Der Diamant

Predigt über Apostelgeschichte 16,31 zur Konfirmation

Liebe Konfirmanden, liebe Festgemeinde!

Als ich selbst noch ein Konfirmand war, nahm ich einmal an einer Freizeit teil. Und da saß mit unserem Pastor und mit uns Konfir­manden abends noch ein junger Mann am Tisch, den ich nicht kannte. Unser Pastor schien ihn aber gut zu kennen, denn er fragte ihn mit leicht spöttischem Unterton: „Was wollen Sie eigentlich werden?“ Der junge Mann gab eine bemerkens­werte zweisilbe Antwort: „Selig.“ Diese Antwort hat mich sehr beeindruckt und immer wieder in Gedanken beschäf­tigt, und es wurde mir klar: das ist das Wichtigste im Leben, darauf kommt es vor allem an, dass man selig wird, gerettet, geheilt, befreit von finsteren Mächten – also dass man Frieden mit Gott findet und in den Himmel kommt.

Unser Bibelwort sagt uns, wie man selig wird: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig.“ Zu diesem Bibelwort gehört eine spannende biblische Geschichte, die ich jetzt aber nicht erzählen werde, weil der heutige Gottes­dienst sowieso schon recht länglich ist. Wer will, kann sie zu Hause in seiner Bibel nach­schlagen, im 16. Kapitel der Apostel­geschichte. Ich will jetzt also nicht weiter darauf eingehen, dass die ganze Sache im Knast statt­gefunden hat und wieso der Apostel Paulus und sein Mitarbeiter Silas als Gefangene da gelandet sind. Diese beiden waren es jedenfalls, die dieses Wort gesagt haben. Sie sagten es dem Gefängnis­direktor, als der gerade Selbstmord begehen wollte, und dieser Selbstmord hängt mit einem Erdbeben zusammen, das in der Nacht passiert war. Aber, wie gesagt, das führt jetzt alles zu weit. Wichtig ist vor allem, was Paulus in Gottes Namen geredet hat: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig.“ Dieses Wort ist gewisser­maßen ein Diamant, ein besonders kostbarer Stein unter allen Worten der Heiligen Schrift. Man kann ihn für sich betrachten, sozusagen ohne Fassung, man kann ihn im Licht hin und her drehen und darüber staunen, wie er dann mit immer neuen Farben blitzt und strahlt. Das wollen wir jetzt tun.

Wir können dieses Wort aus der Richtung des Herrn Jesus Christus betrachten. Der Schlüssel zur Seligkeit ist nicht eine bestimmte Welt­anschauung, nicht das Fürwahr­halten bestimmter Glaubens­sätze, nicht ein recht­schaffenes Leben mit liebevoller Zuwendung zum Mit­menschen, nicht eine aktive Beteiligung am kirchlichen Leben – das alles ist gut und wichtig, aber es ist eben nicht der Schlüssel zur Seligkeit. Der Schlüssel zur Seligkeit ist vielmehr eine Person, und die heißt Jesus Christus. An ihn glauben macht selig. An ihn glauben heißt ihm vertrauen und mit ihm leben. Was das bedeutet, liebe Konfir­manden, darüber haben wir im Unterricht ausführlich gesprochen, und heute seid ihr im Begriff, dazu ja zu sagen. Wer so glaubt, wie ihr heute bekennt, und wer so mit Jesus lebt, der wird selig, denn Jesus ist der Selig­macher, Retter, Heiland, Befreier und Friedens­bringer; er ist der eine Weg zum Himmel.

Wir können dieses Wort auch aus der Richtung des Gefängnis­direktors betrachten. Wie schon gesagt, er war gerade am Selbstmord vorbei­geschrammt, war völlig durch­einander. Aber er hatte irgendwie begriffen, dass diese beiden merk­würdigen Gefangenen einen guten Draht zum lieben Gott hatten und dass der liebe Gott der Einzige war, der ihm noch helfen konnte. Darum bat er die beiden un­gewöhnlich höflich: „Liebe Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde?“ Und da bekam er unseren Diamenten als Antwort: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig.“ Das wollte er auch. Paulus erklärte ihm die Sache mit Jesus genauer, und dann taufte er den Mann. Das machte ihn selig, das rettete ihn, das half ihm, das befreite ihn von finsteren Mächten; das schaffte ihm Frieden mit Gott und schloss den Himmel auf. Ihr, liebe Konfir­manden, seid schon als Kinder getauft worden, ihr seid schon gerettet. Aber heute gebt ihr euer persön­liches Okay dazu – so wie der Gefängnis­direktor damals zu Jesus ja sagte. Und genau wie ihm damals, so gilt euch heute Gottes Ver­sprechen, dass dieser Glaube der Schlüssel zum Seligwerden ist. Ganz egal, was ihr sonst noch werdet im Leben – Bäcker oder Bundes­kanzlerin, Geschäfts­führerin oder Gefängnis­direktor, Aktionär oder arbeitslos – mit Jesus werdet ihr auf alle Fälle selig.

