Isaak (I)

Predigt über 1. Mose 24,1 – 25,34

Verlesener Text: 1. Mose 25,11

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Nur scheinbar machen Menschen Geschichte mit ihren Ent­scheidungen und Taten. In Wahrheit ist Gott Herr der Geschichte: Er führt Menschen­schicksale so, dass sich am Ende sein Wille durchsetzt. Dabei sind die Menschen freilich nicht wie Mario­netten, sondern sie haben durchaus ihren eigenen Willen, ihre Stärken, ihre Schwächen, ihre Persönlich­keit. Gott aber führt sie so, dass seine Pläne stets gelingen. So ist das auch mit Gottes Heils­geschichte für die ganze Welt, die mit Abraham anfing und die dazu geführt hat, dass wir heute hier in diesem Gottes­dienst die großen Taten des Herrn preisen. Es war von Anfang an sein Wille, aus Abraham ein großes Volk zu machen und durch dieses Volk den Einen zu schicken, der Segen für alle Völker gebracht hat: unseren Herrn und Erlöser Jesus Christus. Und Gott hatte dem Abraham nicht verhehlt, dass er diesen weit­reichenden Plan über seinen einzigen Sohn voran­bringen werde, den er mit Sara hatte: Isaak.

Isaak – der Name bedeutet „Lachen“. Sara lachte ungläubig, als sie hörte, dass sie mit neunzig zum erstenmal Mutter werden sollte; aber Gott zeigte ihr, dass bei ihm nichts unmöglich ist, und schenkte ihr den Isaak. Da lachte sie dann vor Freude. Isaak als glückliches Kind auf – der Stolz seines Vaters, die Freude seiner Mutter. Wir können annehmen, dass Isaak von seinen Eltern verwöhnt wurde: Sie hatten sich lange vergeblich nach Kindern gesehnt und waren schon alt; auch waren sie sehr reich, und Isaak wuchs als Einzelkind auf. (Sein Stiefbruder Ismael war mit seiner Mutter fortgeschickt worden, als Isaak noch klein war). Ja, Isaak hatte es gut als Sohn des berühmten und reichen Nomaden­fürsten Abraham. Aber wichtiger als das Gold, die Rinder­herden und die Kamele wurde für ihn Abrahams innerer Reichtum, an dem er ihn Anteil haben ließ: Das war sein Glaube an Gott den Herrn. Isaak lernte, dem Schöpfer der Welt zu vertrauen, zu ihm zu beten und ihm zu dienen.

Wie ernst es seinem Vater mit diesem Glauben war, das erfuhr Isaak durch ein Erlebnis auf dem Berg Morija. Nie in seinem Leben wird Isaak wohl den Augenblick vergessen haben, als sein Vater Abraham, der ihn doch so sehr liebte, plötzlich das Messer erhob und ihn als Menschen­opfer für Gott töten wollte. Nie wird er vergessen haben, wie der Engel des Herrn in diesem Moment eingriff und seinen Tod ver­hinderte. Nicht als un­begreifliche Grausamkeit hatte er das Tun seines Vaters damals erlebt, sondern als un­erschütter­liche Treue und Gehorsam zu Gott. An dieses Vorbild im Glauben hielt Isaak sich sein ganzes Leben lang: Er hörte auf Gott und vertraute ihm ganz so, wie sein Vater Abraham es getan hatte.

