Gott erzieht uns

Predigt über Offenbarung 3,19 zum Buß- und Bettag

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Wie erzieht man Kinder? Kinder erzieht man so: Man ist ihnen ein gutes Vorbild, man gibt ihnen gute Regeln, man belohnt gutes Verhalten, man bestraft böses Verhalten. Ebenso erzieht Gott uns Menschen: In seinem Sohn Jesus Christus hat er uns ein gutes Vorbild der Liebe gegeben, auch des Gehorsams, des Vertrauens und der Wahrhaftig­keit. Mit seinem Gesetz hat Gott uns gute Regeln und Anweisungen fürs Leben gegeben. Wer sich daran hält, wird als Belohnung den Segen davon erfahren. Um unserer Sünde willen mutet Gott uns aber auch leidvolle Erfahrungen zu als erziehe­rische Strafe, als „Züchti­gung“, wie es in der Bibel heißt. In diesem Sinne ruft uns Jesus mit unserem Bibelvers zu: „Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße!“

Eifrig Buße tun, das heißt: Wir sollen uns Gottes Erziehungs­maßnahmen nicht wider­setzen, sondern wir sollen uns von Gott verändern und erneuern lassen. Das ist leichter gesagt als getan. Wir bleiben lieber bei unseren alten Gewohn­heiten und scheuen die unbequemen Verände­rungen, die die Buße mit sich bringt. Und wir sind erst recht nicht mit Eifer dabei, wenn es darum geht, aus Gottes Erziehungs­maßnahmen Konse­quenzen für unser Leben zu ziehen. Es gibt eine ganze Reihe von Hinder­nissen und Einwänden, die uns von eifriger Buße abhalten. Diese wollen wir heute am Buß- und Bettag enttarnen und Gott darum bitten, dass er sie bei uns überwindet.

Erstes Hindernis: Mancher ist zu dumm für die Buße. Es ist wie bei kleinen Kindern: Sie verstehen noch nicht, warum sie nicht hinter dem Ball her auf die Fahrbahn laufen dürfen; man muss sie kräftig am Arm packen, um sie daran zu hindern. So leben viele Menschen unüberlegt in den Tag hinein und lassen sich von dem treiben, was ihnen vor die Augen und Ohren kommt, und sei es nur das stets dudelnde Radio oder der Fernseher. Du aber lass dich nicht für dumm verkaufen, sondern achte auf Gottes Erziehungs­maßnahmen – auch wenn er dich mal kräftig am Arm packt mit Schmerzen oder leidvollen Erfahrun­gen. Höre auf Jesu Wort: „So sei nun eifrig zur Buße!“ Es ist noch nicht zu spät dafür.

Zweites Hindernis: Mancher ist zu dickköpfig für die Buße. Es ist wie bei Kindern im Trotzalter: Sie können die Nerven ihrer Eltern manchmal arg strapa­zieren, wenn sie sich allen Erziehungs­maßnahmen stur wider­setzen. „Du wäschst dir jetzt endlich deine Hände!“, sagt die Mutter genervt. „Nein, mach ich nicht“, sagt das Kind und bleibt trotzig sitzen. Und genauso kann es bei uns Erwachsene in Bezug auf Gott sein. Wie vielen Christen habe ich in meinem Leben zum Beispiel schon erklärt, was es heißt, den Feiertag zu heiligen, und wie wenige von ihnen sind zu regel­mäßigen Kirch­gängern geworden! Dabei sehen viele Gottes Willen durchaus ein, aber sie sagen dennoch im Stillen: „Nein, mach ich nicht; schon gar nicht, wenn der Pastor mir das sagt und ich nicht von selbst drauf komme!“ Du aber sei nicht dickköpfig, wenn Gott dich ruft, sondern höre auf Jesu Wort: „So sei nun eifrig zur Buße!“ Es ist noch nicht zu spät dafür.

Drittes Hindernis: Mancher ist zu bequem für die Buße. Es ist wie bei faulen Kindern, die ihre Haus­aufgaben immer weiter hinaus­schieben, bis schließlich keine Zeit dafür bleibt. So ist mancher Christ zu faul dazu, seinen Mitmenschen mal zu helfen oder in der Kirche mit­zuarbeiten, wenn er um Hilfe gebeten wird. Zugegeben: Buße ist unbequem; der gemütliche Alltags­trott, der sich bei vielen eingespielt hat, ist viel bequemer. Aber Gott will uns zu unserem eigenen Vorteil aus unserer Bequemlich­keit auf­scheuchen. Darum sei nicht zu bequem zur Buße, sondern höre auf Jesu Wort: „So sei nun eifrig zur Buße!“ Es ist noch nicht zu spät dafür.

