Gott versorgt uns und erhält am Leben

Predigt über 1. Könige 17,1-16 zum 15. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Gott ist der Chef der ganzen Welt, somit auch unser Chef. Nun lasst uns mal überlegen: Was ist das wichtigste Handwerkszeug eines Chefs? Ich würde sagen, das Telefon, denn es gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines Chefs, zur rechten Zeit den richtigen Leuten die richtigen Anweisungen zu geben – gut durchdacht, klar und deutlich. In dem Bericht aus dem Leben des Propheten Elia können wir sehr schön erkennen, dass es bei Gott so ähnlich ist. Nur dass Gott kein Telefon benötigt, sondern dass sein Wort auch so diejenigen erreicht, die es etwas angeht. Den gottlosen König Ahab erreicht durch Elia Gottes Botschaft, dass eine mehrjährige Dürrezeit bevorsteht als Strafe dafür, dass Ahab die falschen Götter ehrt. Den Propheten Elia selbst erreicht Gottes Anweisung, dass er ins östliche Grenzgebiet Israels fliehen soll, wo Gott ihn versorgen wird. Den Raben gebietet Gott, dass sie dem Propheten Brocken von Nahrung herbeibringen sollen. Als Elia in seinem Versteck kein Wasser mehr hat, fordert Gott ihn auf, in den Ort Zarpat zu gehen. Der Witwe in Zarpat gebietet Gott durch den Propheten, ihn in der Zeit der Hungersnot zu versorgen. Der Mehltopf und der Ölkrug der Witwe sind auf Gottes Wort hin seit der Zeit immer gut gefüllt. Seht, so ordnet Gott alles nach seinem Willen durch sein Wort. Er ist der Chef, der die Anweisungen gibt.

Und was ordnet er bei uns mit seinem Wort? Nun, einiges aus der Elia-Geschichte ist typisch für Gott und gilt immer. Da können wir sicher sein, dass es auch heute in unserem Leben gilt.

An erster Stelle und damit auch als Wichtigstes nenne ich Gottes Wort an die Witwe in Zarpat: „Fürchte dich nicht!“ Das steht mittendrin in der Geschichte, und das ist auch die Mitte der ganzen Bibel und die zentrale Botschaft unseres Chefs im Himmel: „Fürchte dich nicht!“ – Keine Angst, ich sorge schon für dich! Fast immer, wenn Gott seine himmlischen Boten in die Welt sandte, begannen sie ihre Botschaft mit den Worten: „Fürchte dich nicht!“ oder „Fürchtet euch nicht!“ Als Jesus sein Heilswerk vollbracht hatte, als er am Kreuz gestorben und am dritten Tag auf­erstanden war von den Toten, da erschien er seinen Jüngern mit den Worten: „Fürchtet euch nicht!“ Die ganze Heilige Schrift enthält in vielen Variationen diese Botschaft; auch die heutige Evangeliums­lesung enthält eine solche Variation. Da lehrte Jesus nämlich seine Jünger in der Berg­predigt: „Sorgt euch nicht!“ – Keine Angst, ich sorge schon für euch!

Ja, und dann gibt Gott die nötigen An­weisungen, dass wir Menschen tatsächlich versorgt werden. Die Raben brachten Elia zu essen, die Witwe backte Brot für ihn. Das Volk Israel wurde satt durch das Manna, das Brot, das Gott vom Himmel regnen ließ. Jesus sättigte 5000 Menschen mit wenigen Broten und Fischen. In den Hunger­jahren nach dem Zweiten Weltkrieg gebot Gott dem Wald, besonders viele Pilze und Beeren hervor­zubringen. Ja, Gott gibt uns schon das tägliche Brot, wie wir es von ihm erbitten, da brauchen wir keine Angst zu haben.

Freilich denken die meisten Menschen kaum darüber nach in unserer satten Zeit; das tägliche Brot ist uns selbstverständlich geworden, viele haben es sogar im Überfluss. Wir merken es heute eher in anderen Bereichen, dass wir von Gottes Wort und Walten abhängig sind, bei der Gesundheit zum Beispiel. Denn egal wie gut unsere medi­zinische Versorgung auch sein mag – hier spürt jeder, wie abhängig er ist. Auch hier gilt Gottes Zuspruch: „Fürchte dich nicht!“ Keine Angst, ich sorge schon für dich! Keine Angst vor der bevor­stehenden Operation! Keine Angst vor Krebs und Schlag­anfall! Keine Angst vor Unfällen und Kata­strophen! Gott ist der Chef, und mit seinem Wort lenkt er alles weise und gut. Das gilt besonders im wichtigsten Lebens­bereich, nämlich im Blick auf das Heil unserer Seelen. Treffend singen wir aus unserem Gesangbuch: „Dein Wort bewegt des Herzens Grund, dein Wort macht Leib und Seel gesund.“ Jesus, der Heiland, heilt deine Sünden­krankheit und bringt dein kaputtes Verhältnis zu Gott in Ordnung. Er tut es durch das Wort, das immer wieder neu zu dir kommt: „Dir sind deine Sünden vergeben!“ – „Christi Leib und Blut, für dich gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden!“ – „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden!“ – „Fürchte dich nicht!“ Keine Angst, du kannst vor Gottes strengem Gericht bestehen, wenn du an Jesus glaubst! Du kannst gewiss sein, dass er dich lieb hat und immer bei dir ist.

