Gottes drei Garantie-Siegel

Predigt über 2. Korinther 1,18‑22 zum 2. Advent

Liebe Brüdern und Schwestern in Christus!

Ich habe den Eindruck, dass Ver­abredungen und Termin­vereinbarun­gen heute nicht mehr so fest und verbindlich sind wie früher. Im Zeitalter der Handys ist man flexibler geworden. Wenn man im Stau steckt, in einem verspäteten Zug sitzt oder aufgehalten wird, dann ruft man einfach an und sagt: „Ich komme später.“ Oder wenn sich bei der Termin­planung eine unvermutete Lücke auftut, dann ruft man einfach an und sagt: „Kann ich eben mal vorbei­kommen?“

Der Apostel Paulus hatte noch kein Handy und war auch sonst mit seinen Kommu­nikations­möglich­keiten im Vergleich zu heute sehr ein­geschränkt. Die Briefe, die er schrieb, waren oft monatelang unterwegs. Deshalb musste er seine Termine langfristig planen und absprechen. So nahm er sich im Frühjahr 56 nach Christus vor, die junge Christen­gemeinde in Korinth zu besuchen, und teilte ihr das im 1. Korinther­brief mit. Aufgrund widriger Umstände konnte er diesen Plan aber nicht ver­wirklichen, sondern musste seine Korinth-Reise um mehr als ein Jahr auf­schieben. In Korinth waren einige Christen ziemlich sauer auf ihn und sagten: „Der Paulus ist ein un­zuverlässi­ger Mensch. Erst sagt er, dass er kommt, und dann kommt er nicht.“ Manche nahmen diese Un­zuverlässig­keit sogar zum Anlass, seine Autorität als Apostel in Frage zu stellen. Als Paulus im Frühjahr 57 davon hörte, setzte er sich sofort hin und schrieb den 2. Korinther­brief. Darin recht­fertigte er die Änderung seiner Reisepläne und versicherte den Korinthern, dass sein Vorhaben, bald zu kommen, durchaus ehrlich gemeint war. Leiden­schaftlich verteidigte er dann seine aposto­lische Autorität und bezeugte den Korinthern, dass seine Verkündi­gung absolut verlässlich ist. Es handelt sich dabei, schrieb er, nicht um eigene menschliche Gedanken, sondern um Gottes Wort. Und in diesem Zusammen­hang hat Paulus auch die Sätze geschrieben die wir als Predigttext gehört haben.

Die Botschaft von Jesus Christus ist zu­verlässig. Durch Jesus haben wir Vergebung der Sünden und ewiges Leben, das ist verläss­lich. Es ist „amen“, um das hebräische Fremdwort zu gebrauchen. „Amen“ heißt: „Ja, so ist es, zu­verlässig.“ Und damit die Korinther das fest glauben und nicht durch die mensch­lichen Änderungen der Reisepläne des Paulus daran irre werden, nennt Paulus drei Garantie-Siegel Gottes, die das bezeugen. Das erste Garantie-Siegel sind die Ver­heißungen der Propheten des Alten Testaments, die das Kommen des Erlösers voraus­sagen. Jesus hat sie alle erfüllt; „auf alle Gottes­verheißun­gen ist in ihm das Ja“. Damit besiegelt Gott: Dieser Jesus von Nazareth ist der Erlöser, der lange versprochen und von Gott selbst gesandt wurde. Das zweite Garantie-Siegel beschreibt Paulus mit der Aussage: „Gott hat uns gesalbt und ver­siegelt.“ Damit ist die Taufe gemeint. Wer getauft ist, an dem hat Gott sein heiliges Zeichen und Siegel gemacht, das bedeutet: „Du gehörst nun zu mir, du bist mein Kind, du sollst ewig leben.“ Das dritte Garantie-Siegel aber ist der Heilige Geist, den Gott als „Unter­pfand“ in unsere Herzen gegeben hat, wie Paulus es formuliert. Ein Pfand ist eine Leihgabe, die als Sicherheit übergeben wird. So ist das mit dem Heiligen Geist in unseren Herzen: Auch wenn es nicht möglich ist, das Heil durch Jesus mit wissen­schaft­licher Vernunft zu erklären und zu beweisen, so gibt uns doch der Heilige Geist im Herzen die Gewissheit, dass es so ist.