Viertes Hindernis: Mancher ist zu un­einsichtig für die Buße. Es ist wie bei größeren Kindern, die alles besser wissen und stets viele Argumente parat haben, warum sie gerade das nicht tun, was die Erziehenden von ihnen erwarten. Viele Christen versuchen, ihre Sünden Gott und den Menschen gegenüber zu recht­fertigen und sich auf diese Weise ein gutes Gewissen zu ver­schaffen. Sie finden dann auch stets viele über­zeugende Gründe, warum sie denn hier lügen und dort Schwarz­arbeit tun müssen. Aber das ist ein gefähr­liches Verhalten. Denn wer so handelt, bildet sich ja ein, er sei klüger als Gott; er wüsste besser als Gottes Gesetz, was für ihn und andere gut ist. Darum sei du nicht un­einsichtig, sondern höre auf Jesu Wort: „So seid nun eifrig zur Buße!“ Es ist noch nicht zu spät dafür.

Fünftes Hindernis: Mancher ist zu stolz für die Buße. Es ist so wie bei Kindern, die eine bessere Schul­bildung genießen, als ihre Eltern hatten, und die sie das immer wieder spüren lassen. Solcher Stolz ist heute weit verbreitet und wird sogar vielfach gelobt und unter­stützt. Man redet vom „autonomen“ Menschen, also vom selbst­bestimmten Menschen, der keine Autoritäten über sich duldet, weil er sein eigener Herr sein will. Der Stolze will sein Leben selbst lenken und duldet nicht, dass Gott oder andere Menschen da eingreifen. Er will nach eigenem Urteil bestimmen, was gut und böse ist, und sich nicht nach Gottes Maßstäben richten. Dieser Stolz aber ist die Ursünde, das Sein-Wollen wie Gott. Die Stolzen sind Gottes Feinde; darum heißt es auch: „Gott widersteht den Hoch­mütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade“ (1. Petrus 5,5). Hüte dich also vor der Sünde des Stolzes und höre auf Jesu Wort: „So seid nun eifrig zur Buße!“ Es ist noch nicht zu spät dafür.

Sechstes Hindernis: Mancher ist zu beschäftigt für die Buße; jedenfalls bildet er sich das ein. Es ist wie bei einem Kind, das so sehr in sein Spiel vertieft ist, dass es den Ruf der Mutter nicht beachtet. Ach, dieses Buß-Hindernis kenne ich nur zu gut! Ich könnte es auch das „Eigent­lich“-Problem nennen: Eigentlich müsste ich mehr beten; eigentlich müsste ich mehr einsame Menschen besuchen, eigentlich müsste ich mehr Zeit für meine Familie haben, eigentlich müsste ich mich mehr um notleidende Menschen kümmern… aber da ist so viel Arbeit auf dem Schreib­tisch, da sind noch so viele Telefonate zu erledigen, da warten so viele Termine, und Weihnachten kommt mit atem­beraubender Geschwindig­keit näher! Wir tun gut daran, immer wieder inne­zuhalten und darauf zu achten, welche Weisungen der Herr uns gibt. Hören wir also auf Jesu Wort: „So sei nun eifrig zur Buße!“ Es ist noch nicht zu spät dafür.

Siebentes Hindernis: Mancher hält sich zu alt für die Buße. Ein Sprichwort sagt: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ – so, als hörte mit der Kindheit jede Möglichkeit zu Lernen und zur Veränderung auf, und damit auch zur Buße. Dieses Sprichwort steht nicht in der Bibel, und es entspricht auch nicht Gottes Willen für unser Leben. Bei Gott sind wir die ganze Lebenszeit über Kinder, und wir sind auch Jünger Jesu, das heißt: „Lernende“. Das ganze Christenleben soll eine ständige Buße sein. Auch der ältere Christ soll seinen Glauben nicht einfach nur in der Erinnerung und in lieb gewordenen Traditionen leben. Es ist wichtig, dass auch der ältere Mensch sich immer wieder neu von Gott erziehen lässt und überlegt: Was sollte sich bei mir ändern, was kann ich besser machen, was für schlechte Gewohn­heiten haben sich ein­geschlichen? Wenn du älter bist, dann wisse: Bei Gott gehörst du nicht zum alten Eisen, Gott will auch dich wie die Jungen verändern und erziehen. Höre also auf Jesu Wort: „So sei nun eifrig zur Buße!“ Es ist noch nicht zu spät dafür.

Buße ist keine Frage der Intelligenz und keine Frage des Alters, Buße ist eine Frage des Vertrauens. Wer zur Buße bereit ist, vertraut sich Gottes Erziehung an. Und das bedeutet vor allem: Der glaubt an Jesus und der glaubt an das Evangelium, die Frohe Botschaft, dass Jesus uns alle Schuld vergibt, alle Fehler und Versäum­nisse der Vergangen­heit beseitigt, und uns ein neues Herz schenkt. Buße tun heißt sich von Gott erziehen lassen, und das bedeutet letztlich: sich von Gott beschenken lassen. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2006.

Autor: Pastor Matthias Krieser

SOLI DEO GLORIA!

PREDIGTKASTEN

►  Startseite

►  Impressum