Wir können dieses Wort auch aus der Richtung der Angehörigen des Gefängnis­direktors betrachten. Die An­gehörigen, das ist sein „Haus“, wie es in dem Bibelwort genannt wird: Frau, Kinder, vielleicht noch andere Verwandte und (in damaliger Zeit ganz normal) auch Haus­personal, das praktisch mit zur Familie gehörte. Auch sie konnten durch den Glauben an Jesus selig werden – sogar die kleinen Kinder, die noch nicht selbst den Glauben bekennen konnten! Ein paar Verse später lesen wir, dass sie alle getauft wurden, das ganze Haus des Gefängnis­direktors. Und wir können uns vorstellen, dass seine Kinder dann später ihre eigenen Kinder auch tauften und ihnen von Jesus erzählten, und die haben den Glauben von Jesus dann wieder an die nächste Generation weiter­gegeben. Auf solche Weise hat sich Gottes Reich auf unzählige Menschen aus­gebreitet, und der Glaube ist durch die Jahr­hunderte weiter­getragen worden wie ein Staffel­stab. Ihr, liebe Kon­firmanden­eltern, habt eure Kinder taufen lassen und habt dafür gesorgt, dass sie zum Unterricht kommen. Auch wenn eure Kinder nun heute selbst ihren Glauben bekennen: Begleitet sie weiter, betet für sie, geht mit ihnen zur Kirche und gebt ihnen ein gutes christ­liches Vorbild! Ihr, liebe Kon­firmanden, ihr fasst heute am Staffelstab selbst an. Und wenn Gott euch einmal Kinder schenken wird, dann seht zu, das die Sache weitergeht! Das beginnt jetzt schon damit, dass ihr Gott um den richtigen christ­lichen Ehepartner bittet – wir haben darüber im Unterricht gesprochen. Und wenn dann der oder die Richtige gekommen ist, dann habt den Mut und heiratet, habt den Mut und gründet eine christliche Familie. Und dann bringt eure Kinder zur Taufe, betet für sie und mit ihnen, geht mit ihnen zur Kirche, erzählt ihnen von Jesus, gebt ihnen ein gutes christ­liches Vorbild und schickt sie zum Kon­firmanden­unterricht. Dann wird der Tag kommen, wo sich der Kreis schließt, wo sie dann konfirmiert werden, wo sie dann ihrerseits den Staffelstab in die Hand nehmen. Und wir merken dabei: Der Glaube an Jesus, das ist nicht nur die Privatsache des Einzelnen, sondern es geht hier um Gottes Reich, um die Christen­heit und nicht zuletzt auch darum, ob unser Volk christlich bleibt beziehungs­weise wieder neu christlich wird.

Wir können dieses Wort schließlich auch aus der Richtung des Apostels Paulus betrachten. Eigentlich hätte er dem Gefängnis­direktor ja furchtbar böse sein müssen, saß er doch unschuldig im Knast. Man hatte ihn sogar gefoltert, man hatte ihm den Rücken blutig gepeitscht. Aber trotzdem gab er dem Gefängnis­direktor das Beste, was er zu bieten hatte – er gab ihm den Diamanten: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig.“ Er liebte seinen Feind, wie Jesus seine Feinde liebte. Er war nicht nur in der Synagoge und in der Gemeinde ein Zeuge des Evan­geliums, sondern auch in dieser unmöglichen Situation. Liebe Kon­firmanden, das hoffe ich von euch: dass ihr euch nicht nur heute in der Kirchen zu Jesus bekennt, wo alle das von euch erwarten, sondern auch da, wo man es nicht erwartet: In der Schule zum Beispiel, im Sportverein oder vor euren Kumpels. Und wenn von denen mal einer in der Patsche sitzt, so ähnlich wie der Gefängnis­direktor damals, dann gebt ihm den ent­scheidenden Tipp, dann gebt ihm den Diamanten: „Glaube an den Herrn Jesus!“ Ihr könnt einem Menschen nichts Besseres schenken, denn so wird er selig, so wird er gerettet, so wird er heil, so findet er Frieden, so kommt er in den Himmel.

„Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!“ – dieses Wort fasst aufs Kürzeste zusammen, was ihr in den letzten anderthalb Jahren gelernt haben. Und jetzt überreiche ich euch zum Schluss dieses Wort wie einen Diamanten, wie einen Kon­firmations­spruch gewisser­maßen. Keine Sorge, ihr kriegt nachher noch jeder seinen eigenen Kon­firmations­spruch. Aber nehmt dieses Diamanten­wort sozusagen als zweiten Kon­firmations­spruch mit. Und passt gut auf, dass euch niemand diesen edlen Stein wegnimmt! Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2006.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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