Als Isaak schon fast vierzig war, starb seine Mutter Sara, und es wurde einsam um Abraham und Isaak. Das weibliche Element fehlte. Da heiratete Abraham noch einmal, und zwar die wesentlich jüngere Frau Ketura. Aber zu den Kindern aus dieser Ehe fehlte Isaak die Beziehung; sie blieben ihm als Geschwister fremd. Er hatte jetzt eigene Viehherden zu be­aufsichtigen und war nur noch gelegent­lich bei seinem Vater zu Gast. Aber das Zelt seiner Mutter Sara, das er von Abraham bekam, stellte er neben seinem eigenen Zelt auf, und bei allem Schmerz über den Tod seiner Mutter hoffte er wohl im Stillen, dass dort wieder jemand einziehen werde. Auch Abraham dachte daran, dass Isaak bald heiraten sollte. Aber es sollte eine Frau sein, die Gottes Heilsplan nicht im Wege stand, eine Frau, die wie er und Isaak allein Gott dem Herrn vertraute und ihm diente. Somit kamen die Töchter des Landes Kanaan nicht in Frage, denn die dienten samt und sonders den Götzen. So kam es, dass Abraham für seinen Sohn eine Braut von seiner fernen Verwandt­schaft aus Haran holen ließ, aus dem Zweistrom­land. Sein treuer Knecht Eliëser musste ihm schwören, dass auch im Falle von Abrahams Tod Isaak keine Kanaa­niterin heiraten sollte, sondern eine Frau mit dem wahren Glauben.

Liebe Gemeinde, auch wenn heute Partner­schaft und Ehe ganz anders funktio­nieren als damals, auch wenn heute die Eltern sich bei der Partnerwahl ihrer Kinder meistens ganz zurück­halten, so wollen wir doch dies von Abrahams Brautwahl für Isaak festhalten: Es ist von großer Wichtig­keit, einen Partner oder eine Partnerin zu finden, der oder die denselben Glauben hat. Wie sollte sonst zum Bespiel ein ungläubiger Mann verstehen, dass es für seine Frau noch einen anderen gibt, den sie mehr liebt als ihn, ja mehr noch als alles auf der Welt: Jesus Christus? Es ist so wichtig für Eheleute, im Glauben eins zu sein! Es betrifft die Alltags­gestaltung, die Sonntags­gestaltung, die Kinder­erziehung sowie auch den Umgang mit Leid und Tod in der Familie.

Zurück zu Isaaks Frau. Die Geschichte ist allgemein bekannt, wie Abrahams Knecht die Richtige am Brunnen von Haran fand. Das Ent­scheidende war dabei sein Gebet: „Gott, zeige du mir das Mädchen, das du für Isaak bestimmt hast!“ Und Gott erhörte die Bitte und ließ Rebekka auf der Bildfläche erscheinen. Wenn ein Christ einen Partner sucht, dann verlässt er sich nicht auf die Liebe auf den ersten Blick, auch nicht auf die Disco und das Internet, sondern dann betet er: „Herr, zeige mir die Richtige!“ Dann wird Gott ihm schon eine Partnerin in den Weg stellen, die ihm nicht nur äußerlich gefällt, sondern die von ihrem ganzen Wesen her und vor allem mit ihrer Frömmigkeit zu ihm passt. So war's bei Rebekka. Das 1. Buch Mose vermeldet: „Das Mädchen war sehr schön von Angesicht, eine Jungfrau, die noch von keinem Manne wusste“ (1. Mose 24,16). Rebekka hatte es richtig gemacht: Sie hatte sich noch keinem Mann hingegeben, sondern auf den Einen gewartet, mit dem sie nach Gottes Willen im festen Bund der Ehe ein Fleisch werden sollte.

Rebekka und Isaak heirateten und gewannen einander sehr lieb. Rebekka füllte den leeren Platz, den Sara in ihrem Zelt und in Isaaks Herzen hinter­lassen hatte. Vierzig Jahre alt war Isaak zu diesem Zeitpunkt – für damalige Verhält­nisse noch recht jung, denn zu diesen Zeiten war die Lebens­erwartung der Menschen fast doppelt so hoch wie heute. Abraham zum Beispiel starb, als er 175 Jahre alt war. Isaak und sein Halbbruder Ismael begruben ihren Vater gemeinsam. Das Erbe hatte Abraham schon zu Lebzeiten geregelt: Ismael und seine Kinder aus zweiter Ehe hatten jeder ein kleines Vermögen ausgezahlt bekommen, aber der Haupterbe seines großen Reichtums war Isaak. Auch darin zeigte sich Abrahams Gott­vertrauen und Gehorsam: Weil er wusste, dass nur Isaak den besonderen Segen erben sollte, der einst über das Volk Israel und Jesus Christus zum ewigen Segen für alle Völker werden würde, darum sollte Isaak auch Alleinerbe seines irdischen Besitzes werden.

