Gott wird unsern Traum erfüllen

Predigt über Psalm 126 zum Ewigkeitssonntag

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Der Psalm handelt von den Israeliten, die als Kriegs­gefangene in Babylon saßen und von der Rückkehr nach Jerusalem träumten. Wir, liebe Gemeinde, sitzen zwar nicht in der Fremde, aber gefangen fühlen wir uns manchmal auch, und träumen tun wir auch.

Max ist ein Gefangener seines Weckers. Der zwingt ihn jeden Werktag­morgen um sechs, aufzustehen und zur Arbeit anzutreten. Max träumt davon, das Gerät einfach ab­zuschalten, liegen zu bleiben und aus­zuschlafen. Wie schön wäre es auch, mal einen ganzen Tag zu vertrödeln, im Schlafanzug zu bleiben, ein heiteres Buch zu lesen und nebenbei etwas zu essen und zu trinken.

Bärbel ist eine Gefangene ihres Körpers. Sie findet sich zu dick und zu hässlich. Außerdem ist sie gerade erkältet; die Nase ist zu, und sie muss dauernd mit offenem Mund atmen. Bärbel träumt davon, dass sie kerngesund ist und gut aussieht. Sie möchte so schön sein wie die Frauen in den Illustrier­ten. Sie würde dann alle anlächeln, und die andern würden zurück­lächeln. Die andern würden sie alle mögen, sie wäre voll akzeptiert, und man würde gemeinsam tolle Sachen unter­nehmen.

Jonas ist ein Gefangener der Schule. Der größte Teil des Tages ist vom Schulstress bestimmt: Morgens früh raus, zum Schulbus, dann sechs bis acht Stunden Unterricht, Heimfahrt, ein bis zwei Stunden Haus­aufgaben, und der Tag ist gelaufen. Er träumt davon, etwas zu unter­nehmen, was ihm einfach nur Spaß macht: mit den Fahrrad in der Gegend herumfahren oder mit Freunden Fußball spielen. Aber dafür ist nur selten Gelegen­heit.

Felizitas ist eine Gefangene des leeren Portmonees. Ständig ist ihr Geld alle. Dabei hätte sie doch gern noch so vieles gekauft. Sie träumt davon, einmal nach Herzenslust shoppen zu gehen, ohne aufs Geld achten zu müssen. Sie möchte mal einen ganzen Tag lang durch ein großes Einkaufs­zentrum streifen, und wenn sie was Schönes sieht, es einfach kaufen. Aber ihr Geld reicht kaum für die nötigsten Dinge.

Und du und ich und alle Menschen, wie auch immer sie heißen, sind Gefangene der Sünde. Immer wieder ertappen wir uns dabei, dass wir uns so verhalten, wie es Gott nicht gefällt, und uns selber auch nicht. Dabei träumen wir davon, dass wir gut und liebevoll sind und dass uns unsere Fehler nicht mehr einholen.

Gottes Wort verheißt uns: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, dann werden wir sein wie die Träumenden.“ Am Ende, wenn Gott sein Erlösungs­werk an uns vollenden wird, dann wird er unsere Träume wahr machen. Dazu ist der Gottessohn Jesus Christus in die Welt gekommen, dafür ist er am Kreuz gestorben, das hat er mit seiner Auf­erstehung von den Toten besiegelt. Jesus hat uns aus der Gefangen­schaft des Teufels befreit, und wenn wir dann selber einmal von den Toten auf­erstehen, dann werden wir die wunderbaren Folgen in ihrem ganzen Ausmaß erkennen, dann werden wir sein „wie die Träumen­den“. Dann werden wir ausruhen dürfen wie Max ohne Wecker. Dann werden wir einen wunder­schönen neuen Körper bekommen, wie Bärbel ihn sich wünscht. Dann machen wir nur noch, was uns Spaß macht, wie Jonas das gern möchte. Dann werden keine Wünsche mehr unerfüllt bleiben, wie Felizitas sich das erträumt. Vor allen Dingen aber wird uns dann keine Sünde mehr plagen, wir werden heilig leben wie Gottes Engel.

Ja, wir dürfen jetzt schon vom Himmel träumen, wir dürfen uns danach sehnen und Gott bitten, dass er uns aus unseren Gefangen­schaften befreit. Wir können es mit den Worten des Psalms tun: „Herr, bringe zurück unsre Gefangenen, wie du die Bäche wieder­bringst im Südland.“ Was meint dieses Bild? Die Bäch im trockenen Südland von Palästina ähneln den Flüssen in Botswana: Nur in der Regenzeit führen sie Wasser, ansonsten kann man wie auf einem Sandweg in ihnen spazieren­gehen. Kaum zu glauben, dass das Flüsse sein sollen. Aber wenn Gott dann wieder Regen schickt, füllen sich die Flussbetten mit Wasser, man erkennt sie nicht mehr wieder: es werden reißende Ströme daraus, die das Land mit lebens­spendendem Wasser füllen. So, wie Gott ein aus­getrocknetes Flussbett in der Regenzeit zu einem reißenden Strom macht, so wird er uns am Jüngsten Tag verwandeln und erneuern.

Und noch ein zweites Bild zeigt uns, was Gott mit uns vorhat: „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.“ Die Frage ist natürlich: Warum sind denn die Leute traurig, die Getreide­samen in ihr Feld säen? Sie sind traurig, weil sie etwas hergeben müssen, was ihnen wertvoll ist. Sie sind traurig, weil sie scheinbar etwas verlieren. Auch das habe ich in Afrika verstehen gelernt: Wenn Menschen sehr hungrig sind, dann sind sie versucht, das Saat­getreide zu essen. Ein dummer Mensch würde auch gar nicht begreifen, warum sie die Körner in die Erde werfen, anstatt Mehl und Brot daraus zu machen. Wer aber den Zusammen­hang von Saat und Ernte kennt, der weiß: Das Saat­getreide muss in die Erde kommen, sonst gibt es keine Ernte. So weiß der Christ: Mit meinem Glauben an Jesus muss ich sorgsam umgehen wie mit Saat­getreide, selbst wenn ich davon scheinbar Nachteile habe. Denn nur auf die Saat des Glaubens folgt die Ernte der ewigen Seligkeit.

Eine gute Ernte ist immer ein Freuden­fest. „Da wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein.“ Da gibt es dann wieder reichlich zu essen, da sind die Ent­behrungen der Saatzeit vergessen. Freut euch jetzt schon auf die Erntezeit im Himmel! Die Träume, die wir jetzt säen als Gebete um Hilfe und Erlösung, die werden wir im Himmel reichlich ernten: Keine Tränen mehr, kein Leid, keine Krankheit, keine Sünde, kein Tod, sondern Leben die Fülle bei Gott. „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumen­den.“ Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2006.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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