Der Segen des dreieinigen Gottes

Predigt über 2. Korinther 13,13 zum Trinitatisfest

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Wenn der Apostel Paulus einen Brief geschrieben hat, dann hat er ihn nicht selbst ge­schrieben, sondern dann hat er ihn einem Schreiber diktiert. Den letzten Satz aber, den hat er eigenhändig ge­schrieben. Das war damals so üblich: Ein ab­schließen­der eigen­händiger Gruß ersetzte die Unter­schrift. Seinen zweiten Brief an die Christen­gemeinde in Korinth hat Paulus auf diese Weise mit einem wunder­schönen Segenswort des dreieinigen Gotes ab­geschlossen: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemein­schaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“

Was ist das eigentlich – ein Segen? Es kommt darauf an, in welchem Zusammen­hang wir das Wort verwenden: Sprechen wir von einem Segen Gottes, oder vom Segen eines Menschen, oder von einem Segens­wunsch? Wenn wir davon sprechen, dass Gott segnet, so meinen wir damit, dass Gott uns etwas Gutes schenkt. Man spricht von einem Geldsegen oder vom Erntesegen oder vom Kindersegen – alles gute Gaben Gottes! Wenn Menschen im Namen und Auftrag Gottes segnen, dann wird damit so ein göttliches Geschenk ver­sprochen, oder zu­gesprochen. Es ist so, wie wenn ein Mensch gewisser­maßen als Gottes Paketbote den göttlichen Segen abliefert; der Empfänger kann ihn dann gleich oder auch später auspacken. Ein Segens­wunsch dagegen ist eben einfach nur der bloße Wunsch, dass Gott einem andern Gutes schenken möge; da steht kein direkter göttlicher Auftrag dahinter. Solche Segens­wünsche schreiben wir zum Beispiel auf Geburtstags­karten. Auch die gegenwärtig sehr beliebten und originellen irischen Segens­wünsche sind solche mensch­lichen Wünsche, dass Gott Gutes schenken möchte. Ein Beispiel: „Mögest du warme Worte an einem kalten Abend haben.“

Des Paulus Segenswort am Ende des ersten Korinther­briefs ist kein Segens­wunsch wie die irischen Segens­worte, sondern er ist ein Segen der zweiten Sorte, also das voll­mächtige Überbringen eines göttlichen Geschenks. Paulus hat den Brief durch die Kraft des Heiligen Geistes ge­schrieben, und der bezeugt uns, dass Gott wirklich schenkt, was hier verheißen ist. Insofern ist dieses drei­gliedrige Segenswort das neutesta­mentliche Pendant zum sogenannten aaroni­tischen Segen, dem drei­gliedrigen Segen, den Gott durch Mose und Aaron allen Priestern des alten Bundes aufgetragen hat zu überbringen und mit dem heute noch bei uns jeder Sonntags­gottesdienst schließt: „Der Herr segne dich und behüte dich! Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig! Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden!“ Wir sehen, schon im Alten Testament klingt damit der Segen des dreieinigen Gottes an: der Segen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Bei Paulus wird das dann offen­sichtlich: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemein­schaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“

Wenn ich euch mit dieser Predigt jetzt diesen Segen weitergebe und erkläre, dann bin ich damit auch so eine Art Paketbote, der Gottes Geschenk an euch ausliefert. Es geht hier nicht um irdische Segensgaben wie Geldsegen, Erntesegen oder Kinder­segen, sondern es geht hier um die größte Gabe des dreieinigen Gottes, nämlich um unser ewiges Heil. Betrachten wir also das Geschenk genau; vertiefen wir uns in Gottes Gabe, die uns hier zu­gesprochen wird!

Der Geber der Gabe ist der dreieinige Gott; er wird mit den drei göttlichen Personen genannt: der Gottessohn Jesus Christus, Gott der Vater und der Heilige Geist. Weil sie nicht zu trennen sind, sondern gemeinsam den einen wahren Gott bilden, sind sie oft mit den Ecken eines Dreiecks verglichen worden: Nur dann haben wir das Dreieck, wenn wir alle drei Ecken haben; fehlt eine Ecke, dann ist es kein Dreieck mehr.