Was nun allerdings die leibliche Versorgung angeht, da kommen uns manchmal Zweifel, ob wir denn wirklich so sorglos sein können. Manche Kranken finden keine Heilung, und viele Menschen in der Welt hungern. Auch wenn oftmals mensch­liches Fehl­verhalten die offen­sichtliche Ursache ist, so müssen wir doch sagen, dass letztlich Gott selbst solches Leid uns Menschen zumutet. Er ist der Chef, und manchmal verfügt er durch sein Wort Dinge, die uns schwer drücken. Dem König Ahab und seinem Volk hat er eine drei­einhalb­jährige Hungersnot zugemutet. Seinem Propheten Elia hat er eine Flucht und be­schwerliche Fußwege auferlegt sowie die Erfahrung, dass er plötzlich kein Trinkwasser mehr hatte. Von der Witwe in Zarpat hat er verlangt, die letzten Vorräte auf­zubrauchen. Warum? Weil Gott uns lehren will, seinem Wort zu gehorchen und zu vertrauen. Er ist der Chef, er kann das verlangen. Wir müssen lernen, Gott ohne wenn und aber zu gehorchen und zu vertrauen. Das geht nur, wenn wir die Folgen von Ungehorsam und Selbst­überschät­zung deutlich vor Augen gestellt bekommen. Auch das können wir an Gottes Anweisungen im Predigttext erkennen.

Was Gehorsam bedeutet, das sehen wir an Elia selbst. Gott sagte ihm: Geh weg, flieh nach Osten, versteck dich da! Elia gehorchte und machte die Erfahrung, dass Gott ihn vor den Mordplänen des Königs Ahab beschützte und mit allem Lebens­notwendigen versorgte. Hätte Elia nicht gehorcht und wäre nicht gegangen, dann hätte er große Probleme bekommen. Nach einer Weil schickte Gottes Wort ihn wieder auf die Reise mit den Worten: „Mach dich auf und geh nach Zarpat!“ Wieder gehorchte Elia und wieder machte er die Erfahrung, dass ihn das rettet. Elia lernte also: Wenn ich mich stets nach den Anweisungen des Chefs richte, dann bin ich gut versorgt und dann bewahrt er mir das Leben.

Genauso ist das heute. Da sind zunächst die all­gemein­gültigen Anweisungen Gottes, die wir in seinen Geboten finden. Wenn wir gehorsam sind und uns danach richten, dann werden wir die Erfahrung machen, wie uns das guttut und hilft. „Du sollst nicht stehlen!“, sagt der Chef. Machen wir es so, verzichten wir auf Diebstahl, Betrug, Schwarz­arbeit und unrecht­mäßige Be­reicherung. Dann werden wir fest­stellen: Wir haben genug zum Leben, Gott versorgt uns gut. „Du sollst nicht töten!“, sagt der Chef. Machen wir es so, fügen wir weder dem Nächsten noch uns selbst leiblichen Schaden zu, verzichten wir zum Beispiel auf das, was der Gesundheit schadet, Rauchen, zuviel Alkohol, zuviel Essen, Leichtsinn im Straßen­verkehr, dann werden wir schon merken, wie Gott uns Gesundheit schenkt. „Du sollst den Feiertag heiligen!“, sagt der Chef. Machen wir es so, hören wir gern und oft sein Wort, kommen wir gern und oft zum Tisch des Herrn, dann merken wir, wie das unsern Glauben stärkt und wie Gott unsere Seele durch seine Gnaden­mittel heilt, wie er sie für das ewige Leben bewahrt. Lernen wir Gehorsam, gehen wir auf Gottes Wegen, dann finden wir seine Hilfe! Bitten wir ihn auch um ganz persönliche Führung, und seien wir offen für seine Finger­zeige, dann wird der Lebensweg gut! Freilich muss er uns da erst durch manche Leid­erfahrung erziehen, bis wir das verstehen. Wenn immer alles glatt liefe und wir nie die Erfahrung von Mangel und Krankheit machten, dann könnten wir uns leicht einbilden, wir selbst hätten alles im Griff und es wäre gar nicht nötig, auf den Chef zu hören.

