Jesus macht gesund und bringt zu Gott

Predigt über Apostelgeschichte 3 zu einer Taufe

Verlesener Text: Apostelgesch. 3,8b

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Wenn in einer Kirche in Afrika ein Fest gefeiert wird, dann kann es geschehen, dass die Gemeinde­glieder nicht nur fröhlich singen, sondern dass sie auch klatschen, von den Stühlen aufspringen und in der Kirche herum­tanzen, und der Pastor im Talar tanzt mit. Nun sind wir ja nicht in Afrika, außerdem sind uns die Bänke hier im Weg und unser etwas kühleres deutsches Tempera­ment, aber sonst könnten auch wir fröhlich in der Kirche tanzen und herum­springen, denn wir feiern eine Taufe! Jesus macht einen Menschen zu Gottes Kind, Jesus schenkt einem Menschen sein Heil und das ewige Leben – wenn das kein Grund zur Freude und zum Gotteslob ist!

Als in Jerusalem der große und prächtige Tempel der Juden noch stand, da geschah es auch einmal, dass ein Mann wie verrückt umhersprang und Gott lobte. Er war außer sich vor Freude. Und er hatte allen Grund dazu: Er war geheilt worden von einer Lähmung seiner Beine. Aber lasst mich die Geschichte von vorn erzählen.

Der Mann war vor der Heilung noch nie in seinem Leben gelaufen, er hatte von Geburt an gelähmte Beine. Als Kind sorgten seine Eltern für ihn, aber als er erwachsen war, da merkte er, wie schlecht er es hatte. Ein Behinderter hatte es damals noch viel schlechter als heute. Wenn heute jemand lahme Beine hat, dann ist das zwar sehr schade, aber immerhin hat er einen Rollstuhl, oft sogar mit Elektro­motor. Der Gelähmte damals musste kriechen oder sich von anderen Menschen tragen lassen. Wenn heute jemand behindert ist, dann macht ihm niemand einen Vorwurf daraus, er kann zusammen mit anderen Menschen unbeschwert fröhlich sein, das zeigt gerade heute wieder das Jahresfest der Samariter­anstalten. Der Gelähmte damals war einsam, er hörte die Leute über ihn tuscheln: „Das muss ja ein ganz böser Mensch sein, dass Gott ihn so gestraft hat; oder vielleicht haben auch seine Eltern etwas Böses getan.“ Wenn heute jemand nicht arbeiten kann, dann bekommt er wenigstens Sozial­hilfe; das ist zwar nicht viel, aber es reicht zum Leben. Der Gelähmte damals musste betteln, wenn er nicht verhungern wollte.

Das tat er denn auch Tag für Tag. Er ließ sich zu dem prächtigen Eingangstor des Tempels bringen, wo viele Menschen vorbei­kamen. Die „schöne Pforte“ hieß dieses Tor – doch für den Gelähmten war es ein Tor der Aus­grenzung. Heute ist jeder in einer Kirche willkommen, damals ließ man Behinderte nicht hinein in den Tempel. Man war der Meinung: Wenn Gott sie so gestraft hat, dann will er nichts mit ihnen zu tun haben, dann sollen sie nicht mit den anderen Gläubigen beten und Gottes­dienst feiern.

Eines Tages kamen zwei Männer bei dem Gelähmten vorbei, Petrus und Johannes, die beiden Jünger Jesu. Sie waren noch ganz erfüllt von den Ereignissen der letzten Monate: wie Jesus am Kreuz gestorben war, wie er dann von den Toten auf­erstanden war und sich ihnen gezeigt hatte, wie er dann in den Himmel aufgefahren war und ihnen den Heiligen Geist gesant hatte, sodass sie nun überall von ihm erzählen und zu ihm einladen konnten. Der Gelähmte freilich sah in ihnen nur zwei Leute, die er anbetteln konnte. Da blieben die beiden stehen und blickten ihm in die Augen. Der Gelähmte dachte: „Nanu, was kommt denn jetzt?“ Petrus und Johannes waren nicht reich, darum sagte Petrus ganz ehrlich: „Silber und Gold habe ich nicht.“ Aber Petrus spürte, dass Jesus diesem Mann helfen wollte, dass er ihn ganz gesund machen wollte. Darum fuhr er fort: „Was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen von Jesus Christus, steh auf und geh umher!“ Und er fasste ihn bei der Hand und zog ihn hoch, da konnte der Mann plötzlich stehen. Das war eine Gabe, die war ja viel wertvoller als viele Schatz­kisten voll Silber und Gold, ja als alles Geld der Welt: die Gabe, dass er wieder gesund war. Erst probierte er vorsichtig einige Schritte, dann wurde er mutiger, er lief, er sprang, er war außer sich vor Freude, er tanzte, er sagte: „Gott sei Dank!“, und er sang Loblieder. Jesus, der Sohn Gottes, hatte ihn durch Petrus und Johannes gesund gemacht. Dass hier Gott am Werk war und nicht irgend ein Arzt oder Wunder­heiler, das müssen alle erkennen, denn nur Gott kann machen, dass ein von Geburt an Gelähmter von einer Minute auf die andere stehen und richtig laufen kann, ja sogar tanzen und springen. Bei einer mensch­lichen Heilung müsste der Mann erst noch monatelang oder jahrelang zur Physio­therapie gehen; Gott aber ist der Schöpfer der Welt und konnte darum auch machen, dass der Gelähmte im Nu völlig gesund war, wie neu geschaffen!