Isaak erwies sich dieses Erbes würdig. Er hielt den Reichtum zusammen und vermehrte ihn durch Fleiß und kluges Wirt­schaften. So zeigte sich, dass Gott den Isaak nicht nur geistlich segnete, sondern auch materiell. Es heißt: „Nach dem Tod Abrahams segnete Gott Isaak, seine Sohn“ (1. Mose 25,11).

Nur einen Segen verwehrte Gott scheinbar dem Isaak und seiner Frau Rebekka: Kinder­segen! Rebekka war un­fruchtbar, sie bekam keine Kinder. Was für eine Glaubens­anfechtung muss das für Isaak gewesen sein! Es ging ja nicht nur darum, eine fröhliche Familie zu werden, sondern es ging vor allem darum, dass sich Gottes ver­sprochener Heilsplan nun scheinbar doch nicht erfüllte – denn der hing ja unlöslich mit Abrahams Nachkommen zusammen, die von seinem Sohn Isaak gezeugt werden sollten. Aber Isaak wurde Gott nicht untreu. Vielmehr betete er. Immer wieder bat er den Herrn im Gebet, seine Frau doch fruchtbar zu machen und ihnen Kinder zu schenken. Zwei Jahrzehnte lang wurde Isaak nicht müde, so zu beten! Hast du auch so einen langen Atem im Gebet mit deinen Anliegen bei Gott? Glaubst du dann immer noch, dass er helfen wird? Isaak glaubte an Gottes Verheißung. Und sein Vertrauen wurde am Ende belohnt: Als er sechzig Jahre alt war, wurde Rebekka schwanger.

Und es waren sogar Zwillinge, die in ihrem Leib heran­wuchsen! Freilich machten sie die Schwanger­schaft äußerst beschwer­lich, sodass Rebekka manchmal wünschte, sie würde doch keine Kinder kriegen. Die Zwillinge traten und stießen sich in ihrem Bauch. Gott aber ließ Rebekka wissen, dass sich damit schon ein Konflikt ab­zeichnete, der später zwei ganze Völker verfeinden wüde: Das Volk der Edomiter und das Volk Israel, die Nachkommen-Völker der beiden Zwillinge. Edom und Israel wurden sie später genannt, ihre Geburts­namen aber lauteten Esau und Jakob. Esau war der Erst­geborene und hatte nach damaliger Auffassung besondere Rechte, nämlich das sogenannte Erst­geburts­recht. Aber Jakob folgte ihm auf dem Fuße: Er hielt Esau an der Ferse fest und erblickte unmittelbar nach ihm das Licht der Welt.

Als Jakob und Esau größer wurden, stellte sich heraus, dass sie sehr verschieden waren – nicht nur im Aussehen. Der wilde und unter­nehmungs­lustige Esau streifte in den Wäldern umher und ging auf die Jagd. Er brachte seinem Vater Isaak manches gute Wildbret mit nach Hause und wurde sein Liebling. Jakob blieb lieber bei den Zelten und beim Kochfeuer seiner Mutter Rebekka; er versorgte das Vieh. So wurde Jakob Rebekkas Liebling. Und so kam es, dass die harmonische Ehe von Isaak und Rebekka einen Knacks bekam: Rebekka hielt zu Jakob, Isaak zu Esau. Jakob und Esau aber stritten sich viel, wie es ja noch heute oft bei Ge­schwistern vorkommt. Jakob ging sogar so weit, dass er dem Esau mit List sein Erst­geburts­recht abkaufte. So wurde die Freude am großen Segen Gottes für Isaaks Familie getrübt. Ja, das tut menschliche Sünde: Sie trübt die Freude an Gottes Segen. Aber den Segen selbst kann sie nicht kaputt machen, denn Gott sorgt dafür, dass seine Heils­geschichte weitergeht.

Wie sie für Isaak und seine Familie weiterging, darüber werde ich in meiner nächsten Isaak-Predigt sprechen. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2006.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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