Noch einmal: Gott will uns Gehorsam lehren und Vertrauen. Was Vertrauen bedeutet, das sehen wir an der Witwe aus Zarpat. Gott stellte ihr Vertrauen ganz schön auf die Probe mit seinem Wort, fast so wie damals bei Abraham, als der seinen Sohn Isaak opfern sollte. Eine letzte Mahlzeit wollte die Frau für sich und ihren Sohn zubereiten, eine Henkersmahlzeit gewisser­maßen, denn sie war überzeugt davon: Danach ist Schluss, danach kriegen wir nichts mehr zu essen in dieser Hungersnot, danach müssen wir sterben. Da kam Gottes Wort zu ihr durch den Propheten: „Mache zuerst mir etwas Gebackenes; dir aber und deinem Sohn sollst du danach auch etwas backen.“ Wenn wir nicht wüssten, dass es sich hier um Gottes Anweisung handelt, dann müssten wir denken: Elia war ja ziemlich egoistisch, dass er zuerst selbst etwas kriegen will von dem letzten Bisschen Nahrung der Frau. Aber in Wahrheit war es Gott, der ihr das zumutete und sie dadurch vertrauen lehrte, denn diese Anweisung ging ja einher mit der wunderbaren Verheißung: „Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nichts mangeln.“ Die Frau bestand den Glaubens­test, sie lernte vertrauen. So versorgte sie zuerst den Propheten und machte dann die Erfahrung, dass Gott auch sie und ihren Sohn versorgt, wie er versprochen hatte – sogar auf Dauer.

Und du, lieber Bruder, liebe Schwester, bestehst du auch den Test? Gott erwartet nämlich auch von dir und von allen Menschen, dass sie zuerst Gott dienen und danach an die eigene Vesorgung denken. Das Mose-Gesetz gebietet, dass die Israeliten Erstlings­früchte opfern sollten: Die ersten Getreide­halme, die ersten Früchte, die ersten Oliven, die ersten Wein­trauben, die ersten Jungtiere von einem Muttertier – all das wurde Gott geopfert. Wer es tat, machte die Erfahrung, dass dann das Übrige gesegnet war und man gut davon leben konnte. Jesus lehrte (wir haben es heute in der Evangeliums­lesung gehört): „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtig­keit, so wird euch das tägliche Brot schon zufallen!“ (Matth. 6,33) Also, lieber Christ, opfere Gott fröhlich deine Erstlings­gaben und lerne dabei, Gott zu vertrauen! Wenn du Geld bekommst, dann sorge dafür, dass gleich ein an­gemessener Teil davon beiseite gelegt oder überwiesen wird als dein Gemeinde­beitrag und für andere Zwecke in Gottes Reich; dieses Geld wird dir hinterher gewiss nicht fehlen, sondern du wirst merken, wie Gott dich segnet. Das Gleiche gilt für deine Zeit­einteilung: Opfere den Anfang der Woche Gott, den Sonntag­vormittag! Und nimm dir auch jeden Morgen etwas Zeit zum Beten, für eine Andacht! Du wirst merken: Auch wenn du viel zu tun hast, wird dir diese Zeit nicht fehlen, sondern auf diese Weise wird deine ganze Zeit gesegnet sein. Gott ist der Chef, sein Wort gilt zuerst, seine Aufgaben müssen an die erste Stelle gesetzt werden. Wer das tut, lernt vertrauen, denn er erkennt, wie gut sein Chef es mit ihm meint und dass sich für ihn alles zum Besten wendet.

Das gilt in Ewigkeit. Selbst wenn Christen verhungern, selbst wenn sie an schlimmen Krankheiten oder durch tragische Unfälle sterben: Die Seele bleibt un­verdorben. Gott sagte der Witwe: „Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nicht nichts mangeln.“ Jesus sagt uns: „Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt“ (Joh. 11,25). Nachdem Jesus die 5000 Menschen mit wenigen Broten und Fischen gespeist hatte, lehrte er sie: „Die Väter in der Wüste haben das Manna gegessen, das Brot vom Himmel, und sind dann doch gestorben. Aber ich bin das Brot des Lebens. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben.“ (Joh. 6,48-54) Also keine Angst – Jesus vesorgt uns und hält uns am Leben! Vertrauen wir seinem Wort, gehorchen wir ihm und folgen wir ihm nach. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2007.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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