Die christliche Kampfausrüstung

Predigt über Epheser 6,10‑17 zum 21. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Eine Eishockey-Mannschaft rüstet sich zum Kampf. Jeder Spieler weiß: Wir müssen stark sein, wir dürfen den Gegner nicht unter­schätzen. Eishockey-Spielen ist kein Sonntags­spazier­gang, das kann man nicht gelegent­lich nebenbei tun. Eishockey erfordert Einsatz. Und es erfordert die richtige Ausrüstung: Schlitt­schuhe, Schutz­anzug, Helm, Bein­schützer und natürlich einen guten Schläger.

Nun geht es ja beim Eishockey nur um die sportliche Ehre. Bei anderen Kämpfen geht es um mehr. Im Krieg geht es um Leben und Tod. Deshalb ist jedem Soldaten klar: Krieg führen ist kein Sonntags­spazier­gang, da ist ganzer Einsatz gefordert. Man darf den Gegner mit seinen Tricks und seiner Stärke nicht unter­schätzen. Und natürlich ist auch für den Soldaten die Kampf­ausrüstung von größter Wichtig­keit. Zur Zeit des Neuen Testaments war ein römischer Legionär folgender­maßen aus­gestattet: Er besaß einen Gürtel, mit dem er sein langes Obergewand zum Marschieren hochband; nur so kam er schnell voran. Ein Helm schützte seinen Kopf, ein lederner Brustpanzer den Leib, und mit einem Schild konnte er das Gesicht vor Pfeilen schützen. Er besaß ein Schwert als Angriffs­waffe, und er hatte solide Stiefel, mit denen er in jedem Gelände gut vorankommen konnte.

Beim Eishockey-Spieler geht es um die sportliche Ehre, beim Soldaten geht es um Leben und Tod des Leibes, beim Christen geht es um noch mehr: Es geht um Leben und Tod der Seele; es geht um das ewige Leben. Es geht also letztlich um die Frage, ob ich einmal in den Himmel komme oder ob ich für immer aus Gottes Nähe verstoßen bin. Auch darum tobt ein erbitterter Kampf, freilich ein Kampf, den wir mit unseren fünf Sinnen nur indirekt wahrnehmen. Was der Apostel Paulus hier den Ephesern schrieb, das sagt uns Gottes Wort wiederholt und daher mit Nachdruck: „Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen (wir haben es also nicht mit mensch­lichen Gegnern zu tun wie der Sportler oder der Soldat), sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.“ Es ist der Teufel mit seinem Heer von bösen Geistern. Das ist die unsichtbare gegnerische Mannschaft, das ist das feindliche Heer, mit dem wir Christen zu kämpfen haben. Der Teufel hat noch eine Frist, wo er in dieser Welt allerlei Unheil und Verderben anrichten kann – wir merken das sehr wohl! – , und er tut es mit dem Zweck, Seelen zu vernichten, Menschen für Zeit und Ewigkeit kaputt zu machen, sodass sie ihren Frieden mit Gott verlieren und nicht in den Himmel kommen.

Machen wir uns nichts vor: Christsein ist kein Sonntags­spazier­gang. Man kann seinen Glauben nicht gelegent­lich und nebenbei ausüben. Christsein fordert ganzen Einsatz. Wer als Christ halbherzig und lau ist, der kann es auch gleich ganz sein lassen. Wer Jesus Christus nicht als Herrn haben möchte, sondern als Diener für ein bequemes Leben oder als Ver­sicherungs­schutz gegen Leid­erfahrung, der hat noch nicht begriffen, dass Christsein in dieser Welt kämpfen bedeutet. „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!“, so ruft es uns die Heilige Schrift an anderer Stelle zu (1. Tim. 6,12).

Und so kann der erste Satz unseres Predigt­textes als Überschrift über alle Verse gelten, ja als Überschrift über unser Christen­leben in dieser Welt: „Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.“ Seid stark – nicht schwäch­lich, nicht lau, nicht halbherzig, nicht verzagt. Seid stark in dem Herrn, nämlich im Herren Jesus Christus. Versucht nicht, aus euch selbst heraus stark zu sein. Mit Selbst­vertrauen hat der christliche Glaube nämlich nichts zu tun. Wer sich auf sich selbst verlässt, wird schnell an die Grenzen seiner Kraft stoßen. Auf uns selbst angewiesen sind wir nackt; wir sind schutzlos den Angriffen des Teufels aus­geliefert. Darum müssen wir den Herrn um Stärke bitten und uns von ihm für den Kampf gegen den Teufel ausrüsten lassen. Nur so können wir siegen.

