen liegen? Hätten wir gern einen Balkon oder eine Terasse? Fragen über Fragen!

So geht es vor allem den jungen Menschen mit ihrem Lebenshaus. Einerseits ist es ja ganz schön, dass einem so viele Möglich­keiten offen stehen, aber anderer­seits kann die Un­gewissheit auch manchmal nerven: Welcher Ausbildungs­platz ist für mich richtig? Welchen Beruf soll ich anstreben? Soll ich zu Hause wohnen bleiben oder mir erst einmal den Wind der weiten Welt um die Nase wehen lassen? Habe ich die richtigen Freunde? Finde ich den einen Freund, die eine Freundin? Und wie kann ich wissen, ob es der Richtige bzw. die Richtige fürs Leben ist? Die tausend Ratschläge, die man als junger Mensch bekommt, machen die Ent­scheidung auch nicht unbedingt leichter von Eltern, Verwandten, Lehrern, Freunden, Beratungs­stellen und Informations­broschüren. Paulus schreibt: Jeder soll sehen, wie er weiter­baut!" Also: Ratschläge zur Kenntnis nehmen, alles gut überlegen, darüber beten (ganz wichtig!) und dann einfach mutig losbauen. Es ist dein Lebenshaus, und du musst letztlich selbst am besten wissen, wie du es bauen willst. Machs nur so gut wie möglich, und zwar so, dass es dir gefällt und auch Gott gefallen kann! Vergiss nicht: Es ist ja ein heiliges Haus, ein Tempel.

Wenn die Ent­scheidungen gefallen sind, muss man in die Hände spucken, sich kräftig ins Zeug legen und arbeiten. Egal welche Ent­scheidungen man getroffen hat: Es gibt kein Haus, das sich ganz bequem von selbst baut; das gilt auch fürs Lebenshaus. Ja, und dann ist man irgendwann in den besten Jahren", wie es so schön heißt, und man sieht schon eine ganze Menge von dem Haus. Das ist einerseits schön, anderer­seits aber auch manchmal etwas frustrie­rend. Denn todsicher fällt einem jetzt manches ein, was man hätte besser machen können. Wo man hätte anders planen sollen, oder wo man vielleicht doch das teurere Material hätte verwenden sollen. Hier hätte noch ein Wasserhahn hingehört und da noch eine Steckdose; der Flur ist vielleicht etwas zu groß und das Bad etwas zu klein es ist ja nichts vollkommen in der Welt, auch unser Lebenshaus nicht. Dem einen gelingt es besser, dem andern nicht so gut. Der Apostel Paulus drückte es so aus: Einer baut mit Gold, ein anderer mit Silber, ein anderer mit teuren Steinen, ein anderer mit Holz, ein anderer mit Stroh, ein anderer mit Schilf. Ich bin überzeugt: Alle haben sich Mühe gegeben, alle hatten anfangs schöne Vor­stellungen von ihrem Lebenshaus, trotzdem sind die Ergebnisse sehr unter­schiedlich.

Wer sein Lebenshaus mit anderen Lebens­häusern vergleicht und dabei nicht ganz zufrieden ist, den sollte das nun allerdings nicht verdrießen. Egal ob einer studiert hat oder Schul­abbrecher ist, egal ob einer Millionär ist oder Hartz-IV-Empfänger, egal ob einer Familie hat oder nicht, egal ob einer gesund und sportlich ist oder eher kränklich das ist nicht das Ent­scheidende am Lebenshaus. Das hat zwar alles seine Bedeutung, aber es entscheidet nicht über Wert und Sinn unseres Lebens. Das Ent­scheidende ist, dass es ein heiliges Haus ist, auf dem richtigen Fundament gebaut, auf Jesus Christus.

Eines Tages ist dann das Lebenshaus fertig. Was für ein schönes Bild! Der Tag, an dem Gott uns aus dieser Welt ruft, ist der Tag der Vollendung. Wie gut ist es, wenn ein Mensch dann zufrieden ist mit seinem Lebenshaus. Wenn er sagen kann: Es ist zwar nicht alles perfekt, aber es ist ein schönes Haus geworden, ein schöner Tempel. Freilich gibt es auch diejenigen, die am Lebensende traurig sind, weil da so viel schief gelaufen ist beim Hausbau und sie das Ergebnis eher kümmerlich finden: Berufliche Miss­erfolge, hohe Schulden, ge­scheiterte Beziehun­gen, ruinierte Gesundheit, dazu viele, viele verpasste Gelegen­heiten kann ich Gott dieses Haus überhaupt anbieten? Kann ich vor ihm bestehen, wenn ich bald vor seinen Thron trete?

Ja, du kannst, sagt Paulus. Ja, du kannst, sagt Gott in seinem Wort. Denn auch davon schreibt der Apostel: von Gottes Jüngstem Gericht, in dem er einst den Ertrag jedes Menschen­lebens beurteilen wird. Paulus schreibt davon wie von einer Natur­katastrophe, wie von einem Feuer, das über das Lebenshaus hinwegfegt. In diesem Feuer wird sich erweisen, wie dauerhaft das Lebenshaus gebaut ist. Paulus schreibt: Der Tag des Gerichts wird ans Licht bringen, ob es Gold ist oder Silber, kostbare Steine, Holz, Stroh oder Schilf. An diesem Tag wird die Arbeit eines jeden im Feuer auf ihren Wert geprüft." Da wird Gott eines jeden Lebenshaus beurteilen und sagen, wie es ihm gefällt, wird loben und tadeln. Aber selbst wenn es nur aus Stroh gebaut war und in Gottes Gerichts­feuer verbrennt, ist das Leben nicht verpfuscht. Paulus schreibt: Derjenige wird gerettet wie einer, der gerade noch aus dem Feuer heraus­geholt wird." Und warum? Weil das Haus auf dem richtigen Fundament gebaut wurde, nämlich auf Jesus Christus, dem Retter der Welt. Selbst wenn das Lebenshaus nicht viel taugt, das einer auf diesem Fundament gebaut hat, selbst wenn sein Leben ein einziges Scheitern und Versagen war die Gnade des Herrn Jesus Christus rettet ihn ebenso wie den, der mit einem herrlichen Lebenshaus vor Gott glänzen kann (das im übrigen auch nicht vollkommen ist). Beide sind gerettet zum ewigen Leben, zur ewigen Seligkeit. Und beiden schenkt Gott dann ein Haus, das sich niemand selbst bauen kann: Ein Haus, das ewig Bestand hat. Bäume wachsen nicht in den Himmel, Häuser auch nicht, und sie halten nie ewig, wenn sie von Menschen gebaut werden. Gottes Haus aber wächst in den Himmel, Gottes Reich steht in Ewigkeit, das er für uns baut auf dem einen Fudament, das er selbst gelegt hat: Jesus Christus. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2008.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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