Nun ist es bei einem Dreieck eigentlich egal, in welcher Reihenfolge man die Ecken benennt. Vielleicht wundert es euch aber, dass Paulus in seinem Segenswort nicht den Vater als Ersten nennt, sondern den Sohn. Das hat mit den Segensgaben des dreieinigen Gottes zu tun, die er den einzelnen göttlichen Personen zuordnet, und mit einer Art zeitlichen Reihen­folge. Die Gnade des Herrn Jesus Christus ist sein Gnadenwerk, sein Heils­handeln in der Vergangen­heit. Gnade ist es, wenn einem Bösewicht die Strafe erlassen wird. Das ist das Geschenk des Gottes­sohnes Jesus Christus, das er uns am Kreuz erworben hat: Da hat er stell­vertretend für uns Sünder die Strafe getragen. Er hat es getan, weil der Vater im Himmel ihn dazu in die Welt gesandt hat – aus lauter Liebe. Damit sind wir beim zweiten Geschenk, dem Geschenk Gottes des Vaters. Er schwebt mit seiner Liebe über unserer Zeit, er ist ewig. Das dritte Geschenk, die Gabe des Heiligen Geistes, geschieht nun wieder in unserer Zeit und Welt: Es ist die „Gemein­schaft“, wie Luther übersetzte. Wir können dieses Wort auch mit „Ver­söhnung“ oder „Teilhaber­schaft“ übersetzen. Es geht also nicht darum, dass wir uns als Christen oder allgemein als Menschen unter­einander vertragen; jedenfalls geht es darum nicht in erster Linie. Es geht vielmehr um unsere Gemein­schaft mit Gott. Es geht um unsere Versöhnung mit Gott, die Jesus Christus mit seinem Gnaden­geschenk erworben hat. Es geht darum, dass wir Anteil haben an der Erlösungs­tat Christi am Kreuz. „Gemein­schaft des Heiligen Geistes“, das bedeutet also: Der Heilige Geist macht, dass uns das Evangelium hier und heute von Sünden reinigt und mit Gott versöhnt; er macht, dass uns Gottes ewige Liebe im Hier und Heute trifft.

Und wie geschieht das? Es geschieht dadurch, dass wir Gottes Wort hören, das Wort der Vergebung, das Wort der Verheißung vom ewigen Leben. Wenn das Evangelium hier in der Kirche gepredigt wird, dann ist der Heilige Geist am Werk, dann schenkt er Gemein­schaft mit Gott. Es geschieht auch in den Sakra­menten: Die Taufe nimmt hinein in den Leib Christi, die Kirche. Das Abendmahl ist die Gemein­schaft des Leibes und Blutes des Herrn unter Brot und Wein; es vereint uns in erster Linie mit unserem Herrn, macht uns dann aber auch in zweiter Linie unter­einander eins als Brüder und Schwestern – aber eben auf die Weise, dass wir alle gemeinsam an Gottes Liebe und an der Gnade des Herrn Jesus Christus Anteil bekommen durch dieses heilige Mahl. In der Beichte wird dir in der Kraft des Heiligen Geistes hier und jetzt zu­gesprochen, was Jesu Gnade einst für dich erwarb: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ Ja, und im Segenswort, da wird dir dann noch einmal alles zusammen gleichsam als Gottes Geschenk­paket über­mittelt, als großes Erlösungs­geschenk des dreieinigen Gottes.

Seht, darum feiern wir Gottes­dienst, vor allem darum. Und darum werden Wort und Sakrament auch die Kennzeichen der Kirche genannt, denn an ihnen kann man hier und jetzt erkennen, dass Gott uns liebt und dass Jesus uns erlöst hat. Das aber ist die Grundlage für gutes Leben, für ewiges Leben. Das heißt nicht, dass wir die irdischen Segensgaben Gottes verachten. Aber wir wissen, dass sie zeitlich und begrenzt sind und dass Gott sie uns jederzeit nehmen kann. Das Segenswort von den Gaben des dreieinigen Gottes aber, das Paulus auf­geschrieben hat und das ich euch heute im Namen Gottes weitersage, das gilt unbegrenzt und unbedingt für alle, die an Jesus glauben: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemein­schaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2008.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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