Diese Kraft des Herrn wird in unserem Bibel­abschnitt mit dem Bild der christ­lichen Kampf­ausrüstung erklärt, die Gott uns schenkt. Da ist der Gürtel der Wahrheit. Es ist die Wahrheit von Gottes Wort in der Bibel. Und es ist die Wahrheit des Fleisch gewordenen Wortes Jesus Christus, der von sich selbst sagte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh. 14,6). Wer an Jesus glaubt und auf sein Wort in der Bibel achtet, der hat das lange Gewand mensch­licher Gedanken hoch­gegürtet, damit er sich nicht in Zweifeln verheddert und darüber stolpert.

Und da sind dann weiterhin drei schützende Ausrüstungs­gegenstän­de: Der Schild des Glaubens, der Helm des Heils und der Brustpanzer der Gerechtig­keit. Sie sorgen dafür, dass die tödlichen Pfeile der Anfechtung, die der Teufel auf uns abschießt, keinen Schaden anrichten. Diese Pfeile der Anfechtung können giftige Fragen sein, die uns plötzlich in den Sinn kommen: „Sollte es den Schöpfer überhaupt geben, den all­mächtigen Herrn im Himmel? Haben sich Welt und Leben nicht von selbst ent­wickelt?“ Da halten wir den Schild des Glaubens hoch und sagen: „Ach, wer bin ich denn, dass ich die Welt mit meinem Verstand erfassen will? Welcher Mensch wollte sich das anmaßen, und sei er noch so klug? Ich vertraue schlicht und kindlich darauf, was Gott mir in seinem Wort sagt. Und da steht alles klar und deutlich drin von dem all­mächtigen Herrn, der die Welt geschaffen hat.“ Aber da fliegt schon der nächste Pfeil des Teufels: „Wenn es denn Gott gibt, sollte er wirklich gütig und barmherzig sein? Wie kommt es denn dann, dass er so viel Leid und Elend auf der Welt zulässt, dass er gewaltige Natur­katstrophen und heim­tückische Krankheiten schickt? Wie kommt es denn, dass er auch dir persönlich so viel Schweres zumutet?“ Da verlassen wir uns auf den Helm des Heils. Es ist das Heil, das der Heiland Jesus Christus für uns erworben hat. An Jesus und seiner Liebe erkennen wir, dass Gott uns Menschen herzlich liebt und es gut mit uns meint. Daran halten wir uns fest, wenn wir in unserem Leben zeitweilig wenig von Gottes Liebe spüren. Der Heiland hat ja selbst das große Leid des Kreuzes auf sich genommen, um uns zu helfen. Aber da fliegt schon der nächste Pfeil des Teufels: „Selbst wenn Gott gütig und barmherzig ist, wie sollte er denn aus­gerechnet dir seine Liebe und Güte schenken? Sieh doch dein Leben an, was du alles falsch gemacht hast, wie lieblos und egoistisch du oft warst und wie oft du Gott in den Hintergrund treten ließest.“ Aber da verlassen wir uns auf den Brustpanzer der Gerechtig­keit. Bei dieser Gerechtig­keit geht es nämlich nicht darum, ob ich alles recht und richtig gemacht habe; es geht vielmehr darum, dass Gott mich ansieht wie einen, der in seinen Augen recht und richtig ist. Ich bin ja getauft, da wurden alle meine Sünden ab­gewaschen. Gottes Wort erinnert mich immer wieder daran und spricht mir immer wieder neu zu: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ Dieser Urteils­spruch Gottes macht mich gerecht, egal, wieviele Sünden ich begangen habe. Es ist die Gerechtig­keit des Herrn Jesus Christus, die mir geschenkt wird und die ich im Glauben erfasse, es ist Gottes Recht­fertigung. An anderer Stelle schrieb der Apostel Paulus: So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben“ (Römer 3,28).

So geschützt vor den Pfeilen des Teufels, können wir nun selbst zum Angriff übergehen und ihn in die Flucht schlagen. Wir tun es mit dem Schwert des Geistes, mit dem Wort Gottes. Das wollen wir immer wieder trainieren: Wir wollen in der Bibel lesen, Predigten hören und über Gottes Wort nachdenken. Wenn wir das fleißig tun, wird uns Gottes Wort prägen, wir werden in der Bibel zu Hause sein und mit der göttlichen Lehre sowie mit dem Wort Jesu Christi immer besser den Teufel abwehren können. Dabei sollen wir nicht bei uns selbst stehen bleiben, sondern auch für andere kämpfen: Wir sollen auch anderen Menschen die frohe Botschaft von Jesus weiter­sagen, wir sollen ihnen mit Wort und Tat Zeugen für das Evangelium von Gottes Liebe werden. Darum gehören letztlich auch Stiefel zur christlichen Kampf­ausrüstung, nämlich die Stiefel der Bereit­schaft, für das Evangelium des Friedens ein­zutreten.

So rundherum aus­gerüstet, brauchen wir uns vor dem Feind nicht zu fürchten, denn wir wissen, dass Christus den Teufel und sein Heer ja eigentlich schon längst besiegt hat. Darum: „Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.“ Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2005.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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