Liebe Gemeinde, wir haben Gottes Garantie-Siegel in der heutigen Zeit ebenso nötig wie die Menschen damals. Denn der Glaube ist auch heute noch und heute wieder besonders an­gefochten. Das liegt manchmal an demselben Grund, der damals bei den Korinthern bestand: Auch heute kann die menschliche Schwäche und menschliche Un­zuverlässig­keit von Gottes Boden­personal bewirken, dass auch ihre Botschaft für un­zuverlässig gehalten wird. Wenn man sich vor Augen führt, wieviele Fehler die Kirche im Namen Jesu in der Vergangen­heit gemacht hat und heute noch macht, oder wenn man bedenkt, wie schrecklich zer­splittert die Christen­heit ist in Kon­fessionen und Sekten, dann kann schon die Frage aufkommen, ob denn das stimmt, was da verkündigt wird: die Vergebung der Sünden im Namen Jesu und das ewige Leben. Aber auch andere Gründe können uns zweifeln lassen, wissen­schaftliche Erkennt­nisse zum Beispiel oder die Frage, wie denn die Liebe Gottes mit all dem Leid in der Welt zu vereinbaren sei.

Dem allen können wir keine Vernunft-Argumente gegenüber stellen, denn Gott wäre nicht Gott, wenn er sich von unserer be­scheidenen mensch­lichen Vernunft erfassen und beurteilen ließe. Aber wir können unseren Zweifeln Gottes drei Garantie-Siegel gegenüber­stellen, die ja in diesem Bibelwort auch zu unserer Ver­gewisserung genannt werden: Ja – ja – ja; amen – amen – amen; zuverlässig – zuverlässig – zuverlässig ist die Frohe Botschaft von Jesus Christus!

Erstens erweist sie sich als zu­verlässig, weil Christus die Ver­heißungen der alt­testament­lichen Propheten erfüllt hat. Und wenn man sich mal mit diesem Thema näher be­schäftigt, dann kommt man aus dem Staunen nicht heraus: Bis in die kleinsten Kleinig­keiten hinein ist das Evangelium von Jesus im Alten Tesament voraus­gesagt worden. Die Abstammung vom Geschlecht David, die Jung­frauen­geburt der Maria, der Geburtsort Bethlehem, der Einzug in Jerusalem auf einem Esel, der mit dreißig Silber­lingen honorierte Verrat, der Kreuzestod um unserer Sünde willen, die Auf­erstehung von den Toten am dritten Tage und vieles andere mehr wurde über den kommenden Erlöser voraus­gesagt und ist dann durch Jesus von Nazareth in Erfüllung gegangen.

Zweitens erweist Gott das Evangelium für jeden von uns persönlich als zuverlässig dadurch, dass wir getauft worden sind. Die Taufe ist eine objektive und doku­mentierte Tatsache in unserem Leben; die meisten kennen ihren Tauftag und haben auch einen Taufschein. Die Bibel bezeugt nun klar jedem, der getauft ist, dass er selig wird – sofern er die Taufe nicht verachtet, sondern sie glaubend annimmt. Martin Luther hat in Zeiten großer Anfechtung mit Kreide vor sich auf den Tisch ge­schrieben: „Baptizatus sum – ich bin getauft.“ So hat er sich mit Gottes Ja, mit Gottes Garantie-Siegel des Heils, getröstet und ist im Glauben wieder stark geworden.

Das dritte Garantie-Siegel ist der Heilige Geist. Er meldet sich als innere Stimme zu Wort, die sagt: „Höre auf das, was Gott sagt, und vertraue dem Wort. Lass dich nicht beirren von all den anderen Stimmen, die dir den Glauben kaputt machen wollen.“ Diese innere Stimme hat Christen in den zweitausend Jahren des neuen Bundes immer wieder geholfen und durch­getragen. Sie hat den Märtyrern Kraft gegeben, ihren Glauben zu bezeugen, als sie dafür ihr Leben lassen mussten. Sie hat die Kirche erkennen lassen, welche Schriften Gottes Wort sind und in die Bibel gehören. Und ich hoffe, du kennst diese Stimme auch. Und wenn du meinst, dass sie nur ganz schwach ist – nun, es gibt eine Möglich­keit, dass sie wieder stärker wird: Das geschieht durch Gebet. Das geschieht durch Be­schäftigung mit Gottes Wort. Das geschieht in der Gemein­schaft mit anderen Christen. Das geschieht im Gottes­dienst. Das geschieht im Heiligen Abendmahl. Durch all dies kommt der Heilige Geist zu dir und bezeugt dir voll­mächtig: „Das Evangelium ist zu­verlässig, ja und Amen.“

Und darum spreche ich auch am Ende der Predigt zum Lobe Gottes: Ja, das ist zuverlässig wahr; im Namen Jesu. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2005.

Autor: Pastor Matthias Krieser

SOLI DEO GLORIA!

PREDIGTKASTEN

►  Startseite

►  Impressum