Petrus und Johannes gingen in den Tempel, um dort zu beten. Der Geheilte folgte den beiden. Nun durfte er ja auch in den Tempel gehen, nun war er ja nicht mehr behindert, nun galt er ja nicht mehr als von Gott verstoßen, nun gehörte er dazu zur Gemeinde der Gläubigen! Aber er ging nicht allein hinter den beiden Aposteln her. Eine Menge neugieriger Menschen folgte ihm. Sie waren ganz aufgeregt, denn sie wussten: Das ist doch der Gelähmte, der immer an der Schönen Pforte gesessen hat! Wieso kann der plötzlich gehen? Wie ist das nur möglich?

Als Petrus das merkte, sprach er das Volk an. Es wurde eine lange Rede, aber alle hörten gespannt zu. Das Wichtigste, was Petrus zu sagen hatte, war: „Denkt nicht, dass Johannes oder ich den Gelähmten geheilt haben. Jesus war es!“ Das ist noch heute das Wichtigste, was wir Christen zu sagen haben: „Jesus hilft, Jesus macht gesund, auf Jesus kommt es an!“ Das schöne Geschenk der Taufe ist nicht ein mensch­liches Tun, sondern Jesus handelt dabei durch Menschen! Wenn ich jemanden taufe, dann bin ich nur der Handlanger von Jesus, ebenso wie Petrus damals nur der Handlanger von Jesus war, und das betonte er in seiner Rede. Auf Jesus kommt alles an!

Und dann redete Petrus viel von Jesus. Er sagte aber nicht: „Jesus machte viele Kranke gesund.“ Zwar hat Jesus viele Kranke gesund gemacht, aber das ist nicht das Ent­scheidende. Er sagte auch nicht: „Jesus hat die Menschen viele Dinge von Gott gelehrt.“ Zwar war Jesus auch ein Lehrer, aber das ist nicht das Ent­scheidende. Er sagte auch nicht, dass Jesus ein Vorbild war und immer aufrichtig und liebevoll gehandelt hat. Zwar stimmt auch das, aber das ist auch nicht das Ent­scheidende. Was ist denn aber nun das Ent­scheidende, worüber hat Petrus geredet? Er hat davon geredet, dass Jesus am Kreuz gestorben ist und dass er wieder lebendig wurde. Das ist das Ent­scheidende von Jesus: gekreuzigt und auf­erstanden! Und darum geht es auch bei der Taufe: Da nimmt Jesus einen Menschen in seinen Tod und seine Auf­erstehung hinein! Da sagt Jesus: Schluss mit allem, was bisher in deinem Leben schief und schlecht und verkehrt war, das ist nun vorbei, das ist gestorben, das habe ich mit meinem Tod ausradiert! Und jetzt fängt ein neues Leben an, ein herrliches Leben, ein Leben als Gottes Kind, ein Leben unter Gottes Schutz und Liebe, ein Leben, das nie mehr aufhört. Ja, Jesus schenkt durch seine Auf­erstehung jedem Getauften ewiges Leben, denn nach dem Tod dürfen sie für immer mit ihm im Himmel leben. Wie Jesus damals den Gelähmten im Nu ganz heil und neu gemacht hat, so macht er durch die Taufe Menschen im Nu heil und neu! Und wie der Gelähmte dann durch die Schöne Pforte in den Tempel ging und zur Gemeinde gehören durfte, so kommte ein Mensch gewisser­maßen durch die schöne Pforte der Taufe in Gottes Familie, in Gottes Reich, in Gottes Gemeinde hinein. Wenn das kein Grund zum Springen und Loben ist!

Nachdem Petrus fröhlich über Jesus gepredigt hatte, wurde er mit einemmal ganz ernst und sagte den Zuhörern: „Kehrt nun um von euren falschen Wegen und glaubt an Jesus, den Gott auch für euch geschickt hat.“ Das gilt bis zum heutigen Tag, und darum möchte ich dasselbe euch und allen Menschen sagen: Lasst alles, was nicht richtig ist, lasst alles, was Gott Kummer macht, lasst euch von Jesus die Schuld vergeben. Wer noch nicht getauft ist, der lasse sich taufen, und wer getauft ist, der sehe zu, dass er dem Herrn Jesus Christus nun auch mit Ernst nachfolge. Denn nur durch Jesus finden wir Frieden mit Gott und dann auch mit unseren Mit­menschen. Nur mit Jesus werden wir heil. Nur mit Jesus finden wir ewiges Leben im Himmel. Für den Gelähmten war es viel wertvoller, gesund zu werden als ein Goldstück zu bekommen. Noch wichtiger als die körperliche Gesundheit aber ist das Heil der Seele. Jesus schenkt es allen, die getauft sind und an ihn glauben. Und wer Jesus gefunden hat, der braucht aucht nicht traurig zu sein, wenn er sich noch mit einer Krankheit, einer Behinderung oder einer anderen Last herumquälen muss. Er weiß: Gott hat mich trotzdem lieb, er ist mir nicht böse! Er weiß: Auch wenn Jesus mich nicht so plötzlich gesund macht wie den Gelähmten damals, so werden doch spätestens im Himmel einmal alle meine Probleme vergessen sein. Da wird dann jedes Gotteskind, das jetzt noch Rollstuhl sitzt, wie der der Gelähmte damals springen und Gott loben und fröhlich sein. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2006.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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